Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
nach Rebekka schnappte. Der Drache senkte einmal mehr den mächtigen Schädel und konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den Angreifer an seiner Brust. Das war seine Chance! Von Steinborn legte die Flügel an und stieß auf den Drachenkopf hinab. Ein weit vorstehender Stachel kam ihm bedrohlich nahe. Ein Windstoß rettete den Deutschen im letzten Moment und er schrammte nur mit dem Knie über die scharfe Spitze des Stachels.
Von Steinborn faltete die Flügel zusammen und prallte hart gegen die Schädelplatte des Drachen. Er klammerte sich zwischen den Stacheln fest und stieß den Armbrustbolzen mit aller Kraft in die weichste Stelle des Drachen. Die Spitze aus Sternenmetall drang tief ins Auge des Ungeheuers. Der Drache brüllte vor Schmerzen und warf sich höher in die Luft, in dem verzweifelten Versuch, seinen Peinigern zu entkommen. Von Steinborn und Rebekka wurden hin und her geworfen. Der Freiherr nutzte einen Augenblick, in dem der Drache wieder nach der Vampirin schnappte, die unentwegt auf die Drachenbrust einschlug. Er breitete seine Flügel aus und ließ sich vom Sturm fortreißen. Der Bolzen steckte tief im Auge des Drachen. Seine Arme zitterten von der Anstrengung und von Steinborn ließ sich nach unten sinken. Der Wind hatte gedreht und trieb ihn über das Land. Weit hinter dem Dorf warf ihn eine Bö zu Boden. Benommen blieb von Steinborn liegen.
Rebekka stach und hieb weiter auf die Brust des tobenden Drachen ein. Das Untier hatte begonnen, Feuer zu speien. Flüssige Flammen tropften herunter und verbrannten Rebekkas Haut an den Schenkeln. Sie biss die Zähne zusammen und arbeitete weiter. Die Haut des Drachen war unglaublich fest und zäh, viel fester und zäher, als es die Haut des anderen Drachen gewesen war. Rebekka schlug wieder und wieder zu, aber sie konnte die Haut nicht durchstoßen. Der Drache tobte weiter über ihr. Ein gewaltiger Schlag drückte der Vampirin die Luft aus den Lungen. Der Drache war gelandet und auf den Boden geprallt. Rebekka fühlte, wie ihre Rippen brachen. Sie konnte sich nicht mehr festhalten und blieb keuchend am Boden liegen, als der Drache sich aufrichtete. Ein Auge war genug, um zu sehen, wo sein Feind stand. Der Drache ließ seinen Kopf vorschnellen, schlug die fußlangen Zähne in Rebekkas Bein und riss die Vampirin in die Luft. Eine schnelle Drehung und sein Opfer wirbelte in der Luft herum, nur um gleich wieder zwischen den Zähnen des Untieres zu landen. Tief drangen die Reißzähne in Rebekkas Leib.
Der Schmerz war unbeschreiblich. Der Drache warf den Kopf zurück, um sie totzubeißen, wie ein Kormoran, der einen Fisch verschlingen will. Rebekka fasste einen der Zähne, die in ihrer Lende steckten und stemmte sich hoch, obwohl der spitze Zahn immer tiefer in ihr Fleisch eindrang. Sie zog sich hoch und der Zahn trat an der anderen Seite wieder aus. Rebekka stöhnte vor Schmerz. War es Mut oder reiner Trotz, der ihr die Kraft gab, das zu tun? Über ihr lag das Gaumendach des Monstrums, das sie anders nicht erreichen konnte. Rebekka ließ den Zahn los. Sie griff mit beiden Händen den Armbrustbolzen und stieß ihn nach oben in den weichen Gaumen des Ungeheuers. Ohne großen Widerstand drang die Sternenmetallspitze in das weiche Fleisch ein, durch den dünnen Knochen, tief in den Schädel.
Der Drache tobte, wand sich und brüllte vor Schmerz. Er warf sich in die Luft und ließ sich vom Sturm fortreißen. Nur fort von hier! Rebekka wurde herumgeschleudert. Ein Schmerz fuhr durch ihr verletztes Bein und dann war nur noch kalte Luft um sie herum. Sie fiel. Der Drache hatte sie ausgespien. Aber der Bolzen steckte fest in seinem Rachen. Im Fallen drehte sich die Vampirin wie ein Blatt im Wind. Das Letzte, was sie sah, war der sich windende Drache. Das Ungeheuer warf den Kopf wie wahnsinnig herum. Schwarzes Blut lief ihm aus dem Maul. Die Flügel zuckten mehr, als dass sie flogen. Dann schlug die Vampirin hart auf dem Boden auf.
Ich musste mich übergeben. Die Anstrengung hatte mich völlig ausgelaugt. Ich versuchte nicht einmal, zu fliegen. Selbst wenn es windstill gewesen wäre, hätte ich keinen Versuch gewagt. Dies war nicht mein erster Muskelkater, und man darf mir glauben, wenn ich sage, dass körperliche Anstrengungen mir nicht unbekannt sind, doch meine Bein- und Rückenmuskeln brannten, als hätte ich tagelang Säcke mit Steinen geschleppt. Ich kam nur langsam voran und hätte mich jemand beobachtet, so hätte er den Eindruck des Leidens gesehen, so, wie ich
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