Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
Vom Netzwerk:
später nach Berlin zur Spezialausbildung. Die war hart. Viele hielten nicht durch. Männer wurden weggetragen wie weinende Säuglinge.«
    Du redest Unsinn.
    »Bis zu unserer Gefangennahme taten wir gemeinsam Dienst. Olavi wurde nach den Verhören auf freien Fuß gesetzt, deshalb gab ich ihm meine Sachen mit, für den Fall, dass ich bis an mein Lebensende dort bleiben musste, und wünschte ihm eine gute Reise. Er war damals in schlechter Verfassung.«
    Lügen .
    »Später habe ich mehrmals versucht, Olavi zu finden, aber in der damaligen Zeit durfte man nicht allzu viel Wind machen. Wir waren ohne Erlaubnis in den Krieg gezogen. Die anderen aus unserem Trupp sind gestorben, ehrlos und vergessen.«
    Bei den letzten Worten brach die Stimme des Alten.
    »Und so einen Mann halten Sie hier fest. In der Klapsmühle.« Er senkte den Blick, als er unbeholfen in das Jackett schlüpfte und auf den Stuhl sank. »Also kommen Sie mir nicht mit irgendwelchen Bestimmungen.«
    Es herrschte fast völlige Stille. Nur irgendwo im Flur des Verwaltungsgebäudes schnarrte leise ein Kopierer.
    Mikael war übel. Seine Kopfschmerzen waren unerträglich geworden, es kam ihm vor, als hätten sich die Nahtstellen seiner Schädelknochen während der Redeflut des Alten zusammengezogen. Mikael sah Hannele Groos an, deren kühleMiene zu entgleisen drohte. Verdammt noch mal, nahm sie das Gefasel des Alten etwa für bare Münze?
    »Olavi Finne war also bei Ihnen?«, fragte sie.
    »Ist das Fräulein taub?«
    »Und Sie dienten … bei den SS -Truppen in Deutschland.«
    »In Polen.«
    »Sie waren dabei, als Olavi Finne …«
    »Wir wurden in Helsinki angeworben, am zweiten August vierundvierzig«, sagte Klinge und klopfte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Alles hier gespeichert, wie in einem Kalender. Sie können mich ruhig testen. Ich bin nicht verrückt.«
    »Finne hat keine Tätowierung«, sagte Groos und sah Mikael an, als hoffte sie auf Unterstützung.
    »Viele haben sie entfernen lassen«, antwortete Klinge ohne Zögern. »Eine Narbe hat er auf jeden Fall. Sehen Sie nach, wenn Sie mir nicht glauben.«
    Wieder sah Groos Mikael an, als verlangte sie von ihm, die Worte des zittrigen Alten zu bestätigen. Ja, er erinnerte sich an die Narbe, wie eine kleine Brandwunde am linken Arm. Die konnte auf alles Mögliche zurückzuführen sein.
    »Unter diesen Umständen können wir einen Besuch durchaus in Erwägung ziehen, aber Ihnen ist hoffentlich klar, dass Olavi Finne geistig sehr, sehr krank ist.«
    »Ihr Quacksalber seht nichts als die Krankheiten«, erwiderte Klinge fauchend.
    »Waren Sie an der Front?«, fragte Groos.
    Der Mann setzte zu einer Antwort an, schwieg dann aber.
    »Hören Sie«, sagte Groos und klopfte im Takt ihrer Worte auf den Tisch. »Es ist sehr wichtig. Ist in der Zeit, als Sie zusammen waren, irgendetwas Besonderes passiert, das Olavi Finne aus dem Gleichgewicht gebracht haben könnte?«
    »Natürlich war es hart«, antwortete Klinge, ohne aufzublicken. »Auch körperlich. Aber die Seele, das ging …«
    Klinge fasste sich an die Brust.
    »Damals gab es andere Methoden und Medikamente als heute. Ich weiß nicht, was sie uns dort in Berlin gegeben haben. Aber sie haben uns nicht verrückt gemacht. Wir haben standgehalten wie Soldaten. Wir hätten es beide verdient, am Nationalfeiertag ins Präsidentenpalais eingeladen zu werden, aber da drängen sich ja bloß Leute, die den Russen die Stiefel lecken.«
    Mikael suchte in der angespannten Gestalt des Mannes nach etwas, das ihn als Lügner entlarvte. Die Zeitangaben passten, die Narbe, alles, aber die Geschichte stank trotzdem zum Himmel. Vielleicht wurde der Mann benutzt; jemand wollte etwas von Finne, hatte sich über seine Vergangenheit informiert und Klinge beauftragt, Finnes Jugendfreund zu spielen.
    »Was hat man Ihnen gegeben?«, fragte Groos. »Sie sagten, man hätte Ihnen irgendein Medikament gegeben.«
    »Ich sagte bereits, dass ich es nicht weiß.«
    »Glauben Sie, dass man Medikamente an Ihnen ausprobiert hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht etwas, das … geistige Verwirrung auslöst?«
    Klinge schnaubte. Groos wartete eine Weile auf seine Antwort. Er schien wütend zu sein, seine Augen aber wurden feucht.
    »War es vielleicht so«, fuhr Groos fort, »dass Olavi Finne stärker auf diese Ausbildung reagierte als Sie?«
    »Was reden Sie? Wir saßen im selben Boot.«
    »Menschen sind verschieden. Hat Finne nach so einer Medikamentengabe zum Beispiel wirr

Weitere Kostenlose Bücher