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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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hinauf.
    Ich gestehe, dass ich mich mächtig fühlte. Diese unbändige Kraft übertraf alles, was ich je erlebt hatte. Selbst in meiner Jugend hatte ich nicht über solche Kraft verfügt. Ich konnte fliegen! Mein Herz pochte vor Freude, hoch oben in der Luft! Ich konnte Dinge sehen, wie sie mein Auge noch nie erblickt hatte! Aber dann fiel mein Blick auf den dahinfliegenden Grund unter mir. Ich befand mich über Poenari. Die Burg bot von oben einen ganz anderen Anblick als von unten. Ich konnte die Gestalten erkennen, die im Burghof hin und her rannten. Ich wendete und segelte tiefer. Am Fuß des Faragasch wartete Vlads Vampirarmee auf ihren Befehlshaber. Ich blickte hinter mich. Dort kam Rebekka mit den Toten. Oder Untoten? Ich ließ mich noch tiefer sinken. Ein Reiter hetzte sein Tier den Hang hinunter.
    Das war Vlad. Er ritt zu seinen Soldaten hinab. Eben trafen die Toten unter der Führung Nazirs auf die Vampire. Die ersten Blutsauger fielen. Gut so! Ich legte meine Flügel an und schoss auf den Anführer dieser widerwärtigen Armee zu. Der Aufprall war heftig. Vlad hatte mich nicht kommen sehen. Unsere Körper prallten aufeinander und stürzten zu Boden. Ich schlug sofort mit den Krallen auf ihn ein, erwischte ihn unter dem Auge, sprang zurück und zog meine Waffen. Mit dem Schwert in der Rechten und dem Dolch in der Linken drang ich weiter auf Vlad ein. Der Vampir, mein ehemaliger Ordensbruder, wich zurück. Ich will nicht raten, ob es die Heftigkeit meines Angriffs oder mein Aussehen war, aber Draculea ging nicht zum Angriff über, wie ich es erwartet hatte. Er parierte meine Attacken, aber er wich zurück. Dann verzerrten sich seine Gesichtszüge. „Was ist dies nun wieder für ein Wesen?“, brüllte er. Er erkannte mich nicht! Wie auch … ich selbst hätte mich nicht erkannt, hätte ich mich im Spiegel gesehen!
    Dann hatte Vlad sich gefangen. Ich erkannte es an seinem Fechtstil. Er versuchte nun, selbst Angriffe zu setzen und nicht nur meine Schläge zu parieren. Das entsprach der Vorgehensweise, die ich von Vlad dem Dritten erwartete. Ich hieb so schnell ich konnte auf ihn ein, breitete meine Flügel aus und schwang mich in die Luft. Ich vollführte eine Drehung und landete hinter ihm. Meine Klinge traf seinen Hals und hinterließ einen tiefen Schnitt, aber Vlad hatte sich nach vorn geworfen. Meine Schneide traf ihn nur oberflächlich. Ohne innezuhalten drehte sich der Vampir um, fauchte mich an und startete einen Angriff. Das Blut, das aus der Wunde an seinem Hals lief, ignorierte er. Ich fing den Hieb ab, den er von unten her gegen mich führte und schwang meine eigene Klinge seitwärts gegen seinen Körper. Knirschend glitt die Schneide über Vlads Rippen und der Vampir brüllte, mehr vor Wut als vor Schmerz. Die Wunde am Hals begann sich schon zu schließen.
    Ich schlug mit den Flügeln und entschwand aus Vlads Reichweite, dorthin, wohin er mir nicht folgen konnte. Hoch in die Luft. Der Vampir brüllte vor Wut laut auf. Vlad sprang und versuchte, mich an den Füßen zu packen, aber ich war zu hoch über ihm. Aber damit hatte er sich eine Blöße gegeben, die ich nutzen konnte. Er landete auf dem Boden und ging in die Hocke, um den Schwung abzubremsen. Ich ließ mich fallen. Mein Schwert sauste auf ihn hinunter, bevor er sich wieder aufrichten konnte. Die Klinge spaltete seinen Schädel bis zu den Augenbrauen. Vlad sackte in sich zusammen wie ein nasser Sack. Für jeden anderen wäre es das jetzt gewesen, tot, aus, vorbei. Aber ich hatte bei Georgios gesehen, dass sich der Körper wieder regeneriert hatte, obwohl er völlig zerquetscht worden war. Was war dagegen ein gespaltener Schädel? Vlad würde wiederkommen.
    Und dagegen mussten wir etwas tun. Ich durfte ihn nicht töten, das war mir klar. Rebekka oder Hassan-i-Sabbah mussten es tun. Und sie mussten es tun, ohne dass ein Mensch in der Nähe war, sonst würde der Geist des Drachen auf einen anderen übergehen. Meist war das der, der ihn getötet hatte, denn wer konnte ihm näher sein? Ich packte Vlad an den Schultern und breitete meine Flügel aus. Ich war mir nicht sicher, ob ich den schweren Mann mit in die Luft bekommen würde, aber es war leichter, als ich gefürchtet hatte. Ich warf einen schnellen Blick auf das Kampfgeschehen um mich herum. Die Vampire flohen! Der Teil von Vlads Truppen, der am Hang nach oben zurückgedrängt worden war, rannte hoch zur Festung. Die, die an den Seiten kämpften, flohen in alle Richtungen. Die Toten folgten

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