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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ihn sofort zurück, denn er ahnte, dass Royston mal wieder Champagner für alle bestellen wollte. »Nein, heute Abend bist du nicht dran. Wir möchten gerne Prosecco für alle bestellen, wenn ihr damit einverstanden seid. Wir mögen den lieber.«
    »Ist ja euer Hochzeitstag«, gab Royston sofort nach. »Also bestimmt ihr. Und, der wievielte ist es?«
    »Der erste«, antwortete Irene, und niemand am Tisch hatte mit dieser Antwort gerechnet.
    »Der erste?«, wiederholte Stella.
    »Ja, unser erster«, bestätigte Eric.
    Das war insofern verwirrend, als die beiden nicht aussahen wie Menschen, die seit ewigen Zeiten in wilder Ehe lebten. Und hatten sie nicht gesagt, sie hätten sich vor über vierzig Jahren auf einer der Grandes Dames kennengelernt?
    »Ja, es ist unser erster, aber wir haben uns auf der Duchess Alexandra kennengelernt«, begann Eric zu erklären, nachdem sie ihre Vorspeisen geordert hatten. »Ich war zu der Zeit mit meiner ersten Frau Mary verheiratet,Irene mit Johnny, und wir hatten unsere Kinder mit. Wir wurden zusammen an einen Tisch gesetzt und verstanden uns alle auf Anhieb prächtig, nicht, Irene?«
    »Ja, taten wir«, pflichtete sie ihm bei.
    »Johnny hatte seine eigene Baufirma, genau wie ich. Mary und Irene waren beide im Frauenverein. Wir hatten so vieles gemeinsam, so viel, worüber wir reden konnten«, sagte Eric.
    »Seitdem sind wir jedes Jahr zusammen in Urlaub gefahren«, fuhr Irene fort. »Wir waren sehr gute Freunde, sechsundvierzig wundervolle Jahre lang. Unsere Kinder waren im gleichen Alter und verstanden sich glänzend. Sogar so gut, dass Erics Sohn später meine Tochter geheiratet hat.«
    »Tja, und dann wurde meine Mary krank. Vor drei Jahren ist sie gestorben. Und wir hatten sie eben beerdigt, als Johnny unerwartet von uns ging. Es war eine schwere Zeit für beide Familien, nicht, Irene? Schrecklich.«
    »Wir waren beide ein bisschen verloren«, flüsterte Irene fast. »Unsere Partner und besten Freunde waren so kurz hintereinander von uns gegangen. Und wir hatten so viele schöne Erinnerungen an die gemeinsamen Urlaube.«
    »Wir blieben in Kontakt, nicht, Irene?«
    »Ja, das blieben wir.«
    »Zuerst dachten wir, wir verreisen als Freunde zusammen, ihr wisst schon, getrennte Kabinen, alles ganz korrekt.«
    »Es war eine schöne Art, unserer Lieben zu gedenken, wisst ihr?«, ergänzte Irene.
    »Wir fühlen, dass sie bei uns sind«, sagte Eric lächelnd.»Wir wussten, dass sie unserer Heirat zustimmen. Auch die Kinder haben gesagt, dass wir es tun sollen.«
    »Es ist doch traurig, dass wir beide so einsam sein sollen«, sagte Irene mit ihrer sanften Stimme. »Und wir müssen einander nicht erklären, dass wir eigentlich immer noch zu viert sind.«
    Ven brach in Tränen aus. »Oh Gott, tut mir leid, aber das ist so traurig und so schön!«
    »Ja«, sagte Eric. Mehr konnte er dazu nicht sagen und musste es auch nicht.
    Ven geriet nun in Panik, weil sie kein Taschentuch dabei hatte und sich ausmalte, wie ihr Mascara über die Wangen lief. Ihre Freundinnen wühlten in ihren Handtaschen nach einem Papiertaschentuch. So rührselig wie Ven war, hätte sie sich eigentlich nie weiter als drei Meter von einer Kleenex-Box entfernen sollen.
    »Hier«, sagte Nigel und zog ein blütenweißes Taschentuch hervor. »Ich glaube fast, Sie legen eine Sammlung mit meinen Taschentüchern an, Venice.« Er lächelte.
    Ven konnte nicht antworten, nickte nur. Bald würde das alles sein, was ihr von dieser Kreuzfahrt blieb   – ein Eimer voll Erinnerungen und zwei von Nigels Taschentüchern.
    Der Prosecco kam, entpuppte sich jedoch als Rosé-Champagner, den Royston heimlich bestellt hatte. »Auf die Mädchen!«, sagte er mit einem Zwinkern. Der Mann war unverbesserlich, und das auf die süßestmögliche Weise.
    »Lernen Sie keine netten Leute an Bord kennen?«, flüsterte Ven leise Nigel zu. Sie war immer noch ziemlich gefühlsduselig, als der Hauptgang aufgetragen wurde, und beschloss, heute Abend nichts mehr zu trinken. Mitnoch mehr Alkohol war nicht abzuschätzen, wann sie erneut in Tränen ausbrach. »Wie können Sie die Leute gehen lassen und wissen, dass Sie sie nie wiedersehen?«
    »Das ist mein Job«, antwortete Nigel. »Leider kann ich unmöglich mit allen in Kontakt bleiben, die ich kennenlerne. Ich genieße ihre Gesellschaft, und dann trennen sich unsere Wege.«
    Ven wünschte, sie hätte nicht gefragt.
    »Dom Donaldson sah in Gibraltar nicht besonders glücklich aus«, sagte Roz mit einem bösen

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