Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Tiermenschen, von Leopolds Tod und dem Kampf, von dem Versprechen, das er Vlad Draculea gegeben hatte und dem des Woiwoden, mit Hilfe zurückzukommen. Als er geendet hatte, sah der alte Mann den Deutschen lange forschend an.
„Ein Mensch mit dem Kopf eines Schakals?“, fragte er. Stabener nickte. „Ich habe einmal einen Schakal gesehen, den ein Spielmann in einem Käfig gegen Geld ausgestellt hatte. Solch ein Kopf auf dem Körper eines Menschen. So sah der aus, der von Segescin getötet hat. Das Ding hat sich den Kopf geschnappt und ist damit im Wald verschwunden. Es ging alles rasend schnell! Nie habe ich etwas sich so schnell bewegen sehen, das mögt Ihr mir glauben! Es war unheimlich!“ Der harte Krieger schüttelte sich bei dem Gedanken an des unwirkliche Wesen. „Ihr habt einen gewissen Ruf, was das Okkulte angeht“, fuhr er dann fort. „Habt Ihr schon von dergleichen Wesen gehört?“
„Anubis“, antwortete Nostradamus leise. „Der ägyptische Totengott soll so ausgesehen haben, aber ich bezweifle, dass es ein Gott war, der Euch angegriffen hat. Nein, ich weiß nicht, was das gewesen sein kann.“
Es dauerte noch eine geraume Weile, bis die Nadelstiche in Nostradamus Händen und Beinen vergingen und der alte Mann sich wieder halbwegs bewegen konnte. Stabener schilderte ihm die Flucht der Reittiere und erzählte von seinem Entschluss, die versprengten Gefangenen zu suchen und zu befreien. „Mein Kriegsherr war nicht mehr bei Sinnen und schon während unseres Ritts habe ich mich gefragt, ob mich mein Eid noch an ihn band, hatte er doch offensichtlich den Verstand verloren. Ich bitte Euch um Vergebung! Was auf Poenari geschehen ist, war Unrecht und ich schäme mich dafür. Ich habe keine Skrupel, einen bewaffneten Mann zu töten, aber Frauen, Kinder und unbewaffnete Leute … das ist nicht recht, das hätte nicht geschehen dürfen. Ich hoffe, Gott vergibt mir!“
„Das wird von Euren weiteren Taten abhängen, denke ich“, antwortete Nostradamus bedächtig und erhob sich aus dem feuchten Gras. „Aber Ich frage Euch, was Ihr nun zu tun gedenkt?“ „Wie ich Euch sagte – ich werde die Gefangenen suchen, deren Pferde durchgegangen sind und sie befreien. Dann werde ich zurückreiten und sehen, ob ich den Draculea finden kann. Ich schulde ihm einiges und ich will meine Schuld tilgen, so er es mir gestattet.“ „Nun“, sagte Nostradamus und setzte den Fuß in den Steigbügel. „Dann lasst uns keine Zeit verlieren. Ich werde Euch begleiten. Ich bin auch ein Arzt und kann vielleicht helfen, wenn Ihr meine Hilfe annehmen wollt!“ Stabener senkte ehrerbietig den Kopf und die Männer ritten zusammen weiter der Spur nach, die die flüchtenden Pferde hinterlassen hatten.
Vlad Draculea ritt, so schnell es sein Pferd zuließ, zurück nach Poenari. Er war kaum eine Stunde weit gekommen, als ihn ein Schrei anhalten ließ. Er blickte sich um und sah in einiger Entfernung zwei Gestalten, die sich aus dem aufsteigenden Nebel schälten. Von Steinborn und Rebekka hatten den Vorsprung fast aufgeholt, den die Gruppe der Entführten gehabt hatte. „Vlad!“, rief von Steinborn erfreut. „Ihr habt Euch befreien können?“ Draculea lenkte sein Pferd neben das des Freiherrn. Rebekka hielt ihr Tier ebenfalls an und grüßte den Woiwoden.
„Nein, es haben sich merkwürdige Dinge ereignet!“, sagte Vlad. „Sehr seltsame!“ Er erzählte. Was geschehen war und wie er seine Freiheit wiedererlangt hatte. „Und nun werde ich Hilfe holen.“ Rebekka schüttelte den Kopf. „Ihr werdet auf Poenari keine Hilfe finden. Von Segescin hat alle umgebracht, bis auf ein paar Diener.“ Sie schilderte, was ihr und von Steinborn widerfahren war. Draculea senkte den Kopf. „Alle tot! Was nun?“ Von Steinborn legte dem alten Kampfgenossen eine Hand auf die Schulter. „Die Gefahr ist noch nicht vorüber, scheint mir.“ Er warf einen kurzen Blick zu Rebekka. Die Vampirin konnte spüren, dass der Drache ins Leben zurückzukehren versuchte. Sie nickte dem Freiherrn bestätigend zu.
„Wir müssen den Drachen finden und die Gefahr ein für alle Mal beseitigen. Das ist es, was getan werden muss. Rache könnt ihr später nehmen, alter Freund!“ „Rache ist es nicht, die mich treibt“, erwiderte Draculea. „Es ist die Furcht, dass etwas über mein Land kommt, das schlimmer ist als die geballte Macht der Türken und aller Muselmanen zusammen!“ Rebekka konnte fühlen, dass er die Wahrheit sprach, obwohl noch immer dieses
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