Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)
Neueste zu erfahren.«
Livia lehnte den Kopf so weit zurück, dass sie an die Decke des Rovers starrte. »Wäre es so schlimm, nicht Mitglied zu werden? Ihr seid doch schon in tausend Clubs. Und in die Hälfte geht ihr nicht mal. Ich versteh nicht, wieso wir unbedingt Mitglied im Pequod werden müssen.«
»Unbedingt ist Blödsinn. Wir müssen gar nichts unbedingt. Ich glaube einfach, dass es uns allen Spaß machen wird dabei zu sein, mehr nicht.«
»Okay, aber kannst du dann wenigstens die Fenns da raus lassen?«
»Leider nein. Hör zu, sie sind auch nicht gerade meine liebsten Freunde, aber Jack und ich kennen uns schon ewig. Viel länger, als du und Teddy auf der Welt seid. Unsere Beziehung hat nichts mit euch zu tun.«
»Und schon gar nicht mit Fee«, sagte Livia abfällig. Jacks Frau, Teddys Mutter, war eine frühere Freundin von Winn.
»Das ist ein alter Hut«, sagte Winn. Dadurch dass er sowählerisch war, war seine Welt manchmal zu klein. »Vergiss es. Mit dem Pequod hat das nichts zu tun.«
Livia zog eine Grimasse. »Außer dir spielt eh niemand Golf«, sagte sie zur Decke.
»Es gibt auch einen Fitnessraum und eine Bar. Und sie machen schöne Veranstaltungen –Tanzabende, Stille Auktionen, Themenabende. Die werden dir gefallen.«
Sie ließ ihren Kopf in seine Richtung rollen. »Ich liebe Stille Auktionen.«
»Lass den Sarkasmus, Livia, das gehört sich nicht.«
Drei Jahre schon dümpelte Winns Name auf einer streng geheimen Warteliste für die Aufnahme in den Pequod. Drei Sommer lang hatte er allabendlich sehnsüchtig auf dem Witwensteig gewacht und verbittert auf das gestarrt, was er aus dieser Warte vom Golfplatz sehen konnte: ein Stück des zehnten Lochs. Doch dieses Eckchen Gras war das Tor zu einer grünen und prächtigen Zuflucht für Männer und deren Gespräche. In den Jahrzehnten auf der Insel hatte er die Mitgliedschaft immer als Möglichkeit betrachtet, um die er sich später kümmern wollte. Darum hatte er nicht schlecht gestaunt, als er alle verfügbaren Beziehungen spielen ließ und alle wichtigen Leute umgarnte, unter anderem auch die Fenns, und trotzdem wie eh und je auf seinen Gästestatus reduziert blieb. Er hatte mit Clubs bisher die besten Erfahrungen gemacht. Auch wenn nie wieder ein Club dieselbe Bedeutung für ihn gewonnen hatte wie seine Studentenverbindung, The Ophidian. Noch heute verfasste er einen Weihnachtsrundbrief ausschließlich für die Mitglieder dieser Bruderschaft und einen zweiten für die übrigen Bekannten der Van Meters. Er war anderen Clubs beigetreten, in New York und Boston, und konnte dort überall essen gehen undsich willkommen fühlen und in einem Ledersessel sitzen und Zeitungen an langen Stöcken lesen. Auch in Clubs für spezielle Zwecke wie Schwimmen, Golf oder Schlägersport war er Mitglied, und nirgends hatte man gezögert ihn aufzunehmen. Aber im Pequod war Jack Fenn im Mitgliedskomitee und Fee Fenn im Sozialkomitee, und Winn wusste ehrlich gesagt nie, wie er mit ihnen stand – ob die Vergangenheit nun eigentlich überwunden war oder nicht.
Um die Stimmung zu wechseln langte er zu Livia hinüber und tätschelte ihr Knie. »Na«, sagte er künstlich munter. »Jetzt kommt der große Tag.«
»Es ist nicht mein großer Tag.«
»Sei nicht so. Eines Tages bist du auch dran.«
Aufgebracht entzog sie ihm ihr Bein, und die Blumen bebten. »Ich hätte nichts dagegen, wenn ihr aufhören würdet, mir das dauernd zu sagen. Ich werde entweder heiraten oder nicht. Ich bin nicht neidisch. Ich freu mich darauf, wenn das Wochenende vorbei ist. Das ist alles.«
»Das ist die falsche Haltung, Livia.« So sehr auch er sich nach dem Ende des Hochzeitstamtams sehnte, so sehr war ihm bewusst, dass er seine Truppe mit erhobenem Schwert anzuführen hatte, einem erfolgreichen Fest entgegen. »Als erste Brautjungfer solltest du anders klingen. Du bist die Ehrendame.«
Er meinte es als Witz, aber sie entgegnete grimmig: »Ich dachte, du wärst von meiner Ehre nicht überzeugt.« Er hielt seine Antwort zurück. Sie fuhren an einem von Binsen und Rohrkolben umstandenen Moorsee vorbei. »Guck mal da, der Silberreiher«, sagte sie.
Winn erblickte einen hohen, schlanken Vogel, dann ein Flügelschlagen. »Das ist kein Reiher«, sagte er.
»Doch, das ist ein Reiher, ein Silberreiher. Silberreiher sind weiß. Die anderen heißen Graureiher.«
»Okay«, sagte Winn mit einer Stimme, die anzeigte, dass er einlenkte, ohne es ernst zu meinen. »Schon gut.«
Im Ort ging es
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