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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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eine Schale aus weißem Alabaster und nahm ein Fläschchen mit einer Flüssigkeit vom Tisch. Vorsichtig ließ er drei Tropfen der rötlichen Flüssigkeit in die Schale fließen. Er nahm die Schale und setzte sich auf ein Kissen, das auf dem Boden lag. Aus dem Becken, in dem er die Kräuter verbrannt hatte, nahm er mit einer Zange eine glühende Kohle und ließ sie in die Schale fallen. Eine Stichflamme schoss hoch und Rauch stieg auf. Nostradamus schloss die Augen und konzentrierte sich. Diesmal würde er nicht in die Anderwelt gehen. Diesmal musste er eine Nachricht überbringen. Die drei Dinge würden ihm helfen, die Menschen zu finden, denen er die Botschaft mitteilen musste. Die Locke war von Madame Rebekka, der Vampirin. Nostradamus hatte sie aus ihrer Haarbürste gezupft, als er allein in ihrem Raum auf Poenari auf sie gewartet hatte. Der Stoff stammte vom Burnus Hassan-i-Sabbahs und die Kugel hatte der deutsche Freiherr eigenhändig gegossen. Drei persönliche Dinge, zu denen die drei Personen einen direkten Bezug hatten. Nostradamus hatte geahnt, dass er sie eines Tages noch brauchen würde. Er beugte sich vor und sog den Rauch in seine Nase. Seine Augen wurden dunkel und dann sackte der Prophet in sich zusammen.
    Von Steinborn schlief unruhig. Er hatte schon seit Tagen keine Nacht durchgeschlafen. Das war oft so, wenn ihn Sorgen quälten und konnte es größere Sorgen geben, als er zurzeit hatte? Rebekka drohte große Gefahr. Der Welt drohte große Gefahr. Die Welt war ihm im Augenblick ziemlich egal, aber um Rebekka machte er sich Sorgen. Er liebte die schöne Vampirin mehr, als er sich eingestehen wollte. Sie war zwar nahezu unsterblich, aber eben nur nahezu und von Steinborn fürchtete, dass sie Draculea nicht gewachsen sein würde. Er hatte ein paar Gläser von dem starken Pflaumenschnaps getrunken, der hier in der Gegend gebrannt wurde, bevor er sich zur Ruhe gelegt hatte. Vielleicht würde es ihm helfen, wenigstens eine Nacht durchzuschlafen.
    Von Steinborn träumte. Er stand auf einem weiten Feld mit hohen Ähren. Als er genau hinsah, waren es aber keine Kornähren, sondern die bleichen Knochen der Gepfählten, die aus dem blutgetränkten Boden ragten. All die Toten, die Vlad an den Straßen hatte aufspießen lassen, wuchsen aus dem Acker um ihn herum. Von Steinborn wollte nach seinem Schwert greifen, aber er hatte es nicht bei sich. Er griff nach seinen Pistolen, aber die Pistolen waren nicht geladen. Er drehte sich um und rannte, so schnell ihn seine Füße trugen. Verwundert bemerkte er, dass ihn sein zerschossenes Knie nicht behinderte. Er erreichte den Rand des Knochenfeldes und hielt inne. Als er sich umdrehte, stand eine Gestalt auf einem kleinen Hügel, nur wenige Schritte weiter. Von Steinborn ging zu der Gestalt und betrachtete sie. Sie kam ihm bekannt vor, aber er konnte nicht sagen, woher er sie kannte.
    Dann veränderten sich die Gesichtszüge und Michel de Notre-Dame stand vor ihm. „Hallo, mein Freund!“, sagte die Gestalt und ihre Stimme klang wie in einer Höhle, mit einem Hall und einem Echo, das die Worte wiederholte, während sie noch gesprochen wurden. „Ihr müsst ihn aufhalten! Er ist dabei, die Welt ins Chaos zu stürzen! Sagt Rebekka, dass sie mit ihm zusammenarbeiten muss! Sagt ihr, sie muss mit ihm zusammenarbeiten! Nur der Vampir und der Greif können den Vampir aufhalten. Nur zusammen! Nur zusammen! Versteht Ihr? Nur zusammen haben sie eine Chance! Ihr müsst es ihr sagen!“
    Die Gestalt, die wie Nostradamus aussah, wurde durchsichtig. „Nur zusammen!“ Leise verhallten die Worte und die Gestalt löste sich in einen rauchigen Dunst auf. Von Steinborn schrak aus seinem Traum hoch. Schweißgebadet saß er auf seiner Pritsche und atmete schwer. Weshalb? Der Traum war nicht halb so furchteinflößend gewesen wie die Realität! Von Steinborn schlug die Decke beiseite und rutschte von der Pritsche. Sein Kopf schmerzte und er hatte das Gefühl, als brauche er dringend frische Luft. Die Nacht war kühl und der sanfte Wind trug einen Hauch von Kiefernnadeln mit sich. Von Steinborn atmete tief durch.
    „Victor?“ Von Steinborn schnellte herum. Rebekka stand ein paar Schritte von ihm entfernt an einen Baum gelehnt und blickte zu ihm hinüber. „Ihr könnt nicht schlafen? Wieder einmal?“ Von Steinborn nickte. „Ich hatte einen Albtraum … oder etwas in der Art.“ „Etwas in der Art?“, fragte Rebekka. „Wie meint Ihr das?“ Rebekka stieß sich von dem Baum ab und kam

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