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Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Leichentücher: Psychothriller (German Edition)

Titel: Leichentücher: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Hautala
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drehte ein paar Runden im Frauenflügel, blickte hier und da in eins der Zimmer, als ob er etwas suchte. Dann ging er ins Stationszimmer zurück, setzte sich an den Computer, klickte den Dienstplan weg und begann, Patience zu spielen.
    Die Karten sprangen schnell und scheinbar von selbst von einem Stapel auf den anderen, folgten einer zufälligen Ordnung. Es war eine Erleichterung, nichts zu erwarten und zu akzeptieren, dass es keine Logik und keinen Plan gab. Aus dem Männerflügel ertönte Stefus gleichmäßiges Schnarchen.
    Irgendwann klingelte das Telefon.
    Mikael fuhr auf, nahm den Hörer aber nicht ab. Er spielte einfach weiter, auch dann noch, als Stefus verschlafenes Gesicht im Türspalt erschien.
    »Möchtest du nicht drangehen?«, fragte Stefu mit schlaftrunkener Stimme.
    Mikael schaltete den Monitor aus. Er konnte das Spiel nur unterbrechen, wenn er den bunten Tanz der Symbole und Zahlen nicht mehr vor Augen hatte. Als er die Hand auf den Hörer legte, hörte das Klingeln auf. Zauberhand, hätte er beinahe gesagt.
    »Oh Mann«, schnaubte Stefu und verschwand.
    Mikael schaltete den Monitor wieder ein und spielte weiter. Er spürte einen schwachen Triumph, als die Karten eines ganzen Stapels in rascher Folge auf den Stoß am Bildschirmrand flatterten.
    Nach einer knappen Stunde klingelte das Telefon erneut. Es klang diesmal fordernder, was eigentlich nicht möglich war. Stefus Schnarchen brach beim ersten Klingeln ab.
    Mikael hatte das dritte Spiel angefangen und dachte gar nicht daran, es zu unterbrechen, um ans Telefon zu gehen. Er fürchtete eine undefinierbare Wende, eine Stimme im Hörer, zu der er sich kein Gesicht vorstellen konnte, eine Stimme, die von zufälligen, aber unwiderruflichen Ereignissen berichtete. Von Dingen, die einfach geschahen, wenn die Würfel in einer bestimmten Position landeten.
    Aus dem Männerflügel näherten sich energische Schritte.
    Diesmal blieb Stefu nicht an der Schwelle stehen, sondern marschierte schnurstracks ins Stationszimmer und griff nach dem Telefon, das direkt neben Mikael stand. Es war nichts als monotones Tuten zu hören. Stefu warf den Hörer auf die Gabel. Das Tuten hörte nicht auf. Wie ein leiser Feueralarm ertönte es unter dem aus seiner Position gerutschten Hörer.
    »Scheiße, was ist denn los mit dir?«, fragte Stefu und stützte sich auf den Tisch.
    Mikael spielte unbeirrt weiter.
    »Wenn ich noch mal herlatschen muss, bloß weil du den Finger nicht aus dem Arsch kriegst, beschwer ich mich über dich, ganz offiziell.«
    Die Karten sausten genüsslich auf ihren Stapel.
    »Wenn es nach mir ginge«, sagte Stefu, »wärst du längst krankgeschrieben. Und nach der Reha könntest du Würstchenverkäufer werden. Hier bist du am falschen Platz.«
    Stefus Atem roch modrig. Mikael hätte beinahe gewürgt,schaffte es aber, stattdessen ruhig auszuatmen. Er nahm die Hand von der Maus und schaltete den Monitor ab, legte die Arme über den Bauch.
    »Du würdest eine Beschwerde einreichen?«, fragte er.
    Es war leicht, die Worte zu finden. Sie waren wie Kartenstöße, und Mikael wusste genau, welche Stöße er wählen musste, in welcher Reihenfolge.
    »Genau«, antwortete Stefu.
    Seine Pupillen zuckten nervös, obwohl er versuchte, seine Beute zu lähmen.
    »Sag mal«, setzte Mikael nach, »hättest du Lust gehabt, Laukkanen zu ficken?«
    Getroffen und versenkt. Stefu wirkte, als müsste er nach diesem Peitschenhieb einen Schmerzensschrei unterdrücken.
    »Wie bitte?«
    »Du wolltest, dass Laukkanen sich umbringt«, fuhr Mikael fort, »bevor du etwas tun würdest, womit du nicht klarkommst.«
    Stefu war vollkommen erstarrt. Sogar sein Atem stand still. Der Mundgeruch wurde schwächer und vermischte sich mit dem Geruch des Desinfektionsmittels und der elektrischen Geräte.
    »Jetzt hör mir mal zu, du Hohlkopf«, legte er los. »Du solltest den Kittel ausziehen und am Daumen lutschen. Du wirst hier behandelt wie rohes Porzellan, aber vielleicht sollten wir allmählich mal die Karten auf den Tisch legen.«
    Die Karten. Ein bunter Strom.
    »Verdammt noch mal, du bestellst Grüße von einer toten Frau. Aber nein, du bist nicht krank, du doch nicht. Autio und einigen anderen in den Arsch zu kriechen, darauf verstehst du dich. Man muss Verständnis haben, hat Autio gesagt, obwohl er selbst gehört hat, wie du …«
    Stefu nahm die Hände vom Tisch und zog seinen Kittel zurecht. Mikael betrachtete den dunklen Monitor und glaubte,die Karten zu sehen, wie einen Schimmer auf

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