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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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dann selbst umbringen müssen. Lächerlich, das konnte nicht klappen! Sie musste eine andere Möglichkeit finden, die Welt vor sich zu schützen. Andererseits war da noch dieser Leopold von Segescin. Er hatte den versteinerten Drachen gefunden. War es möglich, dass dieser Drache wieder erwachen würde? Sankt Georg hatte behauptet, er könne spüren, wenn ein anderer Drache sein Haupt erhöbe, also würde auch sie das spüren können. Aber da war nichts außer ihrer Angst, selbst zu einem Monstrum zu werden, das die Welt verwüstete.

18. Kapitel
    Die Kräuter und Pilze mussten zu feinstem Pulver zerstoßen werden. Dann mussten sie lange in Essig gekocht werden und nach dem Abkühlen mit weiteren Ingredienzien vermischt für eine genau bestimmte Zeit im Dunklen reifen. Vicus hatte sich genauestens an das uralte Rezept gehalten. Er kannte es auswendig. Schon oft hatte er diesen Trank gebraut. Er war der Schlüssel für die Reise in die Anderwelt.
    Es würde kein Vergnügen werden, war nie eines gewesen und das war wohl auch gut so. Der Trank sollte nur genommen werden, wenn jemand die Anderwelt zu ehrenhaften Zwecken betreten wollte und bereit war, die unangenehmen Konsequenzen in Kauf zu nehmen. Wenn er den Trank zu sich genommen haben würde, würde er eine leichte Hitze in sich aufsteigen spüren. Nach etwa einer halben Stunde würde er sich übergeben. Er würde sich die Seele aus dem Halse kotzen. Das war nötig, um den Körper zu reinigen. Dann würde die Hitze übermächtig werden. Ihm würde der Schweiß ausbrechen, Schwindel würde ihn überwältigen und das Blut in seinen Adern würde ihm wie flüssige Lava erscheinen. Dann würde er das Bewusstsein verlieren. Wenn er wieder erwachte, würde er in der Anderwelt sein.
    Vicus war schon übel bei dem Gedanken daran, das Zeug trinken zu müssen. Aber er würde es tun, wie schon so oft zuvor. Es gab keinen anderen Weg in die Anderwelt. Und es war wichtig, dass er dorthin ging. Diesmal war es wichtiger als es jemals gewesen war. Vicus wusste, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Er konnte es fühlen, so, als ob eine schwarze Wolke über dem Land liegen würde. Und es gab andere Anzeichen. Seit einigen Wochen schon waren die kleinen Reptilien verschwunden. Normalerweise nutzten die Echsen und Salamander jeden warmen Sonnenstrahl, um ihr kaltes Blut aufzuheizen, aber seit ungefähr zwei Monaten hatte Vicus nun schon keine mehr gesehen.
    Dann waren da noch die Raben und Krähen. Sie waren immer da. Sie machten immer Lärm. Jetzt waren sie still und es wurden immer mehr. In großen Schwärmen zogen sie über den Himmel, aber es war kein Laut zu hören, wenn sie flogen. Kein Krähen, kein Krächzen. Nichts. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Vicus hatte ungeduldig auf den Vollmond gewartet. Nur an Vollmond konnte er sicher sein, in die Anderwelt zu gelangen. Wenn er das Mittel nahm, reiste er immer, aber er konnte nur an Vollmond seine Reise steuern. Er war schon an den seltsamsten Ort, in den seltsamsten Gegenden der verschiedenen Welten gewesen und es waren Entdeckungsreisen für ihn gewesen, aufregend und erstaunlich. Aber diesmal musste er in eine bestimmte Welt, die Anderwelt. Nur dort konnte er Kontakt aufnehmen mit den Dunklen. Die Dunklen kannten die Finsternis, ohne zu ihr zu gehören. Sie waren seine Freunde. Sie waren seine Lehrer. Eines Tages würde er bei ihnen bleiben. Dann würde er einer von ihnen sein. Aber noch nicht! Er hatte hier, in dieser Welt, der Welt der Menschen, eine Aufgabe zu erledigen.
    Vicus sah hoch zum Himmel. Es war Zeit. Er sollte sich auf den Weg machen. Er packte alles, was er brauchte, in seinen Rucksack, den Trank, eine Feldflasche voll Wasser, Brot und kalten Braten. Wenn er aus der Anderwelt zurück war, würde er dringend etwas zu essen brauchen. Die Reise würde anstrengend werden. Vicus schulterte seinen Rucksack und ging in den Wald hinein. Es war eine Stunde Fußmarsch zu der Lichtung, auf der er die Reise antreten musste. Die Lichtung war ein heiliger Ort, ein Platz, den schon die Alten für ihre Rituale genutzt hatten. Fünf riesenhafte Monolithe standen um die Lichtung herum. Kein Grashalm wuchs in deren Mitte, kein Löwenzahn, nicht einmal Moos. Der Sand war von heller Farbe, nahezu weiß. Vicus entkleidete sich, bevor er die Lichtung betrat. Er sammelte trockenes Holz und schichtete genau in der Mitte einen kleinen Stapel auf. Wieder hob er seinen Blick zum Himmel. Wenn der volle Mond genau über der Lichtung

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