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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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jung, dumm und verliebt«, sagte Vernon. »Ich hatte noch nie so was gefühlt, war bis über beide Ohren verliebt.«
    »Ich konnte an keinen anderen als ihn denken!« Doreen lächelte.
    »Wir waren beide wie besessen, ja, das waren wir. Dagegen konnten wir gar nichts machen. Nicht mal ein Sherman-Panzer und zwei Fremdenlegionen hätten mich von ihr wegbringen können. In vino veritas   – ich kam, sah und siegte.«
    »Wir dachten überhaupt nicht an die Folgen   …«
    Auf einmal trat eine komische Stille ein, bei der David nicht wohl war.
    »Was für Folgen?«, fragte er misstrauisch, wagte allerdings nicht, darüber nachzudenken. Er hoffte bloß, dass die Antwort nichts mit Filzläusen zu tun hatte.
    »Dass ich schwanger wurde«, antwortete Doreen mit sehr sanfter Stimme.
    Davids Mund bewegte sich wie der eines Guppys, und wieder brachte er keinen Mucks über die Lippen. Was zur Hölle redete sie da? Hatte er einen älteren Bruder, und sie würden jetzt gleich eine Familienzusammenführung wie in dieser albernen Fernsehshow erleben?
    »Ich habe mich nicht vor meiner Verantwortung gedrückt«, sagte Vernon und machte sich gerade. »Ich habe deiner Mutter Geld gegeben und ihr seitdem jede Woche was zum Unterhalt zukommen lassen. Und du hast immer extragroße Portionen gekriegt, wenn du bei mir warst, immer die großen Erbsen, obwohl ich nur die kleinen berechnet habe.«
    »Wir mussten Theater spielen, weil dein Dad ein guter Mann war, David, aber eine Null im Schlafzimmer. Hach, das kommt dabei raus, wenn man einen viel älteren Mann heiratet«, schniefte Doreen. »Soll er dir ein Regal aufstellen, macht er alles bestens, aber willstdu Cunnilingus von ihm, verschwindet er im Schuppen.«
    David hörte den letzten Teil nicht, denn er hielt sich die Ohren zu und trällerte laut »La-la-la«, um Doreen zu übertönen.
    »Mrs. Turbot wurde krank, kurz nachdem deine Mutter wusste, dass sie schwanger war«, erzählte Vernon. »Ich wollte sie verlassen, doch das konnte ich nicht mehr. Es wäre nicht richtig gewesen. Tja, wie sagt man so schön? Knarrende Wagen fahren am längsten. Bei Beryl waren’s vierzig Jahre.«
    »Wir mussten die Affäre beenden, weil wir ja kein Gerede wollten. Wenigstens hatte ich mein kleines Souvenir«, sagte Doreen und lächelte. Dabei sah David, dass ihre Schneidezähne voller Lippenstift waren.
    »Ich hab dich immer am Laden vorbei zum Wettbüro gehen sehen, und jedes Mal geseufzt.« Vernon blickte Doreen tief in die Augen. »Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.«
    »Oder ich dich, Vernon. Wir haben uns geschworen, dass wir eines Tages, wenn der liebe Herrgott es für richtig hält, wieder vereint sein würden.«
    »Wenn Herbert und Beryl gestorben sind.«
    Oh Mann, du kannst einpacken, Barbara Cartland!
    »Wo ist das Baby jetzt?«, fragte David. Ein Inhalator in Reichweite wäre jetzt praktisch, denn er hatte Mühe mit dem Atmen. »Hast du es adoptieren lassen?«
    Doreen streckte ihre Hand nach David aus. Er nahm sie und merkte, wie der Mann, der ihm in der Lamb Street seinen Bratfisch verkaufte, seine andere Hand drückte.
    »Deshalb heißt du doch D-A-V-I-D«, antwortete Doreen, die abwechselnd ihn und Vernon mit einem glasigverzückten Blick ansah   – nicht unähnlich dem von Leuten auf Crack. Hätte nur noch gefehlt, dass ihr riesige Comic-Herzen aus den Augen zu Vernon Turbot schwebten. Auf eine entsetzliche, markabre Art war es niedlich, dass sie sich anguckten wie ein Schmachtroman-Cover für Geriatriker.
    »Hä?«, fragte David. Was zum Geier hatte sein Name mit irgendwas hiervon zu tun?
    »Er ist die Abkürzung für Doreen-and-Vernon-immer-da.«
    »Du bist mein Sohn, Junge«, sagte Vernon. »Du bist Turbot junior.«
46. Kapitel
    Das Telefon in Manus’ Tasche vibrierte. Er nahm es heraus, sah aufs Display und schleuderte es wütend auf den Schreibtisch. Nein, er wollte die Aktionspizza von Domino’s nicht! Er wollte, dass Roz ihm eine SMS schickte oder anrief   – ihm sagte, dass er ihr fehlte. Seit ihrer Abreise war er zig Male kurz davor gewesen, ihre Nummer zu wählen, hatte aber erfolgreich widerstanden. Von Roz stammte die Regel, dass sie keinen Kontakt haben durften, also musste sie sie als Erste brechen. Er fragte sich, ob sie ihn vermisste. Ob er sie vermisste, wollte er lieber nicht überlegen, denn das wäre schmerzlich. Er unterdrückte diese Gefühle, indem er arbeitete, bis er so hundemüde war, dass er zu Hause direkt ins Bett fiel und einschlief. Allerdings

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