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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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ließen den verwirrten Greif allein. Hassan hatte seine Rüstung abgelegt und sich in seine menschliche Gestalt verwandelt. Vielleicht hätte ihn die Vision sonst gar nicht erreicht. Als Greif war er gegen dergleichen gefeit, soweit er wusste. Noch nie war ihm etwas Ähnliches widerfahren, nicht in all den Jahrhunderten, die er schon auf dieser Welt verbracht hatte.
    Nach einer Weile ließ das Gefühl von Schwäche nach und Hassan richtete sich auf. Er musste diesem Phänomen auf den Grund gehen. Er musste herausfinden, wer ihm diese Vision, diese Botschaft geschickt hatte und dafür kannte er nur einen Weg. Damals, im alten Ägypten, als er noch jung und ein Lehrling gewesen war, hatte er nicht nur die Heilkunst erlernt, sondern auch die magischen Wege studiert. Hassan ging zu Halef Omar und Stabener in die Höhle, in der sie ihr Lager eingerichtet hatten.
    „Halef, habt Ihr hier Heilkräuter? Stechapfel vielleicht und Bilsenkraut?“ Halef blickte den Alten vom Berge erstaunt an. „Datura? Ja, Meister Hassan und auch anderes. Seht selbst ...“ Er ging zu einer geschnitzten Truhe von zwei Fuß Breite und einem Fuß Höhe, die an der Wand stand, und öffnete sie. Darin befand sich eine vollständige Reiseapotheke mit Waage und Mörser. Braune Fläschchen mit allerlei Tinkturen steckten in ausgepolsterten Fächern. Hassan sah hinein und nickte zufrieden. „Das ist gut! Das wird mir helfen!“
    „Was habt Ihr vor?“, wollte Stabener wissen. „Medizin machen?“ Hassan schmunzelte. „Etwas in der Art. Es wird mir helfen, herauszufinden, was mir da eben widerfahren ist.“ Er schaute zu dem schweigenden Halef hinüber. Der Schakalköpfige folgte dem Alten vom Berge mit besorgtem Blick. „Wo kann ich mich für eine Weile zurückziehen?“, fragte Hassan. „Haltet Ihr das für einen guten Zeitpunkt um Euch zurückzuziehen?“ Stabener missfiel der Gedanke. Sie hatten keine Zeit zu verlieren. „Es muss sein“, meinte Hassan kurz. „Und es wir nicht sehr lange dauern.“
    „Dann folgt mir.“ Halef winkte den Alten hinter sich her. Er führte ihn in eine kleine Nebenhöhle, in der er nur ein paar rostige alte Waffen aufbewahrte. „Hier habt Ihr Eure Ruhe, meine ich. Benötigt Ihr sonst noch etwas?“
    „Nein, ich danke Euch.“ Hassan stellte die kleine Truhe mit der Reiseapotheke auf dem Boden ab und ließ sich daneben nieder. Halef warf noch einen Blick auf den Alten vom Berge, dann zog er sich zurück.
    Hassan öffnete die Reiseapotheke und studierte die Etiketten auf den Fläschchen und Dosen. Er nahm die benötigten heraus. Es fanden sich Opium, Eisenhut, Bilsenkraut, Frauenmantel und Fingerhut, Stechapfel und reiner Alkohol. Alles, was er benötigte. Hassan entzündete einen Spiritusbrenner, der sich ebenfalls in der Truhe befand und begann, einen speziellen Trank herzustellen. Er würde ihm zeigen, woher die Vision gekommen war und ob er ihr trauen konnte. Der Trank war nur eine Hilfe für seinen Geist. Der Weg, den er beschreiten wollte, war ein Pfad in seinem Inneren.
    Als das Gebräu fertig gemischt war, setzte Hassan es an seine Lippen und trank die kleine Messingschüssel in einem Zug leer. Er setzte die Schale ab und schloss seine Augen. Er begann leise ein Mantra zu murmeln, wieder und wieder. Langsam öffnete sich sein Geist. Vor seinem inneren Auge konnte er nun den Pfad sehen, den er suchte, den Pfad, der ihn zu dem führen würde, der ihm die Vision geschickt hatte.
    Der stechende Schmerz zuckte durch Nostradamus‘ Kopf wie ein Blitz über den nächtlichen Himmel. Erst vor ein paar Minuten war er wieder zu sich gekommen. Wie lange war bewusstlos gewesen? Michel de Notre-Dame presste die Fäuste gegen die Schläfen. Ein blutroter Schleier schob sich vor seinen Blick, verdichtete sich, bis er in ein samtenes Schwarz überging. Wie aus weiter Ferne hörte er eine Stimme rufen. Nostradamus drängte den Schmerz in den Hintergrund und versuchte, sich auf die ferne Stimme zu konzentrieren. Wer rief da nach ihm? Rebekka? Die Vampirin hatte die Macht dazu, aber wohl nicht das Wissen, wie sie es bewerkstelligen konnte. Nein, es musste von anderswo herkommen!
    Ein Gesicht zeichnete sich vor seinem geistigen Auge ab. Nostradamus ließ zu, dass die Entität näher kam. Etwas sagte ihm, dass, wer auch immer ihn rief, keine Gefahr darstellte. Ein blaues Licht schälte sich aus der Dunkelheit und kam näher, wurde größer, deutlicher. Dann erkannte er das Gesicht. Hassan-i-Sabbah! Einer der drei, denen er

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