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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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an und sagte ihm, er sollte ein Taxi für Olive bestellen, ehe er ihren Blusenknopf wieder schloss und sie auf den Wagen warteten. Leider hörten sie schon Minuten später das Hupen, mit dem sich das Taxi ankündigte.
    Atho pflückte die dickste Rosenblüte, küsste sie und reichte sie Olive. Er glättete ihr Haar, das schlimmer zerzaust war als ein Heuhaufen nach einem Wirbelsturm, küsste sie sachte auf die Lippen und blickte wissend in ihre Augen. Sie waren so grün wie die Oliven aus seinem Garten, und leuchteten wie die einer Frau, die begehrt und geliebt wurde.
    »Du kommst zurück«, sagte er. »Wir müssen zwanzig Jahre nachholen. Ich kann ein paar Wochen länger warten, Olive, aber du bist eine Frau, die geliebt werden muss, und ich weiß, dass du mich immer noch liebst. Komm zu mir zurück, bleib hier und lass mich dich zum Blühen bringen wie meine weißen Rosen.«
    Als sie ihm zum Abschied winkte, erschauerte sie unter der Wucht ihrer neu entflammten Gefühle. Wie konnten sie nach dem jahrelangen Schlummer so intensiv sein? Damit hatte sie nicht gerechnet. Atho Petrakis hatte genau gewusst, was er tat, indem er nicht mit ihr schlief. Er hatte ihre frisch erwachte Sehnsucht noch gesteigert. In Olives Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, als das Taxi den Hafen erreichte.
55. Kapitel
    Die Lautsprecherdurchsage versetzte Ven, Roz und Frankie in Panik.
    »Mrs. Olive Hardcastle aus Kabine C160 möchte sich bitte an der Rezeption melden.«
    »Das heißt, sie ist noch nicht wieder an Bord!«, sagte Roz, die in Frankies Kabine gestürzt kam, dicht gefolgt von Ven.
    »Oh, verdammt!«
    »Ich hab’s geahnt, dass wir sie nicht hätten gehen lassen sollen«, sagte Roz. Allerdings hatte sie schon seit Olive sich vor der Höhle von ihnen verabschiedete stündlich gesagt: »Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, sie gehen zu lassen. Es ist zwanzig Jahre her, dass sie Captain Corelli zuletzt gesehen hat. Er ist inzwischen garantiert fett, alt, verschwitzt, dauernd besoffen und hat zwölf Kinder und einen Kebab-Wagen.«
    Frankie wühlte in ihrer Handtasche. »Habt ihr es auf ihrem Handy versucht?«
    »Ja, es ist abgeschaltet«, antwortete Ven.
    »Oh, Scheibenmistkleister. Was jetzt?«
    Ihre Panik wurde noch größer, als Roz bemerkte, dass das Schiff sich von der Pier wegbewegte. »Wir legen ab!«, kreischte sie.
    »Ich laufe zur Rezeption!«, rief Ven, die aus der Tür rannte. Die anderen beiden liefen ihr nach. Sie flogen die Treppen hinunter wie Charlies Engel auf der Jagd nach einem Bösewicht. Vor der Rezeption stand eine Schlange.
    »Keine Zeit für britische Höflichkeit«, japste Ven und wollte eine Rentnerin aus dem Weg schieben, die etwas wegen ihrer Zimmerservicerechnung fragte, als Roz sie zurückzog. Über ihnen auf der Galerie des nächsten Stocks konnten sie Olive sehen, die sich einen Bücherständer vorm Emporium ansah. Sie stand neben der gigantischen Wandskulptur der wunderschönen Meerjungfrau »Mermaidia«. Die Skulptur erstreckte sich über drei Stockwerke, doch abgesehen von der Größe hätten sie und Olive Zwillinge sein können. Beide hatten langes, fließendes helles Haar und einen verträumten Gesichtsausdruck. Als hätten sie eben richtig guten Sex gehabt, dachte Frankie.
    »Wo warst du?«, fragte Ven, sobald sie Olive erreichten. »Wir waren halb krank vor Sorge und dachten, du hast das Schiff verpasst.« Sie klopfte sich aufs Herz, damit es wieder in einen normalen Rhythmus fand.
    »Entspann dich«, sagte Olive strahlend. »Was habt ihr denn?«
    »Die haben dich über Lautsprecher ausgerufen!«
    »Ach das. Meine Karte war wohl nicht richtig gelesen worden, und da musste ich nochmal zur Rezeption und ihnen sagen, dass ich hier bin. Sonst nichts.«
    »Wir dachten, du hast auf Shirley Valentine gemacht«, sagte Roz.
    »Ja, klar!« Olive war so ziemlich die letzte Frau, der man solch einen Ausbruch zutraute.
    »Hast du Charlie und seine Mandoline gesehen?«, fragte Ven, die sich ein wenig beruhigte.
    »War sie gut gestimmt?«, ergänzte Roz.
    »Bang-und-Olufsen-Qualität«, antwortete Olive grinsend. Sie wollte schon genauer werden, als ihr einfiel, dass sie mit Roz sprach und besser nicht über außereheliche Eskapaden redete. »Ja, er war da, hat mir Mittagessen gemacht, und wir haben gequatscht. Es war ein herrlicher Nachmittag. Was habt ihr getrieben?«
    »Na ja, wir hatten noch ein bisschen freie Zeit nach der Rundfahrt, sind durch die Läden gebummelt, haben was gefuttert, ein

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