Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Aussage müssten sie meinen Befehlen Folge leisten. Ich werde hierbleiben, solange es nötig sein sollte.“ Hassan nickte. Von Steinborn ging zum Zelt und hob die kleine Flasche auf, die Hassans vermischtes Blut beinhaltete. Er ging zu Halef und reichte ihm das Fläschchen. „Das ist Hassan-i-Sabbahs Blut, vermischt mit Wein. Damit könnt Ihr die Toten erlösen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt haben.“
„Ich denke, wir sollten uns nicht auf Vermutungen einlassen. Ich bin der Meinung, wir sollten die Wirkung probieren, bevor wir entscheiden, ob dies unser Plan sein soll. Könnt Ihr mit einem Pferd gleichhalten, Halef Omar, Schakalkopf?“ Halef lachte. „Ich gebe Euch einen Vorsprung, Freiherr.“ Von Steinborn hatte schon einem Pferd einen Sattel aufgelegt und schloss eben die Riemen unter dem Bauch des Tieres. Er schwang sich in den Sattel. „Das ist kein Sport, Freund Halef!“, rief er über die Schulter zurück. „Nein“, antwortete der Schakal. „Aber etwas Ähnliches.“ Dann rannte er los. Von Steinborn gab seinem Tier die Sporen und der Hengst galoppierte los.
Rebekka sah den beiden noch einen Augenblick lang nach. Von Steinborn trug den Ring, den sie ihm geschenkt hatte , und auch das Kettenhemd. Die Vampire waren besiegt und Vlad hing angekettet an einem Pfahl, mit einem großen Loch im Schädel. Die Wunde schloss sich aber bereits wieder. Es würde noch Stunden dauern, bis Vlad erwachen würde, aber der Prozess war deutlich zu erkennen. Nun, von Steinborn hatte ihr gezeigt, was sie tun musste, um Vlad weiter zu beschäftigen. Sie würde nicht zögern, das Nötige zu tun.
Trotzdem beschlich sie ein ungutes Gefühl, als sie von Steinborn hinterhersah.
Dann wandte sie sich wieder Hassan-i-Sabbah und Nazir zu. „Erzählt mir, wie wir den Vampir fortschaffen“, sagte sie und versuchte sich ihre Erregung nicht anmerken zu lassen. „Was für Ideen habt Ihr?“
Halef kam vor von Steinborn am Fuße des Faragasch an. Der Freiherr saß ab und band sein Pferd an einen Busch. „Ich gratuliere, Ihr seid wie der Wind!“, sagte er und lächelte. „Dann wollen wir versuchen, ob es so ist, wie Meister I-Sabbah vermutet. Erlösen wir einen der toten Soldaten.“ Sie gingen den Hang zu Fuß weiter hinauf. Von Steinborn fühlte sich besser als seit Jahren. Sein Knie schmerzte ihn nicht und das war eine erhebliche Erleichterung.
Sie erreichten die Reihen der Toten. Von Steinborn zog das Fläschchen mit dem verdünnten Blut Hassans und entkorkte es. „Dann öffne er mal seinen Mund!“, sprach er den ersten Toten an. Der lebende Leichnam reagierte nicht. Von Steinborn trat einen Schritt zurück und machte eine einladende Geste zu Halef hinüber. „Wenn Ihr es nun versuchen wollt. Ich bin wohl nicht mehr von seinem Blut, nach meinem zweiten Tropfen ...“
Halef blickte dem Toten ins Gesicht. „Mach den Mund auf und lege den Kopf in den Nacken!“, befahl er mit fester Stimme. Gehorsam öffnete der Tote seinen Mund und legte den Kopf in den Nacken. Von Steinborn hob das Fläschchen mit dem Blutwein und ließ einen Tropfen in den aufgerissenen Schlund des toten Soldaten tropfen. Ein Zittern lief durch den Toten und dann kippte er steif nach hinten über. Wie ein nasser Sack ging er zu Boden. Halef beugte sich über den Körper und musterte das im Tode entspannte Gesicht. „Tot“, sagte er zu von Steinborn. „Jetzt ist er tot. Wieder tot, sollte es wohl heißen. Des Meisters Vermutung hat sich als richtig erwiesen.“
„Ja“, bestätigte der Freiherr. „Das hat sie! Dann steht dem Unternehmen nichts mehr im Wege. Halef Omar, Ihr haltet hier die Stellung und die Vampire im Zaum. Wir werden uns um den Drachen, um den Vampir … um Vlad Draculea kümmern.“ Halef sah den Deutschen an und lächelte. „Salem Aleikum“, sagte er. „Friede sei mit Euch!“
Von Steinborn lachte. „Das wünsche ich Euch auch, mein Freund, aber verzeiht mir, wenn ich Zweifel habe ...“ „Was Euch niemand übel nehmen wird“, sagte eine Stimme auf Deutsch. Von Steinborn schnellte herum. Er kannte den Mann, der da den Hang heraufkam. Karl Stabener grinste breit. „Halef, seid gegrüßt! Wie Ihr seht, habe ich unser Feuer wieder ein wenig anheizen können. Und Ihr scheint ebenfalls nicht erfolglos gewesen zu sein, wie mir scheint!“
„Ich grüße Euch ebenso, Karl Stabener. Ihr habt viel von dem schlechten Eindruck wettgemacht, den ich früher von Euch hatte. Meine Hochachtung!“ Das sagte von Steinborn nicht so
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