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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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ausdrücklichen Befehl zu verstoßen. Dafür haben sie viel zu viel Angst vor ihm. Nein, das haben nicht die Walachen getan ...“
    „Herr, seht ...“ Es geschah nicht oft, dass der Assassine etwas sagte und so schauten Rebekka und von Steinborn unwillkürlich zu ihm hin. Der Schwarzgekleidete deutete auf den Himmel vor ihnen. Rebekka und der Freiherr folgten seinem zeigenden Finger. Am Firmament zogen große schwarze Vögel dahin. Viele Vögel. Über einem Streifen vor ihnen flogen ganze Wolken von Krähen und Raben. Sie kreisten über einer eng begrenzten Stelle. Von Steinborn wusste, was das bedeutete. Er hatte dergleichen schon oft gesehen. Über Schlachtfeldern kreisten solche Schwärme immer. Dort gab es Nahrung für sie. „Totenvögel.“, sagte der Assassine. Von Steinborn nickte. „So ist es.“ Er gab seinem Pferd die Sporen. Rebekka und der Mann in Schwarz folgten ihm.
    Der Anblick war grauenerregend. Sie waren kaum eine halbe Stunde geritten, als sie an einem freien Feld ankamen, das sich in eine Senke hinunter erstreckte. Über dem Feld kreisten die Krähen. Unter ihnen lagen hunderte von Toten. Hier war ein ganzes Heer hingeschlachtet worden. Rebekka, von Steinborn und der Assassine ritten durch die Berge von Leichen. Viele der Körper waren förmlich zerfetzt worden. Ihnen waren Arme und Beine ausgerissen worden. Kaum eine zeigte die scharfen, geraden Wunden von Schwerthieben oder Einschusslöcher von Kugeln. Die Wundränder waren gezackt, unregelmäßig, wie sie erscheinen, wenn Glieder abgerissen werden.
    „Vlads Vampire.“, riet Rebekka, „Sie haben das hier getan!“ Von Steinborn deutete auf einige halb fertige Kriegsmaschinen, die inmitten der Toten standen. „Die Soldaten, die hier liegen … sie haben die Gepfählten abgenommen und die Pfähle aus dem Boden gezogen. Sie haben daraus Rammböcke und Katapulte bauen wollen. Aber sie sind nicht fertig geworden. Seht Ihr die Rüstungen? Die Wappen? Hier sind Anjou, Navarra, dort die Wappen von Perrier und la Voisier. Diese Männer, die hier in ihrem Blut liegen, wurden von den Herrschern gesandt, um Vlad entgegenzutreten. Wie wir sehen, scheiterten sie. Vlad ist ihnen zuvorgekommen. Er hat sie angegriffen, als sie es nicht erwarteten.“
    „Und er hat keinen am Leben gelassen“, flüsterte Rebekka. „Ich kann kein Leben feststellen. Alle, die hier liegen, sind tot.“
    „Das sieht Vlad ähnlich“, knurrte von Steinborn. „Keine Gefangenen. Ihr seid sicher? Alle tot?“ Rebekka seufzte. „Hier leben nur Pferde, Ratten und Krähen, Würmer und Insekten ...“ Schweigend ritten sie durch die Senke auf die andere Seite. Auf der Anhöhe stand ein großes Zelt, prächtig verziert, das Zelt des Anführers. Sie banden ihre Pferde an. Die Tiere waren nervös. Der Geruch des Todes weckte ihre Fluchtinstinkte.
    Im Zelt war viel Blut am Boden, aber es lagen keine Toten herum. Der Wind stand günstig und wehte von ihnen fort, sodass der Gestank nach Tod weniger penetrant war. Auf einem Tisch standen Karaffen mit Wein und Schnaps. Von Steinborn schnupperte an einer der Flaschen und schenkte sich dann in einen unbenutzten Becher von dem Branntwein ein. Er konnte jetzt einen guten Schluck vertragen.
    Rebekka stöberte in den Papieren, die neben den Flaschen und Karaffen auf dem Tisch lagen. „Ein Heer, zusammengestellt von den Königen Frankreichs und Italiens und den freien Städten“, sagte sie. „Ihr hattet recht mit Eurer Vermutung. Nach diesen Papieren zu urteilen müssen es über zweitausend Soldaten gewesen sein. Wie viele mögen dort draußen liegen?“ Von Steinborn stellte den geleerten Becher ab. „Weniger in jedem Fall. Vlad hat sicher einige zu seinen Vasallen gemacht. Zu Vampiren.“ Rebekka stöhnte und ließ sich auf die Pritsche sinken, die an der Seite des Zeltes stand. „Dann haben wir es mit einer ganzen Vampirarmee zu tun! Wie sollen wir dagegen ankommen?“ Der Freiherr schüttelte den Kopf und schenkte sich nach. „Ich weiß es nicht, liebste Rebekka, ich weiß es nicht!“
    Der Assassine steckte den Kopf in das Zelt. Er blickte kurz von Steinborn an, dann Rebekka, als überlege er, an wen er sich wenden sollte. Dann sagte er: „Ich werde die Pferde einfangen, die hier herumirren, wenn Ihr gestattet. Sie machen unsere eigenen Tiere noch nervöser.“ Rebekka richtete sich auf und sah den Schwarzgekleideten an. „Wie ist Euer Name, Assassine?“ „Nazir, Herrin“, antwortete der Mann und neigte seinen Kopf. „Höret,

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