Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Soldaten. Die Vampire ließen sofort von dem ab, was sie taten, ließen ihre Opfer fallen und folgten dem Ruf ihres Meisters. Aus den Häusern des Ortes kamen sie zu ihm. „Zum Hafen, dort sind die, die uns vernichten wollen. Gehen wir und vernichten sie!“ Die Blutsauger setzten sich in Bewegung. Sie drängten und schubsten sich gegenseitig, ein wilder Haufen mit nur einem Ziel. Gehorcht dem Befehl. Tötet.
Vlad ging ihnen voraus. Er war ihr Anführer, ihr Erschaffer. Auf dem Kai blies der Wind noch stärker als unten am Strand. Auf den ersten Blick war ihm klar, welches der Boote das gesuchte sein musste. Sie erwarteten ihn. Natürlich. Sie wussten, dass er kommen würde! Sie wussten, dass Vlad Draculea sie nicht ungerichtet davonkommen lassen würde.
Sie hatten ein Bollwerk errichtet und sich dahinter verschanzt. Glaubten sie denn ernsthaft, dass ein bisschen Holz und Seile seine Truppen aufhalten konnten? Ihn, Vlad Draculea? Der Gedanke steigerte seine Wut nur noch. Oder hatten sie sich wieder etwas ausgedacht? Etwas zweifellos Hinterhältiges! Sie planten wieder etwas, um ihn zu kontrollieren! Sie wollten die Macht, die er hatte, für sich! Aber es war seine! Er war auserwählt! Und er würde sich diese Macht nicht nehmen lassen!
Die Vampire kletterten auf die Barrikaden, die die Verräter um ihr schäbiges, kleines Boot errichtet hatten. Sie würden die Spreu vom Weizen trennen, die hinwegfegen, die es nicht wert waren, dass er gegen sie kämpfte. Sie würden für ihn die Kraft des Gegners schwächen, bis er selbst dann kommen und den Rest der Arbeit verrichten würde. Er würde sie zerfetzen wie Papier! Auch diese Frau, Rebekka! Sie mochte ein Vampir sein, aber er war ein Mann! Er war der Pfähler, Vlad Tepes! Er würde sie zerstören!
Feuer. Die Barrikaden brannten. Vlad schreckte aus seinen von Hass erfüllten Gedanken auf. Sie hatten die Barrikade in Brand gesetzt! Er sah brennende Vampire nach allen Seiten hin flüchten. Seine Soldaten! Seine Vampire! Seine Kinder! Sie brachten sie um. Vlads Wut steigerte sich ins Unermessliche, sie brandete in ihm hoch und füllte sein Denken aus. Rote, brennende, gnadenlose Wut! Sie töteten! Er durfte ihnen nicht erlauben, zu gewinnen! Er musste … er würde ihnen zeigen, was wahre Macht war! Vlad fühlte, wie er wuchs, wie sich sein Körper dehnte, er eins wurde mit der einzigen, wahren Macht! Er war ein Titan, ein Gott, der unter Würmern wandelte! Er war ein Gott! Und der Drache breitete seine Flügel aus, brüllte ohrenbetäubend und spie einen Strahl flüssigen Feuers in den Himmel.
Wir hörten sie, bevor wir sie sehen konnten. Hassan entzündete die Teerfackeln, mit denen wir die Brandgranaten anstecken wollten. Rebekka und Halef Omar standen neben mir, die Schwerter und Dolche fest im Griff. Karl Stabener stand hinter uns. Er reichte uns den Nachschub an Wurfgeschossen. Die Vampire kletterten über unsere Barrikade. „Brennt!“, rief Hassan und hielt Rebekka und mir je eine Granate hin. Wir warfen gleichzeitig. Rebekka traf einen Vampir ins Gesicht, die Granate zersplitterte beim Aufprall und der brennende Lappen setzte das Petroleum sofort in Brand. Der Vampir kreischte laut und stolperte brennend zurück.
Meine Granate zersprang auf dem Pflaster und entzündete den Scheiterhaufen, den wir errichtet hatten. Gut zwei Dutzend Vampire gingen in Flammen auf. Ihr Geschrei war weithin zu hören. Der Sturm riss ihnen die Schreie von den Lippen und trug sie in die Dämmerung hinaus. Der Regen hemmte die Flammen, aber ein paar weitere Granaten entfachten sie aufs Neue. Dann hatten die Vampire den Steg erreicht. Halef Omar sprang vor und hieb den ersten nieder, den zweiten. Er drang vor und stand auf der Hafenmauer. Rebekka und ich stürmten ihm hinterher. Seite an Seite fochten wir. Rebekka stand in der Mitte, Halef rechts und ich links von ihr. Wer auf das Boot wollte, musste erst an uns vorbei.
Aber die Vampire waren nicht das Problem. Sie waren lästig, aber das wahre Problem hieß Vlad Tepes. Draculea. Vor uns lagen die enthaupteten Körper von mehr als einem Dutzend Vampire. Sie blieben zurück. Noch neun oder zehn standen vor der brennenden Barrikade und fauchten uns giftig an. Auch sie würden unter unseren Hieben fallen. Und wenn der letzte von den Blutsaugern in den Tod gegangen war, dann würden wir es mit der wahren Gefahr zu tun bekommen. „Nein!“ Rebekka trennte dem Vampir, der sie mit einem Schwert angegriffen hatte, den Kopf von den
Weitere Kostenlose Bücher