Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Krummschwert ebenfalls sinken. „Ihr kennt den Meister?“ Halef Omar nickte. „Sein Blut hat mich zu dem hier gemacht“, sagte er und deutete auf sein Äußeres. „Wir wollten zusammen gegen Vlad kämpfen. Ich und ein Freund, wir sollten Feuer auf Poenari legen und die Vampire hinaustreiben. Hassan wollte sich dann um Vlad Tepes kümmern. Nun, das Feuer haben wir gelegt, doch I-Sabbah ist nicht gekommen.“ Nazir hob seine Hand und antwortete: „Oh, er kam, aber Vlad war stärker, schneller. Der Pfähler besiegte den Meister mit dessen eigener Waffe.
Als ich Hassan-i-Sabbah zuletzt sah, lag er leblos in einem Zelt auf einem Hügel, nicht weit entfernt von hier. Aber er wird sich erholen, wie er sich immer erholt hatte, denke ich.“ „Könnt Ihr mich zu ihm führen?“, fragte der Schakal. „Ich bin Halef Omar aus Konstantinopel. Ich … war sein Schüler.“ „Und mein Name ist Nazir vom Orden der Assassinen. Auch ich war, nein, ich bin sein Schüler. Ich werde Euch zu ihm bringen.“
71. Kapitel
Rebekka hatte gesehen, was von Steinborn erreicht hatte. Sie konnte ihn immer finden, solange er den Ring trug, den sie ihm geschenkt hatte. Sie hatte gesehen, wie er sein Schwert in Vlads Schädel trieb und für einen Moment blieb ihr Herz vor Furcht stehen, so kam es ihr vor. Sie fürchtete, von Steinborn würde Vlad den Garaus machen und ihm den Kopf vom Rumpf trennen. Dann würde er zum nächsten Drachenträger werden. Aber der Freiherr tat nichts dergleichen. Er packte den schlaffen Körper des Pfählers und trug ihn durch die Luft davon. Er würde ihn ins Lager der Toten bringen. Rebekka parierte den Hieb eines Vampirs, drückte die Schwertklinge zur Seite und schlug mit dem Schwert in der anderen Hand zu.
Ein weiterer Hieb und der Kopf rollte in den Staub. Sie kämpfte, hieb, stach und schlug. Rebekka focht an der Flanke, unten am Fuß des Faragasch. Nazir trieb das verbleibende Restkontingent der Vampirarmee den Hang hinauf. Hier unten kamen all die anderen Vampire vorbei und Rebekka und die toten Soldaten machten so viele Blutsauger unschädlich wie möglich. Sie waren wie die Pest und durften nicht ihr Unwesen treiben. Rebekka hätte sie am liebsten alle niedergemacht, sie restlos vom Angesicht der Erde getilgt, aber das würde warten müssen. Einige durchbrachen die Reihen der toten Kämpfer und entkamen in die Dunkelheit. Das Land würde noch lange gegen diese Plage kämpfen müssen.
Endlich ließ Rebekka ihre Schwerter sinken. Ihre braune Stute war nicht zu sehen. Das kluge Tier hatte sich bei Beginn der Kämpfe davongemacht. Rebekka warf die wirren Haare zurück und strich sich die Locken aus der Stirn. Sie warf noch einen kurzen Blick auf die toten Soldaten, die den Vampiren nachsetzten. Sie folgten ohnehin nicht ihren Befehlen. Nur von Steinborn und Nazir konnten ihnen befehlen. Rebekka lief, so schnell es das Terrain zuließ, zurück zum Lager der toten Armee. Als sie ankam, hatte von Steinborn den schlaffen Körper des Pfählers an einen Pfahl gekettet. Sie musste lächeln. Das sah Victor ähnlich. Den Pfähler an einen Pfahl binden. Er hatte den ganzen Leib des Vampirs mit Ketten umwickelt. Die Wunde im Schädel des Vampirs hatte schon begonnen, sich wieder zu schließen. Nicht mehr lange und Vlad würde wieder zu Bewusstsein kommen.
„Victor!“, rief Rebekka schon aus einiger Entfernung. Von Steinborn richtete sich auf. Er hatte ein weiteres Schloss an Vlads Fesseln angebracht. „Meine Liebe!“, gab er zurück. „Ich habe Euch ein Geschenk gebracht.“ Er machte eine übertriebene Geste in Richtung des gebundenen Vampirs. „Zu Eurer Verfügung, Vlad, der Dritte Draculea, Woiwode der Walachei. Ach ja, und ein Vampir.“ Von Steinborn lachte leise mit der Stimme des Mischwesens, das er war. Rebekka blieb dicht vor dem Fabelwesen stehen. Von Steinborns Aussehen war so wild und fremdartig, dass sie davor zurückscheute, ihn zu berühren. „Ihr seid unverletzt, ich danke Gott!“ flüsterte sie mit gesenktem Blick. „Und ich bin froh, dass auch Ihr den Kampf unbeschadet überstanden habt.“, entgegnete von Steinborn leise. „Wie Ihr seht, hatte ich Glück. Hier ist der Vampir. Köpft ihn nun, und das Elend hat ein Ende.“
Rebekka hob den Blick zu Vlads leblosem Körper hin. Von Steinborn hatte natürlich recht. Sie musste Vlad den Kopf vom Rumpf trennen und das Beste wäre, sie würde die Überreste verbrennen und die Asche in alle Winde zerstreuen. „Ich kann‘s nicht tun, bevor
Weitere Kostenlose Bücher