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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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es gewusst, aber offensichtlich stimmte das nicht.«
    »Ich hätte gedacht, dass Ihnen die Frauen reihenweise nachlaufen. Alle sind ganz feuch… äh   … hin und weg, wenn Sie nur in der Nähe sind. Sogar die Männer.«
    »Das liegt an der weißen Uniform«, sagte Nigel grinsend. »Aber wenn die Ehefrau nicht mit dem Kapitän reist, ist es ein recht einsames Leben für beide, denn man ist immer für mehrere Monate weg. Und wenn Kinder da sind, was bei uns nicht der Fall war, ist es noch härter.«
    »Ja, kann ich mir vorstellen«, sagte Ven.
    »Dieser Job ist für mich der Lotteriegewinn meines Lebens«, sagte Nigel mit einem versonnenen Lächeln. »Genau das habe ich immer gewollt und liebe diese Arbeit.«
    Ven schluckte. »Wie wunderbar. Es muss Jahre gedauert haben, Kapitän zu werden.«
    »Die Lehrzeit ist recht lang, stimmt. In meinem Fall waren es zwanzig Jahre vom Kadetten zum Kapitän, über das College und Fahrten auf Öltankern und Marineschiffen.«
    »Wie lange bleiben Sie auf der Mermaidia ?«
    »Gewöhnlich werden wir einem Schiff für zwei Jahre zugeteilt, wobei es natürlich auch mal länger oder kürzer sein kann. Ich habe erst seit vier Monaten das Kommando«, erklärte Nigel und kam wieder auf ein anderes Thema zurück. »Haben Sie Kinder, Venice?«
    »Ich? Nein! Witzigerweise hat keine von uns welche«, antwortete Ven. »Obwohl wir uns früher mal vorgenommen haben, dass wir jede vier Kinder kriegen.«
    »Sind Sie schon lange Single?«
    »Seit letztem Jahr.«
    »Eine gütliche Trennung?«
    Ven seufzte und fragte sich, ob sie es bei dem langsamen Kopfschütteln belassen sollte.
    »Nigel, das glauben Sie mir nie.«
    »Probieren Sie’s.« Er verschränkte die Arme auf dem Tisch und neigte sich vor.
    »Im Grunde fing es vor ungefähr drei Jahren zu kriseln an«, erzählte Ven. »Meine Eltern wurden beide gleichzeitig schwer krank, und   … eine gute Freundin erholte sich gerade von einer ernsten Krankheit. Ian machte beruflich eine harte Zeit durch. Er war selbständiger Elektriker, nannte sich ›Electric Ian‹, Sie wissen schon von Electrician   – Elektriker. Und er hatte diesen Konkurrenten, Alec, der sich Alec-Trician nannte. Alec unterbot ihn bei jeder Gelegenheit und war ehrlich gesagt auch der Professionellere von beiden. Wie dem auch sei, die Krankheiten und seine geschäftlichen Probleme stellten unsere Ehe auf eine Belastungsprobe. Übrigens dürfen Sie jederzeit lachen, denn jetzt wird die Geschichte richtig witzig«, sagte Ven, obwohl Nigel nicht aussah, als fände er ihre Geschichte lustig. Er hörte ihr aufmerksam zu, als Ven fortfuhr.
    »Jedenfalls war Ian ein gut aussehender Mann, der sehr auf sein Äußeres achtete, und er war, nun ja, wie umschreibe ich das elegant   …« Verfluchter Mist, warum hatte sie davon angefangen? »… ziemlich gut ausgestattet, was ich nur deshalb erwähne, weil es eine Rolle spielt.« Ven schluckte und fühlte, dass sie rot wurde. »Tja, einige von seinen Freunden gaben so eine Art Chippendales-Show und meinten, er sollte mitmachen.Angeblich verdienten sie damit richtig gut. Und Ian wollte bei ihnen einsteigen. Er trainierte sich im Fitnesscenter Muskeln an, ein richtiges Sixpack, und bräunte sich künstlich. Am Ende war er so gut, dass er solo als Stripper auftrat. Er nannte sich ›Knobbie Williams‹.«
    Nigel lachte nicht.
    »Ich erkannte ihn gar nicht mehr wieder. Er war früher ein netter, anständiger Kerl gewesen, aber die viele Aufmerksamkeit, die er bekam, veränderte ihn. Langer Rede kurzer Sinn: Er legte sich ein altes Sportwagen-Cabriolet und auch ein Verhältnis zu, wie ich später erfuhr. Zwei Wochen nachdem mein Vater gestorben war, kam ich von der Arbeit nach Hause und stellte fest, dass Ian ausgezogen war. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass er fremdging. Meine Eltern vererbten mir das Haus und einiges Geld, das sie für mich angespart hatten   – weswegen ich oft mit ihnen schimpfte, weil ich fand, dass sie lieber sich selbst noch eine schöne Zeit damit machen sollten. Und bei der Scheidung musste ich Ian die Hälfte von allem geben. Er löste den Scheck ein, und ich war überflüssig.«
    »Wie furchtbar«, sagte Nigel voller Mitgefühl. »Grausam. Mussten Sie auch Ihr Haus verkaufen?«
    »Nein, Ian übernahm die Hypothek und zog mit seiner Freundin ein. Ich wollte sowieso nicht mehr da wohnen, nachdem ich wusste, was die beiden in dem Haus angestellt hatten, während ich bei der Arbeit war. Ich zog zurück in das Haus

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