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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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einfach. Er fühlte, dass der Mann Ehre hatte. In jedem Fall mehr, als sein Herr, Leopold von Segescin gehabt hatte. „Ich nehme an“, fuhr er dann an Halef Omar gerichtet fort. „Ihr werdet Eure Aufgabe nicht so einsam verrichten müssen, wie wir befürchtet haben. Halef Omar, ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen!“
    Von Steinborn drehte sich auf dem Absatz um und ging den Hang hinunter, bestieg sein Pferd und ritt davon, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen. Stabener blickte Halef Omar auffordernd an. „Nun, habt Ihr nichts zu berichten?“ Der Schakal warf ihm nur einen kurzen Blick zu. „Wir haben eine neue Aufgabe.“, knurrte er. „Wenn Ihr es sagt ...“ Stabener ließ sich auf den Boden nieder. „Setzt Euch. Im Sitzen redet es sich besser.“ Er klopfte auf den Boden neben sich.

72. Kapitel
    „Es ist kein besonders schöner Sarg“, entschuldigte sich Nazir. Er hatte wieder seine menschliche Form. Vor ihm stand ein roh zusammengezimmerter Sarg. „Mehr war mit den Werkzeugen nicht zu machen, die wir im Lager gefunden haben.“ „Er wird reichen!“, sagte Rebekka. „Aber wir dürfen den Deckel nicht zunageln. Wir müssen immer an Vlad herankommen können, wenn … wenn wir ihn ruhigstellen müssen.“ Nazir hob den Deckel an. „Wir werden Seile um den Sarg legen, die verhindern, dass der Deckel verrutscht oder unbefugt geöffnet wird.“ Im Sarg lag der mit Ketten umwickelte Vlad. Das Loch in seinem Schädel hatte sich geschlossen. Von Steinborn hatte ihm erneut in den Kopf geschossen, glatt durch die Schläfen, aber auch diese Wunden schlossen sich bereits. Sie würden ihm täglich, alle zwanzig Stunden, wieder und wieder in den Kopf schießen müssen, wenn sie ihn bis zur Küste in diesem Zustand halten wollten.
    „Wie hoch ist der Sarg innen?“, wollte von Steinborn wissen. „Zwei Fuß, Freiherr. Warum fragt Ihr?“ Statt eine Antwort zu geben, bat von Steinborn Nazir darum, ihm einen Pflock von zwei Fuß Länge abzusägen. Nazir reichte dem Deutschen das zurechtgesägte Holzstück. Von Steinborn zog sein Schwert. Mit drei schnellen Hieben hatte er das untere Ende des konischen Holzpflocks angespitzt. Er nahm das Klopfholz, mit dem Nazir den Sarg gebaut hatte, von der Werkbank, setzte die Spitze des Pflocks auf Vlads Brust und trieb ihn mit ein paar harten Schlägen zwischen den Rippen durch genau ins Herz des Vampirs. „So“, sagte er und warf den Klöpfel zurück zu den anderen Werkzeugen. „Ich denke, solange der Pflock steckt, wo er steckt, wird Vlad nicht auferstehen. Nun können wir den Sarg zunageln, wie es sich für einen Sarg gehört.“ Eine Stunde später rollte ein zweispänniger, zweirädriger Wagen, auf dem ein großer Sarg lag, aus dem Lager der toten Armee, flankiert von zwei Reitern. Auf dem Bock des Wagens saßen zwei Männer in langen Mänteln. Sie hatten Kapuzen in die Gesichter gezogen.
    Einer der Reiter trug einen Hut mit einer Maske daran, der andere war ein alter Mann mit weißem Bart. Ein kalter Regen hatte eingesetzt. Unterwegs begegneten sie keinem Menschen, keinem Tier. Nicht einmal Raben waren am grauen Himmel unterwegs. Sie mussten zweihundert Meilen bis zur Küste hinter sich bringen, vorbei an Bukarest und anderen Ortschaften. Sie konnten die Pest als Schutz gebrauchen. Wer wollte schon einem Trauerzug in den Weg treten, der einen Pesttoten zur ewigen Ruhe brachte? Zudem wollten sie sich abseits aller Menschenansammlungen halten, keine großen Straßen benutzen. Die Gegenden waren zumeist bewaldet und sie machten nur kurze Pausen. Nazir und von Steinborn teilten sich den Dienst als Kutscher. Einer lenkte den Wagen und der andere legte sich neben den Sarg auf die Pritsche und ruhte. Rebekka und Hassan benötigten keinen Schlaf. Nach weniger als drei Tagen kam die Küste in Sicht. Nazir führte sie sicher zu dem kleinen Fischerdorf. Das schlechte Wetter der letzten Tage hielt an. Unterwegs waren sie ein paar Mal in Gefahr gelaufen, im Schlamm stecken zu bleiben. Der Ort zählte kaum dreißig Hütten. In dem kleinen Hafen dümpelten ein paar kleine und drei, vier größere Boote im Brackwasser. Der Regen ging fast senkrecht nieder. Kein Wetter, um Segel zu setzen.

73. Kapitel
    Die Totenarmee hielt Wache vor Poenaris Tor. Stumm und starr standen die Toten da und ließen keinen Moment den Blick von den Mauern der Festung. Über der Burg stand noch immer eine riesige Qualmwolke, grau und drohend. Die Vampire fauchten und knurrten hinter dem eisernen

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