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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ob Figurehead nun dafür aufkommt oder nicht. Unsere beste Freundin wird schließlich nicht oft vierzig.«
    »Ja, du hast ja recht«, stimmte Roz ihr zu.
    »Hast du«, bestätigte Olive und gab sich einen Ruck.
    Der Kellner ließ ihnen exakt genügend Zeit, zu wählen, bevor er wiederkam, um ihre Bestellungen aufzunehmen. Roz nahm Lasagne, Frankie Spaghetti Bolognese, Olive und Ven gebratenes Hühnchen.
    »Man sollte eigentlich meinen, dass sie hier eine ausgefallenere Speisekarte bieten, nicht?«, fragte Roz leise. Sie hatte soeben das teuerste Alltagsgericht aller Zeiten bestellt.
    »Im La Piazza San Marco zahlt man nicht nur für dasEssen«, erklärte Frankie. »Du zahlst für das Privileg, hier zu sein, für die Band draußen und das Ambiente.«
    »Ich hoffe, sie servieren Pommes zum Ambiente«, sagte Olive. »Ich bin am Verhungern.«
    Stumm knabberten sie an dem Brot und genossen die kühle Luft, die ihnen zum Klang des Orchesters von draußen in jede Pore drang. Es war ein kleines Stück Himmel in einer sehr turbulenten Stadt.
    Die Portionen entpuppten sich als nicht besonders groß, und es gab keine Pommes als Beilage; aber das Essen duftete köstlich und war einfach vollkommen. Zu Olives und Vens Hühnchen gab es knackigen Salat, salzige schwarze Oliven und dicke, cremige Mayonnaise.
    »Auf dich, Venice«, sagte Roz und erhob ihr Prosecco-Glas, um mit dem Geburtstagskind anzustoßen. »Ich bin so froh, dass du dieses Jahr einen Italiener ausgesucht und nicht mir die Wahl überlassen hast.«
    »Ähm, übrigens, wenn ich sage, dass wir an meinem Geburtstag zur Chinesischen Mauer wollen, meine ich den China-Imbiss in der Hill Street, nicht die echte«, warf Olive ein, als sie mit Ven anstieß.
    »Man kann nie wissen. Vielleicht hast du bis dahin im Lotto gewonnen«, sagte Frankie.
    »Oder einen Slogan für ein Touristikunternehmen gedichtet: ›Feiern Sie Ihren nächsten Ball auf dem chinesischen Grenzwall‹«! Roz lachte.
    »›Nichts ist so von Dauer wie die Chinesische Mauer‹«, konterte Ven. »Überlasst solche Preisausschreiben lieber mir, ihr lausigen Amateure.«
    »Das ist das göttlichste Essen seit Jahren«, sagte Roz. »Es war beinahe den Herzinfarkt wert, den ich beim Anblick der Preise hatte.«
    Olive stippte ihre restliche Mayo mit einem Stück Brot auf. Ein kleiner, sehr damenhafter Rülpser entfuhr ihr, als sie ihr Besteck in die Tellermitte legte, und erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund.
    »Hier drinnen wird nicht gerülpst, du Proll«, schalt Roz sie.
    »Auch nicht gefurzt«, sagte Frankie, woraufhin Olive kichern musste.
    Ven zückte ihr Portemonnaie. Die anderen machten Anstalten, ebenfalls ihre Geldbörsen hervorzuholen, bis sie von Ven zurechtgewiesen wurden.
    »Folgender Vorschlag: Falls die Reederei bei mir ankommt und sagt, ›Das zahlen wir nicht‹, was sie nicht tun werden, gebe ich euch Bescheid, und wir teilen die Rechnung durch vier. Wie klingt das?«
    Die anderen waren viel zu entspannt und zufrieden, als dass sie streiten wollten, und so bezahlte Ven und steckte die Rechnung ein. Dann stürzten sie sich zurück in den Trubel und die Hitze draußen.
    »Willst du jetzt losziehen?«, fragte Roz.
    »Ja, aber nur, wenn es euch wirklich nichts ausmacht«, antwortete Ven.
    »Sei nicht albern. Heute ist dein Tag, und du machst, was du willst, asoziale Kuh«, sagte Roz und ergänzte hastig: »War ein Scherz.«
    »Wir würden natürlich mit dir kommen, sofern du es möchtest«, erklärte Frankie. »Aber wir verstehen es auch sehr gut, wenn du eine Weile allein sein willst.«
    »Danke«, sagte Ven. »Das möchte ich.« Frankie hatte ihr beigebracht, wie sie auf Italienisch nach dem Weg zum Hotel Ani fragte, und sie hatte eine grobe Karte mit dem eingezeichneten Hotel   – das Beste, was das Internet hergab. So gewappnet begab sie sich auf die Suche.
    »Dann bis nachher auf dem Schiff, Geburtstagskind«, rief Frankie und blies ihr einen Kuss zu, als sie sich auf dem Platz trennten. » Ciao, bellissima! «
    » Arrivederci! «, antwortete Ven.
    Während die anderen drei den Platz überquerten, um einen Blick ins legendäre Caffè Florian und auf dessen noch berühmtere Menüpreise zu werfen, ging Ven eine der kleinen Gassen hinunter in die Gegend, von der sie annahm, dass sie auf der Karte gemeint war. Wie sich herausstellte, war es eine Sackgasse. Das war nicht weiter schlimm, denn Venedig war der ideale Ort, um sich zu verlaufen, fand Ven. Sie schaute sich in ein paar

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