Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
Vom Netzwerk:
Nostradamus waren ihm vorgestellt worden, aber Rebekka und ich blieben im Dunkeln. Dabei konnte sich die schöne Frau wenigstens nachts aus der Festung stehlen. Ich saß hier fest und auch nach Einbruch der Nacht waren meine Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Es ging auf Mitternacht zu, als ein gewaltiger Schlag die Tür von Rebekkas Raum erzittern ließ. Wir schraken aus unserem Zwiegespräch hoch. Was konnte das gewesen sein. Rebekka sprang auf und zur Tür.
    Sie wollte die Tür aufziehen, aber die Tür war verschlossen. Wie konnte das sein? Der Schlüssel steckte von der Innenseite! Rebekka drehte ihn im Schloss ein paar Mal hin und her, um sicher zu gehen, dass sie nicht aus Versehen abgeschlossen hatte, aber die Tür blieb versperrt. Ich hastete zum Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Im Schein des fast vollen Mondes konnte ich Reiter die Festung verlassen sehen, unter ihnen glaubte ich den Schimmel des von Segescin erkennen zu können. „Ich glaube, da ist etwas faul“, rief ich Rebekka zu. „Reiter verlassen die Zitadelle und ich glaube das Pferd Leopold von Segescin gesehen zu haben, in Begleitung von einigen anderen!“
    Rebekka schob mich beiseite und kletterte auf die Fensterbank. „Einen kleinen Moment“, sagte sie, ohne mich anzublicken, „Ich bin gleich wieder bei Euch!“ Sie schwang sich behände aus dem Fenster und hing dann nur mit ihren Fingerspitzen an der Mauer. Wie ein Eichhörnchen erklomm sie die rauen Steine und hangelte sich bis zu der nächsten Fensteröffnung. Sie schwang sich in die Öffnung. Die breite Mauer bot ihr genug Halt. Ich hörte Glas brechen. Einen Augenblick später rüttelte es an der Tür. Dann ein Fluch aus zartem Mund und einen Augenblick später flog mir die Tür entgegen und schlug krachend auf den Boden. Rebekka stand in dem zerschmetterten Rahmen. In ihrer Hand lag eine eiserne Stange.
    „Die hat jemand durch die Ringe gesteckt!“
    Die schwere Tür hatte zwei große, geschmiedete Ringe an der Vorderseite. Die Stange war so lang, dass sie an beiden Seiten weit über den Rahmen hinausstand, wenn man sie durch diese Ringe steckte. Kein Wunder, dass wir die Tür so nicht hatten öffnen können. In aller Eile griffen wir unsere Waffen und hetzten die Treppe hinunter, die in den Saal führte. Dort fanden wir drei von Vlads Wachen in ihrem Blut liegen. Ich beugte mich über den, der mir am nächsten lag. Der Schädel war ihm mit einer Axt gespalten worden.
    „Dieser hier ist noch am Leben!“, rief Rebekka. Der Mann hatte eine üble Stichwunde im Bauch und würde die Nacht mit Sicherheit nicht überstehen. Rebekka stützte seinen Kopf und strich ihm das schweißnasse Haar aus der Stirn. „Wer hat dies hier getan?“, fragte sie den Sterbenden. Der Mann hustete und Blut floss ihm aus dem Mund. „Stabener ...“, hauchte er. Ein paar Atemzüge später war er tot. Rebekka legte ihn langsam zu Boden und schloss ihm die blind gewordenen Augen. „Stabener. Von Segescins Diener.“ Sie sah mich fragend an. „Und nun?“ „Sehen wir nach den Pferden“, schlug ich vor. „Wir müssen ...“ „Seht Ihr nach den Pferden! Ich sehe nach unseren Gefährten.“ Ohne meine Erwiderung abzuwarten rannte sie die Treppe wieder hoch, zu den Gemächern Vlads und den Räumen von Rascott und Nostradamus. Ich hätte das nie so schnell geschafft, nicht einmal damals, als mein Bein noch bei Kräften gewesen war. Ich humpelte so schnell es ging zu den Ställen. Im Hof lagen weitere Leichen und auch im Wachraum fand ich zwei Tote. Unsere Tiere waren unversehrt. Ich stolperte fast über die Leiche des Stallknechts. Einen Raum weiter lag die Magd mit gespaltenem Schädel. Leopold von Segescin hatte ganze Arbeit geleistet.
    Ein Wimmern ließ mich innehalten. In einer Ecke hockte zusammengekauert der kleine Sohn des Majordomus. Sein Vater war einer der Männer im großen Saal gewesen und ich zweifelte nicht daran, dass auch seine Mutter den Tod gefunden hatte. Ich nahm den Kleinen auf die Arme und trug ihn in den Hof hinaus. Auf halbem Weg zum Saal kam mir Rebekka entgegen. Allein. Ich ahnte, dass etwas sehr Schlimmes geschehen war. Ich legte den wimmernden Jungen ab und sah Rebekka fragend an.
    „Sie sind alle fort. Oder tot.“, sagte sie mit tonloser Stimme. „Keine Spur von Nostradamus oder Rascott. Auch von Vlad war nichts zu sehen.“ „Dann besteht die Hoffnung, dass sie noch nicht tot sind“, sagte ich leise. „Wir müssen ihnen nach!“ Rebekka nickte leicht. Wir

Weitere Kostenlose Bücher