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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ergänzte sie hastig   –aber, Moment mal, das war ja noch schlimmer. Jetzt klang sie, als wollte sie ihm mit aller Deutlichkeit sagen, dass sie kein Interesse hatte. Der Kellner kam mit ihren beiden Kaffees und rettete sie, bevor sie es noch schlimmer machen konnte.
    »Aha. Wissen Sie, wo das Hotel ist, das Sie suchen?«, fragte Nigel.
    »Nicht genau, aber ich finde es schon. Ich habe meine verlässliche Schatzsucherkarte.« Sie wühlte in ihrer Tasche und zeigte Nigel den Ausdruck, der wie von einem Kind gezeichnet aussah. »Außerdem hat Frankie mir beigebracht, wie ich nach dem Weg frage.«
    »Aha, sagen Sie mal.« Nigel trank von seinem Kaffee. »Üben Sie an mir, und tun Sie so, als wäre ich ein Venezianer.«
    »Na gut.« Ven räusperte sich. »Sind Sie bereit? Oggi compio quarant’anni, mi vuoi tastare le tette? «
    Nigel schluckte seinen Kaffee herunter, bevor er einen schrecklichen Hustenanfall bekam. Sein Gesicht lief lila an, und er japste nach Luft. Nun war es an Ven zu fragen: »Geht es Ihnen gut?«, und sie stand auf, um ihm auf den Rücken zu klopfen, ehe er starb und das Schiff keinen Kapitän mehr hatte.
    »Verzeihung«, sagte er heiser. »Ich habe es in den falschen Hals bekommen.«
    Die Eisbecher wurden serviert. In seinem ganzen Leben war Nigel noch nie so dankbar für eine Ablenkung gewesen.
    Roz gab sich redliche Mühe, nicht zu den Louis-Vuitton-Imitaten zu sehen, die Straßenhändler auf der Treppe verkauften. Auf dem Schiff hatte man ihnen gesagt, dass ihnen mehrere tausend Euro Strafe drohten, sollten sie beim Kauf solcher Markenimitate erwischt werden. Aber es waren verteufelt gute Kopien. Sie lenkte sich nach Kräften mit ihrem Eis ab, das sie gerade schleckte. Die drei hatten Ven und den Captain im Café gesehen und sich eilig und   – in ihren Augen sehr unauffällig   – davongestohlen. Ihre Eiswaffeln kauften sie in einer anderen Eisdiele.
    »Wie es Ven wohl geht?«, fragte Olive, die dasselbe zu denken schien wie ihre Freundinnen. »Mit dem Captain.«
    »Sie muss ihn zufällig getroffen haben, denn sie hätte uns sicher nicht verschwiegen, dass sie mit ihm verabredet ist«, sagte Roz, die es gar nicht erwarten konnte, später auf dem Schiff alles zu erfahren.
    »Ich hoffe, sie findet dieses Hotel. Das würde den Tag für sie vollkommen machen.«
    »Oh Mist!«, kreischte Frankie, und die beiden anderen sahen sie entgeistert an.
    »Du hast ihr doch noch den richtigen italienischen Satz gesagt, oder?«, fragte Roz.
    »Nein, das habe ich komplett vergessen.«
    »Ach du Schande«, murmelte Roz, und auf einmal funkelten ihre Augen.
    »Was ist?«, fragte Olive. Sie verstand nicht, wieso die anderen beiden einander anstarrten, als wüssten sie nicht, ob sie lachen oder schreien sollten.
    »Dieser Satz, den ich Ven beigebracht habe, um nach ihrem Hotel zu fragen   …«, begann Frankie.
    »Was ist mit dem?«, fragte Olive.
    »Er heißt nicht ›Wo ist das Hotel Ani?‹«
    »Sondern?«
    »›Ich bin heute vierzig geworden. Wollen Sie meine Titten anfassen?‹«
    »Oh, Frankie!«
    »Ich bin pappsatt«, sagte Ven, die ihren Löffel in den letzten Rest Mokkaeis unten in dem Eisbecher steckte. »Mehr schaffe ich nicht, sonst platze ich.«
    Nigel hatte diese Probleme nicht. »Deshalb nehme ich mir immer einen halben Tag frei, wenn wir in Venedig sind. Ich esse hier meinen Eisbecher und spaziere hinterher für eine Stunde durch die Stadt, um ein paar der Kalorien wieder zu verbrennen.«
    »Gönnen Sie sich in jedem Hafen etwas Leckeres?«, fragte Ven.
    »Nein, normalerweise bin ich zu beschäftigt. Hier versuche ich allerdings immer, es irgendwie einzurichten.«
    »Ich nehme an, Sie waren überall schon mindestens zweimal oder häufiger.«
    »Ja, doch es macht nicht so viel Spaß, alleine herumzuschlendern«, sagte Nigel mit einem unerwartet traurigen Unterton. »Egal wie schön die Städte sind.«
    »Dann sind Sie nicht verheiratet?«, fragte Ven und musterte seinen nackten Ringfinger.
    »Das war ich mal. Leider hielt es nicht lange. Meine Frau konnte Seereisen nicht ausstehen, und ich konnte das Meer nicht aufgeben. Es war für uns beide eine unhaltbare Situation. Weil sie nicht mit an Bord kam, sahen wir uns kaum.«
    »War ihr denn nicht klar, wie das Leben als Frau eines Kapitäns ist?«, fragte Ven, die sich ein So doof kann man doch nicht sein verkniff. Dann wollte sie sich schon für dieindiskrete Frage entschuldigen, als Nigel ihr mit seiner Antwort zuvorkam.
    »Sie sagte, sie hätte

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