Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman
Grinsen, spießte eine winzige Butterkartoffel auf und steckte sie sich in den Mund.
»Ich habe für die Sicherheit meiner Passagiere zu sorgen«, erklärte Nigel, ohne Näheres zu erzählen. »Und ich fürchte, Mr. Donaldson hatte bereits eine gelbe Karte. Zum Glück kommt derlei äußerst selten vor, aber er ist nicht der erste Prominente, den ich meines Schiffes verweisen musste, und wird wohl auch nicht der Letzte gewesen sein.«
»Oooh, wen mussten Sie denn noch rausschmeißen?«, fragte Roz und neigte sich mit einem boshaften Grinsen zu ihm.
»Das darf ich selbstverständlich nicht sagen«, antwortete Nigel diplomatisch. »Aber es waren schon größere Namen darunter als Mr. Donaldson.«
»Sie Spielverderber!« Roz lachte.
63. Kapitel
Manus hatte sich gerade rasiert und etwas Aftershave in seine Hände geschüttet, das er sich ins Gesicht klatschen wollte. Er betrachtete sein Spiegelbild und fragte sich, ob er passend angezogen war. T-Shirt und Diesel-Jeans, war das okay? Er betrat unbekanntes Terrain, ging ohne Roz zum Abendessen aus. Und es war nur ein Abendessen mit alten Freunden, also warum hatte er das Gefühl, er würde etwas Verbotenes tun?
Er hatte Wein gekauft, und das allein war schon ein Albtraum gewesen. Das Zeug, das es zu drei Flaschen für einen Zehner im Supermarkt gab, wollte er nicht kaufen, aber auch nicht protzig wirken, indem er das Teuerste nahm. Sollten Roz und er sich trennen und er wieder im Dating-Sumpf landen, beherrschte er nicht einmal mehr die Grundbegriffe. Er erinnerte sich nicht, dass es so schwierig gewesen war, als er Roz um ein Date gebeten hatte. Zumindest in dieser Hinsicht war sie ziemlich unkompliziert gewesen.
Aber dies war ja auch kein Date, ermahnte er sich. Es war ein Abendessen zu viert, zwei Männer, zwei Frauen. Und eine der Frauen war zufällig die, in die er früher irrsinnig verliebt war.
Manus griff nach seinen Autoschlüsseln. Er hatte beschlossen, zu Jonie zu fahren und nichts zu trinken. Alkohol war der Schlüssel zu einer Tür, die zu öffnen er nicht wagen durfte.
Manus bemerkte einen Anflug von Enttäuschung in Jonies Miene, als sie ihm die Tür aufmachte und seinen Wagen vor ihrem Haus sah. Der Schatten verschwandsofort wieder. Sie küsste ihn auf die Wange und zog ihn hinein. Er folgte ihr durch den Flur, wobei ihm nicht entging, wie sehr ihr langes blondes Haar wippte, wenn sie ging. Sie trug ein schlicht geschnittenes blattgrünes Kleid mit einem passenden Gürtel um ihre schmale Taille. Manus konnte nicht glauben, dass eine so gut aussehende Frau wie Jonie Spencer glücklicher Single sein konnte. Er hörte Lachen durch den Flur hallen, und selbst nach fünfundzwanzig Jahren erkannte er es sofort wieder.
»Manus Howard, wie er leibt und lebt! Wie geht’s dir, Alter?« Tim sprang vom Esstisch auf, um Manus die Hand zu schütteln. Tim sah genauso aus wie damals in der Schule, dachte man sich die circa zwanzig Kilo weg, die er zugelegt hatte, und dafür die Haare hinzu, die ihm inzwischen ausgefallen war. Layla stand ebenfalls auf und umarmte Manus. Sie trug immer noch die Hippieklamotten, für die sie damals schon berühmt gewesen war, allerdings war sie zu College-Zeiten ziemlich pummelig gewesen und jetzt spargeldürr.
»Ich laufe viel«, erklärte sie, als sie alle Geschichten über ihre äußerlichen Veränderungen austauschten. »Tim nicht, wie man sieht.«
»Mann, ist das klasse, dich wiederzusehen«, sagte Tim mit einem breiten, aufrichtigen Lächeln. »Komm, trink ein Glas Wein und erzähl uns alles, was du in den letzten fünfundzwanzig Jahren gemacht hast.«
Manus wollte ablehnen und sagen, dass er noch fahren müsste, entschied sich aber, kein Spaßverderber zu sein. Er durfte ein Glas trinken, solange es nicht mehr wurden.
Jonie hatte sich richtig ins Zeug gelegt, wie Manus auffiel, als er an den gedeckten Tisch kam. Die Stoffservietten waren mit Schleifen zusammengebunden, ein wenig Tischkonfetti ausgestreut und es gab sogar Platzkarten. Andererseits war Jonie sicher jemand, der oft Dinnerpartys gab und einen entsprechenden Vorrat an eindrucksvoller Tischdeko besaß. Er knabberte ein paar Oliven mit Mandelfüllung, während er mit Tim und Layla darüber plauderte, was sie alle die letzten Jahre gemacht hatten. Die beiden erzählten ihm von ihren Kindern, wie ihre Haustiere hießen und wie weit sie es mittlerweile beruflich gebracht hatten. Tim, der ehemalige Revoluzzer, war heute Anwalt, und Layla unterrichtete Erwachsene
Weitere Kostenlose Bücher