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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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zeichnete ein leuchtendes Symbol in die Luft. „Lux fiat!“, rief er und schleuderte das leuchtende Symbol in den finsteren Wirbel, als sei es aus fester Materie. Ein blendend helles Licht brach aus dem Symbol hervor und brannte die Dunkelheit für einen kurzen Moment fort. Für einen winzigen Augenblick konnte Nostradamus in das Innere des Wirbels sehen, bevor die Dunkelheit sich über der Helligkeit schloss, wie Wasser sich über dem Loch schließt, das ein Stein reißt, den man in ein stilles Gewässer wirft.
    Dann riss ein Sturm den Propheten fort von dem Wirbel, ein Sturm von entfesselter Wut und unbändigem Hass. Ein Schrei von so unglaublicher Bösartigkeit, dass die Anderwelt für einen Augenblick lang alle Farbe verlor. Der Alte wurde davongerissen, hinweggespült vom Hass einer Kreatur, so fremdartig, dass sie jeder Beschreibung Hohn sprach. Er wurde aus der Anderwelt förmlich hinauskatapultiert. Sein Körper taumelte zurück, als habe ihn ein heftiger Schlag etroffen, als seine Seele wieder in den Leib zurückprallte. Nur mühsam konnte er sein Gleichgewicht wahren. Sein Schädel schmerzte und Blut lief ihm aus Nase und Ohren. Nostradamus brauchte geraume Zeit, bis er sich aufraffen konnte und zu dem Tisch taumelte, auf dem seine Kräuter und Mittel aufgestellt waren. Mit zitternden Händen mischte er Kräuter und Pulver in einem Becher, verdünnte mit Wein und trank ihn in einem Zug leer. Der Trunk würde ihn stärken und der bösartigen Macht entgegenwirken, mit der Kontakt gehabt hatte. Er war leichtsinnig gewesen, hatte sich zu sehr auf seine Macht verlassen. Es war schon lange her, dass er einer so gewaltigen Kraft gegenübergestanden hatte. Ein unverzeihlicher Fehler, der ihn leicht sein Leben hätte kosten können.
    Langsam hoben sich die Schleier aus Schmerz, die sein Denken vernebelt hatten. Der Trank tat seine Wirkung. Nostradamus ließ sich auf der Bank nieder, die unter einem der verhängten Fenster stand. Er wischte sich das Blut von Kinn und Ohren. Was war da nur geschehen? Das Wesen, das in dem Wirbel aus reinem Chaos saß, war mächtiger als er je eines erlebt hatte und er hatte schon viel gesehen!
    Aber das Wagnis war nicht vergebens gewesen! Er hatte einen kurzen Blick auf das Unheil werfen können, auf das, was sich da manifestierte. Noch war das Wesen, so bösartig es auch sein mochte, nicht stark genug, um sich frei zu bewegen, aber das war nur eine Frage der Zeit, wenn niemand ihm Einhalt gebot. Nostradamus schloss seine Augen und rief sich die Bilder ins Gedächtnis zurück. Noch waren sie frisch und er erkannte deutlich, dass eine Person im Mittelpunkt des Unheils stand. Ein Gesicht hatte er deutlich sehen können, ein Gesicht, das er kannte. Das Gesicht von Vlad dem Dritten.
    Und da waren noch mehr Gesichter gewesen, die sich im Wirbel des Unglücks aufhielten, aber diese Gesichter waren gegen Vlad gewandt. Auch diese kannte Nostradamus. Es waren die Antlitze von Rebekka und Hassan-i-Sabbah und einem Wesen, das aussah wie eine gepanzerte Echse. Der Prophet konnte nicht erkennen, wer oder was dieser Gepanzerte war. Er sah aber, dass die drei zusammen gegen das Böse stehen sollten. Aber das war nicht der Fall. Jeder der drei stand allein, jeder für sich. Wenn das so blieb, würde der Drache, würde Vlad, der Vampir, das Verderben über die Welt bringen.
    Und da war noch etwas, das Nostradamus beunruhigte. Er hatte einen kleinen Schatten gesehen, der sich abseits des schwarzen Wirbels gebildet hatte. Noch war er klein, winzig, schwach. Aber er kam aus dem Herzen der Finsternis und er würde wachsen. Was auch immer das sein mochte, es trug die Saat des Bösen weiter in die Welt hinein.
    Nostradamus fühlte sich angeschlagen, müde und geschwächt, aber er hatte noch etwas zu tun, bevor er sich ein wenig Ruhe gönnen konnte. Auf dem Tisch stand eine kleine Schatulle. In der Schatulle befanden sich ein paar Dinge, die Nostradamus vorsorglich gesammelt hatte. Was er nun vorhatte, war nicht ungefährlich, aber nicht in der Art, wie es seine Reise in die Anderwelt gewesen war. Die Gefahr ging in diesem Fall von der Kirche aus. Das, was er vorhatte, konnte ihn auf den Scheiterhaufen bringen, wenn es einem Kleriker hinterbracht würde. Die Inquisition würde ihn, den konvertierten Juden, ohne Gnade dem Feuer übergeben. Nostradamus öffnete die Schatulle. Darin lagen die Dinge, die er brauchte. Eine Haarlocke, ein Stück Stoff und eine Pistolenkugel.
    Der Prophet legte die drei Dinge in

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