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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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so ein wunderbarer Mann. Roz fühlte, wie ihr die Tränen kamen. Nie hätte sie Vens Gefühle damit verletzt, ihr zu sagen, wie dringend sie nach Hause wollte. Tatsächlich aber konnte sie es gar nicht erwarten. Sie wollte Manus zu Füßen sinken und ihm schwören, dass sie ihn liebte. Sie wollte die abscheulichen Sachen zurücknehmen, die sie ihm in ihrer Unsicherheit an den Kopf geschleudert hatte. Von jetzt an würde sie ihren Mann lieben, wie er es verdiente. Falls er sie ließ. Falls es nicht schon zu spät war.
    Frankie hatte fürs Erste genug Sonne getankt. Die Stunden auf dem Delfin-Safari-Boot waren herrlich gewesen. Sie hatte es genossen, mit Jugendlichen und Rentnern um die Wette zu juchzen, wenn die bezaubernden Meeressäuger auftauchten. Am liebsten wäre sie einfach über Bord gesprungen und hätte einen Traum ausgelebt.Aber angeblich herrschten in der Meerenge tückische Strömungen, also wäre das nicht besonders klug gewesen. Dennoch war es ein magischer Vormittag gewesen.
    Nun war sie in ihrem Buch an einer spannenden Stelle angekommen und wollte im Schatten weiterlesen. Während Ven und Olive im Pool schwammen, ging sie hinunter ins niedliche Kaffee auf dem fünften Deck, dem Samovar. Dort setzte sie sich auf eines der kleinen Sofas in der Ecke neben einem Bullauge, trank einen Karamell-Latte und aß ein Stück weichen, cremigen Sandkuchen mit Marmeladen-Sahne-Füllung und frischen Himbeeren als Beilage. Der laute Sonnengott aus Birmingham, der sich gestern noch gebrüstet hatte, er würde nicht mal einen Sonnenbrand kriegen, wenn er sich mit Bratöl einschmierte, humpelte wie ein gehbehinderter Hummer vorbei, den breitkrempigen Hut tief ins aufgedunsene Gesicht gezogen. Offenbar war er doch wie alle Normalsterblichen und hätte besser auf Nigels Warnung gehört, dass die Sonne auf dem Wasser besonders stark reflektiert. Armer Kerl, dachte Frankie, konnte sich jedoch einen kleinen Anflug von Schadenfreude nicht verkneifen.
    Frankie blickte kurz auf, als sie die fünfte Seite umblätterte, und da war er wieder, direkt vor dem Samovar. Vaughan der Wikinger. In seinen langen weiten Shorts und dem ausgeblichenen AC/DC-T-Shirt sah er zum Niederknien aus. Mistkerl. Schnell senkte Frankie den Kopf wieder und versuchte, sich auf ihr Buch zu konzentrieren, was völlig sinnlos war. Zwar folgten ihre Augen den Buchstaben, aber die wollten es einfach nicht in ihr Gehirn schaffen, so dass sie die Seite dreimal anfangen musste, ehe sie auch nur ein Wort kapierte.
    Sie bemerkte, dass sich jemand ihrem Tisch näherte, und nahm an, dass es der Kellner war. Als sie jedoch aufsah, stand Vaughan vor ihr und sah sie mit seinen fjordblauen Augen an.
    »Kann ich kurz mit dir reden?«, fragte er leise.
    »Nein, kannst du nicht, du Loser. Womöglich löse ich wieder versehentlich eine Panikattacke bei dir aus, und du stürmst aus dem Café. Das wäre mir peinlich, also verzieh dich«, sagte Frankie. Oder vielmehr wollte sie es sagen, aber ihr vermaledeiter Mund sabotierte sie.
    »Wenn du willst.«
    Vaughan setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte er vorsichtig, als rechnete er damit, dass sie ihm den Zuckertopf an den Schädel warf.
    »Ach ja? Wofür?«
    Vaughan sah ihr ihre Wut an. Natürlich schuldete er ihr eine Erklärung, aber er sollte ruhig noch ein bisschen zu Kreuze kriechen, so unmöglich wie er sich benommen hatte.
    »Weil ich in Korcula einfach weggelaufen bin. Es war unhöflich und blöd, und es tut mir leid.«
    »Tja, danke«, sagte Frankie und blickte wieder in ihr Buch. Er hatte seine Entschuldigung abgeliefert, und jetzt würde er sicher gehen. Was gab es noch zu sagen? Natürlich hoffte ein kleiner, bekloppter Teil von ihr, dass es reichlich zu sagen gab   – und zwar nette Sachen.
    Er ging nicht. Stattdessen sagte er mit unüberhörbar ängstlicher Stimme: »Frankie, ich habe mich total beschissen gefühlt, nachdem ich von dem Tisch in Korcula aufgesprungen war. Es war wirklich schön mit dir.«
    »Ja, das habe ich gemerkt. Männer rennen immer wegwie von der Tarantel gestochen, wenn sie es klasse mit mir finden.«
    Vaughan seufzte und rieb sich über die Stirn. »Du kannst es gar nicht verstehen, solange ich es dir nicht erklärt habe, aber das ist schwierig. Ich mag dich wirklich. Ehrlich, Frankie, ich mag dich sogar sehr. Und ich hatte nicht erwartet, dass ich jemanden kennenlerne, den ich wieder so mögen könnte. Erst recht nicht auf einer

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