Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
seltsame Gefühl aufkam, wenn sie den Woiwoden ansah. Dieses Gefühl von aufkeimender Gefahr. „Dann kommt mit uns und helft, den Drachen zu vernichten, bevor es zu spät ist!“ Vlad lachte und wendete sein Pferd, so dass er nun in dieselbe Richtung stand wie Rebekka und von Steinborn.
„Ich ritt, um Verstärkung zu holen und Verstärkung habe ich bekommen. Ihr, Freiherr, seid ein besserer Schütze und Fechter als ich selbst und ich habe Euch, Madame, kämpfen sehen. Ich weiß keinen, ob Mann oder Weib, der es Euch gleichtun kann. Ihr seid mir mehr wert als sechzig Männer!“ Draculea senkte den Kopf, ohne seinen Blick von dem Rebekkas zu lösen.
„Dann sollten wir uns sputen!“, sagte von Steinborn und gab seinem Tier die Fersen. Der Hengst trabte an und Rebekka und Draculea trieben ihre Tiere ebenfalls an. Der Wald bestand hier aus weit auseinander stehenden Tannen und Kiefern. Die Pferde hatten einen festen Weg unter ihren Hufen und sie kamen gut voran. Sie hatten gut die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, ohne dass etwas geschehen war. Rebekka war damit beschäftigt, auf den Weg zu achten. Es war mehr eine Ablenkung vom Grübeln, denn ihr Pferd wusste genau, wo es seine Huf hinsetzte. Dann überkam sie ein seltsames, würgendes Gefühl. Ein Band legte sich um ihren Magen, als habe sie etwas Falsches gegessen, was natürlich nicht der Fall sein konnte. Das Gefühl steigerte sich zu einem Druck, als müsse sie sich übergeben, brannte sich durch den Magen tiefer in ihren Leib. Was war los mit ihr? Sie war ein Vampir und Vampire wurden nicht krank!
Dann ebbte das würgende Gefühl langsam ab und ließ nur eine Art Unwohlsein in Rebekka zurück. Was war das gewesen? Sie schloss die Augen und versuchte in ihren Gedanken, die wild durch ihren Kopf wirbelten, eine Erinnerung von Georgios zu finden, die dem Gefühl entsprach, das sie da gerade gehabt hatte. War dem Vampir in seinem langen Leben so etwas schon einmal untergekommen? Da war eine Ahnung in ihr, dass George dieses Unwohlsein kannte und dann hatte sie die Erinnerung gefunden. Rebekka riss die Augen vor Schreck weit auf. Der Drache erwachte! Das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte, war dabei zu geschehen! Ausgerechnet das, was unter allen Umständen verhindert werden musste!
Aber noch war der Drache nicht erwacht! Noch war es nicht so weit! Rebekka war hinter den Männern zurückgefallen. Sie trieb ihr Pferd an und schloss zu Vlad und von Steinborn auf. „Uns bleibt nicht viel Zeit!“, rief sie den beiden zu. „Der Drache hat sich im Schlaf bewegt, ich habe es gespürt! Er erwacht!“ Vlad hob den Arm und deutete nach vorn.
„Dort vorn ist der Platz, an dem wir von dem schakalköpfigen Monstrum angegriffen worden sind. Es kann nicht mehr weit sein, denn ich hörte, wie Leopold von Segescin dem Verräter Rascott sagte, wir würden das Dorf in Bälde erreichen, wo der Drache schliefe. Der Mann hat den ganzen Weg über nahezu ununterbrochen geredet und konnte so einige Informationen erlauschen.“ Der Morgen graute, als sie den Rand des Dorfes endlich erreichten. Sie hielten am Waldrand an und betrachteten das Dorf aus der Entfernung. Ein paar Dorfbewohner waren schon bei der Arbeit. Das erschwerte es, unbemerkt nach dem schlafenden Drachen zu suchen.
„Wir müssen nicht suchen. Ich kann den Drachen fühlen. Es ist wie ein Krampf im Magen und je näher ich dem Ungeheuer komme, desto stärker ist das Gefühl.“ Sie deutete auf den Waldrand auf der anderen Seite. „Der Zugang zur Gruft des Drachen muss auf der anderen Seite des Dorfes liegen. Sonst wäre das … Unwohlsein stärker. Wir reiten in der Deckung des Waldes um das Dorf herum. So müssen wir nur das letzte Stück zu den Gebäuden dort reiten. Dort stehen fast nur Ruinen.“
„Ihr seid sicher?“ Vlad hatte die ganze Zeit weiter auf das Dorf geblickt, aber für ihn sahen die Häuser alle gleich klein und schäbig aus. „Lasst mich raten … Euer Vampirblick?“ Rebekka lachte kurz auf. „Sagt das nur nicht zu laut, wenn wir im Dorf sind! Das könnte sonst unangenehm werden!“ „Verzeiht meine Unvorsichtigkeit, ich werde mich bemühen!“ Schweigend ritten sie in der Deckung der Bäume und geschützt vom Schatten, den sie warfen, um die Siedlung herum. Rebekka ließ sich von dem Gefühl im Magen leiten.
„Dort! Das Gebäude mit dem halb eingestürzten Dach und dem hohen Schornstein, dort ist der Zugang!“ Sie zog ihr Pferd herum und ritt aus dem Wald heraus, direkt
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