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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Eis gegessen und sind wieder hergekommen, um uns in die Sonne zu legen«, berichtete Ven, die sich noch nicht vollständig von dem Schock erholt hatte, dass sie ohne Olive abgelegt haben könnten. »Frankie und ich jedenfalls. Roz war im Fitnessraum.«
    »Ich werde hier tierisch fett«, sagte Roz und klopfte sich auf den Bauch, wo sie den Hauch eines Wabbelns fühlte. »Morgen ist Bauchtanz, dann verbrenne ich hoffentlich einige Kalorien.«
    Während sie zu ihren Kabinen gingen, um sich vorm Abendessen frisch zu machen, erklang Nigels umwerfende Stimme über Lautsprecher. Er teilte ihnen mit, dass sie nun Kurs auf Gibraltar nahmen und zwei ruhige Tage auf See vor sich hätten; und dass der Wetterbericht für die Zeit noch mehr Sonne und ruhige See versprach.
    Olive zog ihr grünes Abendkleid an, betrachtete sich im Spiegel und versuchte, sich mit Athos Augen zu sehen. Wollte er wirklich, dass sie zu ihm zurückkam? Das Spiegelbild zeigte eine schlanke Frau mit einer passablen Oberweite und sehr grünen Augen, die von innen leuchteten. Sie sah nicht wie Olive die Putzfrau aus. Und noch viel weniger fühlte sie sich wie Olive die Putzfrau. Ihr Gang hatte einen neuen Schwung, als sie zu den anderen ins Beluga ging, wo sie vor dem Abendessen einen Gin-Tonic trinken und die Abendkleider der anderen Frauen begutachten wollten.
    Frankie hatte sich am Nachmittag ein neues Kleid für den Abend in der Gallery Mermaidia gekauft: ein atemberaubendes rotes Abendkleid mit Strassbesatz, das ihre schönen Schultern und die tollen Brüste bestens zur Geltung brachte. Auf Dezentes hatte sie derzeit keine Lust.
    Es war komisch, wie viel mutiger die Frauen durch ein bisschen Sonnenbräune wurden. Dieselben Damen, die an den ersten Abenden der Kreuzfahrt ihre blassen Flabberoberarme unter großen Stolen verborgen hatten, scherten sich jetzt kein bisschen mehr darum, wer sie sah. Alle zeigten selbstbewusst Haut und stolzierten auf hohen Absätzen umher. Es war hübsch und irgendwie befreiend anzusehen. Die vier Freundinnen hätten den ganzen Abend im Beluga sitzen und nur gucken können.
    Trotzdem folgten sie dem Gong nach unten ins Restaurant, wo sie von dem lächelnden Supremo begrüßt wurden. Sein Hemd war so weiß, dass man Gefahr lief, schneeblind zu werden, falls man es länger ansah. Eric richtete aus, dass Royston und Stella sich für den Abend entschuldigten. Anscheinend hatten sie in letzter Minute beschlossen, zum indischen Büfett in der Buttery zu gehen. Und Nigel war auch nicht da, was Vens Stimmungmerklich dämpfte. Sie fühlte sich beinahe wieder wie bei der College-Disco, wo sie vergebens auf ihren damaligen Schwarm wartete. Solche Gefühle wurden mit dem Alter nicht schöner, wie sie verdrossen feststellen musste. Ihre Enttäuschung war heute nicht minder schmerzlich als damals.
    Das Menü war griechisch ausgerichtet.
    »Ich nehme das Stifado«, verkündete Olive selbstbewusst.
    »Hattest du davon nicht schon am Nachmittag genug«, fragte Roz kichernd.
    »Hey, er hat mich nur zum Abschied geküsst!«, konterte Olive. Sie erwähnte nicht, dass der Kuss über eine Stunde dauerte und ihr den Atem raubte. Vor allem nicht gegenüber Roz, die zwar gerne scherzte, es jedoch strengstens verurteilen würde, wenn sich eine verheiratete Frau auf ein erotisches Vorspiel einließ, neben dem sich Wenn der Gasmann zweimal klingelt wie eine Teletubbies-Folge ausnahm.
    Ven auf ihrer anderen Seite flüsterte ihr eine Frage zu, die Roz nicht hören sollte: »War er so, wie du ihn in Erinnerung hattest?«
    »Ach, Ven, er war wunderbar! Er will mich zurück und die verlorene Zeit nachholen.«
    »Und obwohl du nichts lieber machen würdest, wirst du nicht wieder zu ihm gehen«, sagte Ven unüberhörbar gereizt. »Schön blöd.«
    »Das musst du mir nicht sagen«, antworte Olive mit einem Lächeln, das nicht die Spur amüsiert war. Auf der Insel hatte sie sich mutig und stark gefühlt, doch mit jeder Sekunde entfernte sie sich weiter von ihr und näherte sich einem Ort, an dem Vernunft und Pflichtbewusstsein ihre Wünsche und Bedürfnisse in den Hintergrund drängten.
    Im Broadway Theatre trat an diesem Abend Mikey »Fingers« Lee auf, ein tuntiger alter Pianist, der mit neunzehn eine Talentshow gewonnen hatte. Damals war er allerdings halb so breit gewesen. Offensichtlich strampelte er sich ab, sein jugendliches Aussehen zu bewahren, wozu er so viel Botox einsetzte, dass Stella neben ihm wie Mr. Bean wirkte. Aber das machte nichts, denn er

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