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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einem Lederband hochhielt. »Nur als kleines Souvenir.«
    »Nimm die passenden Ohrringe dazu, und wir teilen uns die Kosten«, schlug Roz vor. »Das dürfte als Entschuldigung herhalten, wenn wir wieder auf dem Schiff sind. Es sei denn, ihr hat tatsächlich jemand an die Möpse gegrapscht und sie hätte es genossen.«
    »Dann nehmen wir auch noch das Armband und dritteln den Preis«, sagte Frankie und suchte in ihrer Handtasche nach dem Portemonnaie. »Ich hoffe wirklich,dass sie dieses Hotel findet, ohne fragen zu müssen.« Sie stieß einen stummen Schrei aus. »Oh nein! Denkt ihr, sie hat ihr Italienisch am Captain geübt?« Die drei Frauen sahen einander an und brachen in unanständiges Gekicher aus. In dem Fall dürfte nicht einmal ein Murano-Schmuckset als Entschuldigung reichen.
    Ven und Nigel fanden das Hotel Ani an einer Straßenecke seitlich von einer Brücke. Große Töpfe mit roten Blumen flankierten die Eingangstür, und rosa und weiße Blüten schmückten die kleinen Fensterbalkone oben. Alles sah auf romantische Weise heruntergekommen aus. Ven konnte sich lebhaft vorstellen, wie Julia sich über einen der Balkone oben beugte, um mit Romeo unten zu turteln.
    »Alsdann, Lady Venice«, sagte Nigel, »ich kehre jetzt zu meinen Pflichten an Bord zurück. Den Weg von hier zum Markusplatz finden Sie allein, nicht wahr?«
    »Ja, sicher, danke, Captain.« Ven blickte an der bröckelnden Fassade hinauf. Nigel wartete, dass sie hineinging, doch sie rührte sich nicht vom Fleck.
    »Wollen Sie nicht reingehen?«
    »Nein.« Ven schüttelte den Kopf. »Ich könnte niemals verständlich machen, dass ich mich nur umsehen möchte.«
    Nigel blickte auf seine Uhr. »Kommen Sie, ich bringe Sie hinein.«
    »Nein, ist schon gut, wirklich«, sagte Ven rasch, doch ihre Miene strafte sie Lügen. Nigel schob die Eingangstür auf und bedeutete Ven, ihm zu folgen.
    »Wenn sie es bis hierher geschafft haben, dürfen Sie nicht die letzte Etappe verpassen.«
    Ven folgte ihm. Drinnen war es kühl. Die Wände waren in einem Cremeton mit einer zarten Grünnote gestrichen, das Mobiliar wunderbar alt   – lauter Einzelstücke, die perfekt zur verblassten Grandezza des Raumes passten. Nigel trat an den Empfangstresen, wo eine gertenschlanke Frau in einem schwarzen Kleid stand, und redete mit ihr.
    »Chiedo scusa, sarebbe possibile se la mia amica desse un’occhiata in giro? Vede, i suoi genitori quarant’anni fa hanno speso la loro luna di miele in questo albergo, e siccome non ci sono più, la mia amica voleva vedere il luogo in cui era stata concepita   … rimarrà solo pochi istanti.«
    »Ma ci mancherebbe, ci dia un’occhiata. Siete i benvenuti!« , antwortete die Frau freundlich und winkte Ven zu sich.
    »Ich habe sie gefragt, ob Sie sich hier ein paar Minuten umsehen dürfen«, erklärte Nigel. »Ich habe ihr erzählt, dass Ihre Eltern hier die Flitterwochen verbracht haben, und sie sagt, dass Sie herzlich willkommen sind.«
    » Si, si «, bestätigte die hübsche junge Empfangsdame und breitete die Arme weit aus, womit sie Ven sagen wollte, dass sie sich überall umsehen dürfte.
    »Venice, ich verlasse Sie jetzt. Ich habe das Gefühl, dass ich mich hinreichend in Ihre Pläne eingemischt habe. Kommen Sie zurecht? Der Ablegeplatz ist   …«
    »Ja, schon gut, ich finde ihn«, sagte Ven. »Tausend Dank, Nigel. Und Sie haben sich überhaupt nicht eingemischt, sondern mir sehr geholfen.«
    Nigel salutierte ihr halb im Spaß, und Ven winkte ihm nach, als er das Hotel verließ. Dann schaute sie sich zaghaft um.
    Ihre Eltern waren in diesem Foyer gewesen. Sie schloss die Augen und versuchte, sich vorzustellen, wie sie jungverheiratet die Treppe hinuntergehüpft waren. Es war leicht, sich die beiden überglücklich auszumalen, und wieder einmal stiegen Ven Tränen in die Augen. Was für ein herrlicher Ort, um das Eheleben zu beginnen, dachte sie. Hier war es ruhig, kühl und bezaubernd schön. Die großen Fenster gingen hinaus zum Kanal, auf dem Gondeln vorbeiglitten. Ven wusste, dass ihre Eltern mit einer Gondel gefahren waren, weil sie ihr davon erzählten. Wie auch nicht? Niemand verbrachte die Flitterwochen in Venedig und machte keine Gondelfahrt. Und in einem der Hotelzimmer war ihr Kind gezeugt worden, das sie unbedingt Venice nennen wollten, so gekünstelt es auch bei einem Paar aus Barnsley anmutete, das in einer städtischen Siedlung wohnte.
    Ven hatte das Gefühl, das Hotel wäre irgendwie »ihres«. Wie bekloppt war das

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