Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Nazir, der Assassine, Ihr braucht uns nicht um Erlaubnis für irgendetwas zu bitten. Wir sind nicht Eure Gebieter. Tut, was Ihr glaubt, tun zu müssen. Was uns angeht, seid Ihr ein freier Mann.“ Der Assassine sah sie einen Augenblick lang erstaunt an. Dann senkte er seinen Blick zu Boden und verschwand nach draußen. Rebekka und von Steinborn konnten ihn hören, wie er die Tiere einsammelte. „Nun“, sagte von Steinborn.
„Unser arabischer Freund soll nicht der Einzige sein, der hier tätig wird. Ich werde sehen, ob ich noch anderes Nützliches finde. Wir könnten noch mehr Waffen brauchen, jetzt, wo es gegen so viele Feinde zu kämpfen gilt.“ Er stürzte den Branntwein hinunter und machte sich daran, das Zelt und danach die Toten zu durchsuchen. Rebekka blieb allein in dem Zelt zurück. Nach einer Weile stand auch sie auf und ging, dem Freiherrn zu helfen. Es brachte sie nicht weiter, wenn sie sich Grübeleien hingab und von Steinborn hatte recht. Sie konnten jede Waffe gebrauchen, die sie finden konnten.
60. Kapitel
Die dreizehn hatten ihr Lager in der Nähe der Burg aufgeschlagen. Es waren nur noch wenige Meilen, die sie vom Ziel ihrer Reise trennten. Sie waren so schnell geritten, wie ihre Tiere es zugelassen hatten. Sie hatten die Pferde freigelassen. Den Rest des Weges würden sie zu Fuß zurücklegen. Sie waren die Verschworenen. Sie waren der schützende Arm des Drachenordens, seine Exekutive. Der Orden beschützte die Welt vor den Drachen und sie beschützten den Orden. Ein Fehler wurde begangen. Die Ordensbrüder hatten einst einen Drachen bekämpft und einer der Brüder hatte den Drachen mit einem uralten Zauber zu Stein verwandelt.
Aber der Orden hatte versäumt, den Weg zu Ende zu gehen. Statt den Drachen zu Staub zu zertreten, hatten sie ihn bewahrt. Versteinert, aber existent. Und nun war der Drache wieder zum Leben erwacht, hatte sich einen neuen Wirt gesucht, einen neuen Körper. Sie waren ausgesandt worden, um den Fehler des Ordens zu bereinigen. Sie sollten den Drachen endgültig von dieser Welt entfernen. Sie waren Gleiche unter Gleichen. Keiner von ihnen war besser oder höhergestellt als einer der anderen. Aber einer von ihnen trug eine Last, die größer war als die der anderen. Lord Vytautas hatte ihm die Waffe gegeben, die der Orden bewahrte. Sie würde den Drachen töten. Die Waffe war gebaut worden, nachdem der versteinerte Drache versteckt worden war.
Sie wurde in einem Kasten aufbewahrt, der das Siegel des Ordens trug, den Drachen, der sich in den eigenen Schwanz biss. Die Verschworenen würden kämpfen wie ein einziger Mann. Sie würden füreinander sterben, dafür, dass einer von ihnen die Waffe gegen den Drachen einsetzen konnte. Und dieser Letzte würde sich dann selbst töten. Die Kirche verbot zwar den Selbstmord, aber für denjenigen, der den Drachen tötete, galt das nicht. Er hatte die Absolution. Sie alle hatten sie. Te absolvo. Denn er würde nicht sich selbst umbringen, sondern den zukünftigen Drachenträger und somit würde es kein Suizid sein, keine Selbsttötung. Sie alle waren bereit zu sterben. Aber keiner von ihnen wusste, was für eine Waffe das war, die in dem Kasten verwahrt wurde. Es konnte kein Schwert sein und keine Lanze und auch keine Axt, denn der Kasten war zwei Fuß breit und drei Fuß lang und so dick wie ein kräftiger Männerarm. Was auch immer diese Waffe war, sie vertrauten dem Wort Lord Vytautas, dass sie den Drachen töten würde.
61. Kapitel
Hassan-i-Sabbah taumelte und wäre fast gestürzt, wenn Stabener ihn nicht gestützt hätte. „Was habt Ihr? Ich dachte, Ihr wäret unbesiegbar?“ Hassan stützte sich an der Felswand ab. „Niemand ist unbesiegbar“ antwortete Hassan und riss die Augen weit auf. „Ich … hatte eben eine Vision oder etwas Ähnliches. Es … hat mich überrascht.“ Halef Omar sah den Alten vom Berge erstaunt an. „Eine Vision?“ „Ja“, antwortete Hassan-i-Sabbah. „Ich weiß nicht, wer … woher sie kam, aber sie war sehr kraftvoll. Die Drachenfrau … Ich muss ...“ Er brach ab und setzte sich auf den nackten Boden. „Was müsst Ihr?“, fragte Halef. „So redet doch!“
Hassan hob abwehrend die Hand. „Lasst mich einen Augenblick zur Besinnung kommen, ich bitte Euch!“ Stabener warf Halef einen fragenden Blick zu. Der Schakal nickte stumm. „Erholt Euch“, murmelte Stabener, „Wir sind in der Kammer hinter Euch, wenn Ihr uns braucht.“ Der Schakalköpfige und der Söldner drehten sich um und
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