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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Handy hatte, konnte ich David nicht anrufen und sagen, dass ich früher komme. Jedenfalls war ich schon in unserer Straße, als ich sah, wie die Haustür aufging. Doreen schaute vorsichtig raus, ob die Luft rein ist. Dann   … dann   … rannte sie die Straße runter wie Carl Lewis und war Minuten später mit einer Schachtel Zigaretten zurück.«
    »Oh Mann«, murmelte Ven und verkniff sich nur mit einiger Mühe den Satz: »Ich hab’s dir ja gesagt.« JedeFreude darüber, dass ihre Freundin endlich die Scheuklappen abnahm, wurde durch ihr Mitgefühl mit der unglücklichen Olive erstickt.
    »Ach, wart’s ab, es kommt noch besser!« Olive lachte verbittert. »Während Doreen also zum Zeitungsladen flitzt, hält ein Auto am Ende der Straße und herausspringt   – wie ein junger Gott   – mein Ehemann mitsamt einer schweren Werkzeugtasche über seiner angeblich ruinierten Schulter. Der Wagen fuhr wieder weg, und ich durfte zugucken, wie David die Werkzeugtasche in der Garage versteckt, wieder seine ›Mein Kreuz bringt mich um‹-Haltung annimmt und zur Haustür humpelt. Es war wie ein biblisches Wunder, bloß umgekehrt.«
    »Du Schande«, sagte Ven.
    »Ich ließ den beiden fünf Minuten Zeit, ehe ich langsam rüber bin, damit sie sich auch wirklich in aller Ruhe wieder in Pose bringen können. Und siehe da, als ich zur Tür hereinkam, hing David überm Waschbecken, ›mit Mordsschmerzen‹ und Doreen hievte sich an ihrem Gehwagen in die Küche, um sich ›ein trockenes Brot‹ zu holen, weil ihr ja keiner was zu essen macht.«
    Ven öffnete den Mund, aber Olive war noch nicht fertig.
    »Moment, es kommt noch besser. Als Nächstes erscheint unser herzallerliebster Kevin hinter mir mit einem Plastikkorb voller Dreckwäsche. Wie der Mann es schafft, so viele Flecken auf einer Unterhose unterzubringen, ist mir schleierhaft! ›Kannst du mir die für Morgen bügeln?‹, fragt er mich. ›Die sind nicht gewaschen‹, sage ich, und er, ›Na, ich meinte auch, dass du die wäschst, trocknest und dann bügelst. Ich würd’s ja selber machen, aber ich hab ein Date.‹ Ich habe gesagt,dass ich nicht kann, weil ich arbeiten muss, und mir die Flasche mit der Bleiche gegriffen. Und dann bin ich weg und habe dich angerufen.«
    Endlich empfand Olive mehr Wut als Schmerz. Sie war wirklich unsagbar blöd gewesen. Sie hatte Doreen gewaschen, aufs Klo gehoben und jede ihrer Launen mitgemacht. Sie hatte ihren faulen Hund von Ehemann versorgt, der seit Jahren nichts zur Haushaltskasse beitrug, und die ganze Zeit über war Doreen wahrscheinlich fitter als sie gewesen. Und David hatte schwarz gearbeitet und das Geld an ihr und der Steuer vorbeigeschmuggelt.
    »Weißt du, wenn ich doch noch mit euch kommen könnte, ich würde es glatt machen«, sagte Olive und wischte sich die dicken Tränen ab.
    »Dann komm mit!« Diese Gelegenheit musste Ven unbedingt nutzen.
    »Tja, na ja, hätte ich etwas anzuziehen, würde ich auf der Stelle einen Koffer packen. Aber ich habe nichts. Ich besitze ja nicht mal einen beknackten Koffer!«
    »Du hast einen Pass, das reicht.«
    »Klar, da nähe ich ein paar Bänder dran und benutze ihn als Tanga!«
    Ven sah auf ihre Uhr. »Hör zu, das Einkaufszentrum schließt erst um zehn, weil noch Schlussverkauf ist.«
    »Ich habe den Scheck nicht zur Bank   …«
    »Egal! Darum kümmern wir uns später. Ich lege erstmal alles mit meiner Visa-Karte aus. Wir haben noch zwei Stunden.«
    »Das geht nicht«, sagte Olive.
    »Und wie das geht!«, widersprach Ven. Die Hauptsache war, dass Olive mitkam. Alles andere war ein Kinderspiel.
12. Kapitel
    Eine Viertelstunde später waren sie im Meadowhall-Einkaufszentrum und steuerten geradewegs auf Marks & Spencer zu. Ven schnappte sich diverse Kleidungsstücke und bugsierte Olive zur Umkleide. Um neun Uhr hatte Olive ihre Kreuzfahrt-Grundausstattung beisammen: Hosen, Shorts, neue Dessous, T-Shirts, zwei schicke Blusen, zwei Röcke, Sommerkleider, einen Sarong und ein paar kleine schwarze Cocktailkleider, die, wie Ven ihr versicherte, mit den Unmengen Schals und Modeschmuck aufgemotzt würden, die sie mitnahm. Ach ja, und einen großen rosa Koffer. Alles andere konnte sie auf dem Schiff oder in einem der Häfen kaufen. Bei Ven zu Hause packte Olive, ehe sie ihre Kunden anrief und ihnen auf die Anrufbeantworter sprach, dass sie mindestens zwei Wochen nicht kommen konnte, weil sie sich einen hochansteckenden Virus eingefangen hätte und in Quarantäne bleiben musste. Falls die

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