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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Decksplanken.
    Der Drache senkte den mächtigen Schädel und starrte mit seinen kleinen roten Augen den rauchenden Haufen an, der Hassan-i-Sabbah gewesen war. Ohne Zögern sprang Rebekka vor, hechtete dicht an den Fängen des Ungeheuers vorbei und griff nach dem Kriegshammer. Ihre Finger schlossen sich um den Griff der Waffe und noch im Abrollen trieb sie den Dorn in den Kiefer der Bestie. Der Drache heulte auf und obwohl der Sturm noch immer ungebremst über die See fegte, breitete er die Flügel aus und schwang sich in die Luft. Die Wunde in seinem Unterleib klaffte weit auf und er wollte fort von denen, die ihm Schmerzen bereiteten. Rebekka krallte sich an die Stacheln, die überall aus der Panzerhaut des Drachen hervorstanden und ließ sich mit in die Luft reißen.
    Sie zog sich hoch und klammerte sich fest. Sie konnte die Muskeln unter der Haut des Ungeheuers fühlen, wie sie sich anspannten und arbeiteten. Der Drache ließ sich im Sturm treiben. Schon begann die Wunde an seinem Wanst sich zu schließen. Sie war genau in der Höhe von Rebekka. Eine Wunde, wohl drei Fuß lang. Groß, aber nicht tödlich für einen Drachen. Rebekka griff nach oben und zog sich hoch. Sie packte den Rand er Wunde, zog den Schnitt auseinander und rammte den Kriegshammer tief in die Eingeweide des Monstrums hinein. Der Drache brüllte. Rebekka ließ nicht locker.
    Sie trieb ihren Arm bis zur Schulter in die Wunde hinein, drückte, presste, schob, gegen den sich windenden Leib des Drachen. Sie spürte seine gepanzerte Haut an ihrer Wange. Drachenhaut. Dann legte sie den Kopf auf die Seite und schob sich in den Drachen hinein. Das Monster musste sterben und so, wie es aussah, würde er das hoch in der Luft tun, weit weg von den Menschen. Unter ihr trieb das Boot, tanzte auf den Wellen.
    Rebekka zog sich so weit in den Leib des Drachen hinein, wie sie konnte. Nur ihre Beine ragten noch aus dem Bauch des Untieres. Der Gestank war unglaublich und Rebekka war froh, nicht atmen zu müssen. Der Drache schrie und wand und bog sich in der Luft. Rebekka klammerte sich an etwas Hartes, eine Rippe im Brustkorb des Untiers. Sie drückte sich so weit hoch, wie sie konnte und rammte den Kriegshammer nach oben, durch die Eingeweide, tief hinein in den Drachenleib. Sie fühlte, wie sich das Monstrum in der Luft zusammenkrümmte. Sie spürte, wie er fiel, wie das Leben aus ihm wich. Sie fühlte, wie er abstürzte. Rebekka löste den Griff um den Hammerstiel und ließ sich fallen. Sie glitt aus der Wunde und stieß sich ab.
    Sie fiel ins Graue. Nebel, Wolken waren um sie herum. Die Luft war kalt und der Sturm blies sie fort von dem verwundeten Untier. Sie sah einen großen, schwarzen Schatten in den dunkelgrauen Wolken, der sich wand und krümmte, dann war nur noch Grau um sie herum. Nach unendlich langer Zeit schlug sie auf dem Wasser auf. Und die ganze Zeit hatte sie die Todesschreie des Drachen im Ohr. Der Aufprall war hart. Ein Mensch wäre zerschmettert worden. Rebekka ließ sich sinken. Das Wasser war ruhig, tief unter der Oberfläche. Sie ließ sich treiben, genoss den kurzen Moment absoluter Stille. Kein Sturm, der an den Ohren zerrte, kein Geheul, keine Schreie. Völlige Stille.
    Mit ein paar kräftigen Schwimmzügen war sie wieder an der Oberfläche. Ihr Kopf durchbrach das Wasser und der Sturm biss sofort wieder nach ihr. Die Wellen gingen haushoch und hoben Rebekka mit sich hinauf und rissen sie mit sich wieder hinunter. Wenn sie von einer Welle bis zu ihrem Scheitelpunkt hochgehoben worden war, sah Rebekka sich um. Wo war die Küste? Wo das offene Meer? Wo war der Drache? Aber um sie herum war nur Wasser. Haushohe Wellen, sturmgepeitschte Brecher, die sie mit sich trugen. Die tobende See. Und das Boot. Direkt vor ihr krängte das Boot in der heftigen Dünung. Die Aufbauten waren zerfetzt, zertreten, abgerissen und lagen in Trümmern auf dem Deck, aber das Boot war nicht untergegangen! Rebekka begann zu schwimmen.

78. Kapitel
    Etwas Großes, Schnelles hatte ihn getroffen und zur Seite gefegt wie Wind das Herbstlaub. Nur seine undurchdringliche Haut hatte ihn gerettet, da war sich Karl Stabener sicher. Wie lange hatte er da gelegen, unter Deck? Das Boot schwankte und torkelte auf den Wellen hin und her. Stabener rieb sich den schmerzenden Schädel. Meerwasser drang durch die offene Luke in das Boot ein und durchnässte ihn. Er hielt sich an den Seilen fest, die an der Decke befestigt worden waren, vielleicht zu eben diesem Zweck, und zog sich

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