Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
auf den Orden, der seine Burg niedergebrannt hatte, auf die Vampirfrau, den deutschen Freiherrn, diesen arabischen Assassinenführer, seine Werwölfe. Hass auf alles und jeden. Reiner, glühender Hass! Er hegte ihn, pflegte ihn und ließ ihn wachsen. Er würde sie umbringen. Alle! Er war Vlad Draculea! Er würde die Welt in Blut ertränken!
Wenn seine Vampire hier waren. Sie kamen. Sie würden ihn finden und befreien. Und dann würde er Rache nehmen. Gnadenlos. Unbarmherzig. Aber er würde warten müssen. Sie mussten ihn befreien. Sie mussten den Pflock aus seinem Herzen ziehen. Sie mussten ihren Meister schützen! Solange musste er weiter warten, weiter leiden. Dafür würde er sie büßen lassen! Sie würden leiden! Er würde sie leiden lassen, wie sie noch nie gelitten hatten! Er war Vlad Draculea! Niemand tat das mit ihm, was sie getan hatten! Sie hätten ihn töten sollen, als sie noch die Möglichkeit dazu hatten. Doch das hatten sie nicht getan. Das war ein Fehler, den er ausnutzen würde. Seine Vampire waren unterwegs! Sie kamen, ihn zu befreien.
76. Kapitel
Halef lief wie ein Hirsch, schnell, federnd und ausdauernd. Karl Stabener beneidete ihn um diese Fähigkeit. Wenn andererseits das Aussehen Halef Omars der Preis dafür war, dann war es vielleicht doch besser, zu reiten. Sie waren seit zwei Tagen und zwei Nächten unterwegs und würden bald die Küste erreichen. Unterwegs waren ihnen mehrfach Vampire über den Weg gelaufen. Einige hatten sie erwischt und von ihrem Fluch erlöst. Die Vampire waren in dieselbe Richtung unterwegs wie sie, zur Küste. Auch sie mieden die breiteren Wege und die Straßen. Irgendetwas zog sie zur Küste, nach Osten, zum Wasser.
Halef war nicht nur der schnellere Läufer, seine Sinne waren geschärft durch die Wirkung von Hassan-i-Sabbahs Blut. Er lief voraus und sicherte den Weg. Sie hatten kaum Menschen getroffen, selbst als sie den Umweg um Bukarest herum machen mussten, waren ihnen keine drei Männer begegnet. Die Pest forderte ihren Tribut. Niemand wagte sich auf die Straße, wenn er nicht unbedingt musste. Stabener und Halef hatten sich immer abseits der Wege gehalten, in der Deckung des Waldrandes. Das verlangsamte sie zwar, aber so wie Halef aussah, war es besser, sie wurden nicht gesehen. Wenn es unvermeidbar war, einen Weg zu benutzen, dann warf sich Halef Omar einen Umhang um und zog sich die Kapuze tief über die Schakalschnauze. Noch wenige Meilen, dann würden sie die Küste sehen. Halef erinnerte sich an den Namen des Ortes. Navodari. Er hatte den Namen schon gehört, von einem Seemann, der ihm von einer Reise an den Rand des osmanischen Reiches erzählt hatte. Er wusste, wo das Fischerdorf lag.
„Es stinkt“, fauchte Halef und stoppte seinen Lauf. Stabener war dicht hinter ihm. „Was habt Ihr?“, fragte er den Schakal. „Vampire. Viele! Sie stinken, ich kann sie riechen.“, antwortete der Schakalköpfige. „Sie sind direkt vor uns. Vielleicht noch eine halbe Meile, dann stoßen wir auf sie. Sie versammeln sich dort.“
„Entschuldigt die Frage, aber seid Ihr sicher?“ Stabener zog, ohne darüber nachzudenken, sein Schwert. Halef nickte. „Es sind viele. Fünfzig oder sechzig Vampire. Sie versammeln sich an einem Ort. Ich bin mir nicht sicher, aber es scheint, als befinde sich dieser Platz in der Nähe unseres Ziels.“ „Das ist kein gutes Zeichen.“, knurrte Stabener. „Die Blutsauger planen etwas.“
„So ist es.“ Halef rieb sich die Stirn. „Oder auch nicht. Sie sind gar nicht in der Lage zu planen. Es ist ihr Erschaffer, nehme ich an. Der Deutsche, Freiherr von Steinborn, hat ihm einen Pflock durchs Herz getrieben, der sollte ihn bannen. Ich fürchte, er bannt ihn nicht so gut wie erhofft. Es geht von ihm aus, von Vlad!“ Stabener seufzte tief. „Dieser Vampir geht mir auf die Nerven. Selbst tot ist er noch eine Plage.“
„Wir sollten sie im Auge behalten.“, schlug Halef vor. „Wir sollten zu ihnen aufschließen und sie beobachten. Und wenn sie ihre Schandtaten begehen wollen, dann sind wir zur Stelle.“
„Ihr zeigt mir den Weg!“ Stabener machte eine einladende Geste nach Osten. „Nach Euch!“ Halef nickte zur Bestätigung und lief voraus. Eine halbe Stunde brauchten sie bis zum Versammlungsplatz der Vampire. Halef bedeutete Stabener, dass er in einiger Entfernung auf ihn warten sollte. Der Schakal schlich sich an die Vampire an. Sie standen da, warteten auf etwas. Sie standen nur da und starrten nach Osten. Halef Omar
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