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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Schon beim letzten Mal hatte er gehofft, endlich sein Ende zu finden, aber wieder einmal war der Tod an ihm vorbeigegangen und hatte anderswo Ernte gehalten. Hassan hatte versucht, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, aber vergebens, er hatte sich nur unendliche Schmerzen zugefügt. Sogar einen Blick in die Augen der Gorgo hatte er überlebt. Nur ein grausamer Schmerz war der Lohn gewesen. Sein Fluch ließ ihn nicht gehen. Nun, dann würde er eben kämpfen!
    Dieser junge Araber, der ihn auf Alamut aus seiner Trägheit gerissen hatte, mochte der Bote sein, auf den er so lange gewartet hatte. Halef Omar hatte die Nachricht gebracht, die ihm wie ein Licht in der Dunkelheit erschien. Der letzte Drache war in Reichweite! Eine weitere Chance, dem Drachenunwesen ein Ende zu bereiten! Die Drachen gehörten nicht in diese Welt, nicht auf diese Erde. Sie waren Geschöpfe der Finsternis, geboren aus Hass und Zorn.
    Hassan-i-Sabbah musste nur noch den Platz finden, an dem der Drache schlief. Der Text auf den Steinplatten war der Schlüssel. Sie mussten nur noch das Dorf finden, das auf den Ruinen der Festung Zaris errichtet worden war. Dort würde er die Gruft finden, in der der Orden den Drachen gegen seinen Rat hatte verwahren wollen. Wie viele Männer hatte dieser Versuch das Leben gekostet?
    Er wusste nur zu gut, dass der Drache nicht zu besiegen war. Nicht auf diese Weise. Selbst der Blick der Medusa konnte den Drachen nicht töten. Sie konnten ihn lähmen, bewegungsunfähig machen, aber es war nur ein Schlaf, der irgendwann enden mochte. Und dann würde wieder ein Drache Tod und Verderben über die Menschen bringen. Das durfte nicht geschehen!
    Der Alte seufzte schwer. Vielleicht, in ein paar Tagen, würde alles ein Ende finden. Er betete dafür zu seinen Göttern. Hassan trug einen arabischen Namen. Er gab sich als gläubiger Muslim, aber die Götter, die er in seiner Jugend anzubeten gelernt hatte, waren älter als der Gott Mohammeds. Sie waren älter als der Gott der Christen und selbst der der Hebräer. Es waren uralte Götter, die über Blitz und Donner geboten. Es waren die Götter, die ihn verflucht hatten. Und nur sie konnten den Fluch wieder von ihm nehmen. Wie sollte er also an einen der anderen Götter glauben, sei er christlich oder muslimisch?
    Trotzdem erfüllte er seine Pflichten als Muslim, betete, wenn es an der Zeit war und fastete, wenn die Zeit des Ramadan anbrach. Allahu Akbar. Gott ist groß! Hassan hatte sich oft gewünscht, er könne daran glauben, aber er wusste, dass er den alten Göttern treu bleiben musste, wenn er jemals Erlösung finden wollte. Zu groß war seine Schuld.
    Er trieb sein Pferd an. „Lasst uns schneller reiten“, rief er Halef zu. „Je eher wir in der nächsten Stadt ankommen, desto besser!“ Halef Omar und die Assassinen folgten ihm und trieben ihre Tiere ebenfalls voran. Gegen Abend kamen die Mauern einer Stadt in Sicht. Hassan wies die Assassinen an, das Nachtlager zu errichten. Hassan wechselte seine Kleidung. Er legte seinen Kaftan sorgfältig zusammen und schlüpfte in einfache Kleidung, die er im Gepäck mitgebracht hatte. Er hatte ja gewusst, dass sie sich unter Christen wagen mussten und hatte vorsorglich europäische Kleidung mitgenommen. Als er sich umgekleidet hatte, sah er aus wie irgendein alter Mann und würde nirgends Aufmerksamkeit erregen. Hassan bat Halef, Ausschau zu halten, denn er würde erst nach Mitternacht wieder zu ihnen stoßen. Er zog die Kapuze seines Umhangs über das Gesicht, nahm einen halbwegs gerade gewachsenen Stock als Wanderstab und machte sich auf den Weg in die Stadt. Er musste in Erfahrung bringen, wo die Festung Zaris gelegen hatte.

21. Kapitel
    Rebekka konnte sich nicht entscheiden. Ich hatte die Sache immer und immer wieder mit ihr diskutiert, aber sie konnte keinen Entschluss fassen. Und ich konnte ihr diese Entscheidung nicht abnehmen. Sollten wir bei Vlad bleiben und sehen, was es mit dem versteinerten Drachen auf sich hatte oder sollten wir uns auf den Weg ins Tal der Drôme machen, wo vielleicht eine sagenhafte Waffe zu finden war? Es gab keine Gewissheit und auch Michel de Notre-Dame war keine Hilfe. Mochte er auch ein Wahrsager und Prophet sein, in unserem Fall war ihm der Blick in die Zukunft verschleiert.
    Wir saßen schon seit mehreren Stunden in ihrem Zimmer und redeten. Seit Leopold von Segescin vor fast einer Woche auf Poenari eingetroffen war, vermieden wir es, uns am Tage in der Festung zu zeigen. Rascott und

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