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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wusste er nicht, wie lange er das noch durchhielt, denn das war kein Leben. Andererseits waren die letzten vier Jahren nicht viel besser gewesen.
    Das Handy vibrierte wieder, und diesmal war es ein Anruf von einer unbekannten Nummer. Er nahm es auf und drückte den grünen Hörer.
    »Manus Howard, hallo.«
    »Hallo, Manus, ich bin’s wieder, die Nervensäge.« Jonie. Ihr Timing war perfekt und ihre Stimme samtweich.
    »Hallo, Jonie.« Manus spürte, wie sich seine Züge entspannten.
    »Folgendes: Ich hatte dir doch gesagt, dass Layla und Tim bald mal wieder zum Abendessen kommen wollten, und jetzt haben wir Sonnabend abgemacht. Da dachte ich mir, du hast vielleicht Lust, zu uns zu stoßen. Was meinst du?«
    Manus wollte sofort ablehnen, blieb aber stumm.
    »Ja, es ist ziemlich kurzfristig«, fuhr Jonie fort. »Überleg’s dir einfach in Ruhe und sag mir Bescheid. Ich habe den beiden erzählt, dass wir uns zufällig wiedergesehen haben, und sie sagten, dass sie sich freuen würden, wenn du dabei bist. Außerdem bin ich eine teuflisch gute Köchin!« Sie lachte. Es hörte sich nett an und hieß eindeutig, dass sie gerne mit ihm redete und ihn wirklich dabei haben wollte. »Es ist auf jeden Fall besser, als alleine zu Hause zu hocken, oder? Du würdest mal was anderes zu essen bekommen als Pommes. Bitte, sag ja!«
    »Ganz schön frech«, antwortete Manus. »Ich kann übrigens auch selbst für mich kochen. In der Küche bin ich nicht so nutzlos wie du denkst.«
    »Das wollte ich keineswegs unterstellen. Wie auch immer, ich will dich weder aufhalten noch unter Drucksetzen, aber bitte komm, bitte, bitte. Es wird lustig, versprochen. Wir werden uns köstlich amüsieren.«
    Und Manus, der es leid war, allein im Haus zu sitzen, leid, immerzu einsam zu sein, nie mit jemandem zu lachen, sagte: »Danke, Jonie. Ja, ich komme gerne am Samstag und esse mit euch.«
47. Kapitel
    Das Frühstück im Ambrosia war sehr entspannt. Statt sich mit einem Tablett in die Schlange zu stellen und sich selbst aufzufüllen, setzten sich die vier Frauen an einen Tisch, studierten in Ruhe die Speisekarte, während die Kellner ihnen Kaffee und Orangensaft brachten, und bestellten ihr Essen.
    »Wieso machen wir das nicht jeden Morgen?«, fragte Roz, die sich eine Scheibe Toast butterte.
    »Ich mag die Buttery eigentlich«, sagte Olive. »Die Aussicht von dort oben ist herrlich. Außerdem bin ich nicht sicher, dass ich jeden Morgen so viel essen kann.« Sie wies auf ihren Teller mit dem englischen Frühstück, das ihr eben serviert worden war. Zugegeben, die Portion war nicht sonderlich groß, keine übertriebenen Blutwurstscheiben oder Würstchen, aber immer noch sehr viel mehr als sie sonst morgens aß. »Trotzdem ist es mal ganz schön«, fügte sie hinzu, als ein Kellner hinter ihr erschien, der frischen Pfeffer über dem Teller rieb.
    Nachdem sie alle in ihre Kabinen zurückgegangen waren, um sich rasch die Zähne zu putzen und noch einmal zur Toilette zu gehen, stiegen sie auf die Barkasse,die sie zum Markusplatz brachte. Sie fuhren links an einem gigantischen italienischen Kreuzfahrtschiff vorbei und wippten über dessen Bugwelle. Ven blickte aus dem Fenster, und ihre enttäuschte Miene wich blanker Begeisterung, als sie sich dem Stadtzentrum näherten und es zunehmend venezianischer auszusehen begann. Die Häuser am Ufer waren in wunderbaren Zitronen- und Cremetönen gehalten mit Dächern in erdigem Orange; Kuppeln und Türme ragten auf, während auf dem Wasser vermehrt kleine Boote auftauchten, die vor den Liegeplätzen großer Luxusjachten hin und her huschten.
    Eine halbe Stunde später waren sie im wundervollen Venedig, wie sie es aus Filmen und Büchern kannten. Zur Linken wippten Gondeln, an deren hinteren Enden Gondolieres mit Strohhüten und Ringelhemden standen; zur Rechten befanden sich die bebaute Seufzerbrücke, der Dogen-Palast und die taubenüberfrachtete Piazza San Marco. Glocken schlugen, und selbst die schienen einen italienischen Akzent zu haben. Nirgends sonst auf der Welt könnten sie je so klingen.
    »Als Erstes machen wir natürlich die Gondelfahrt«, sagte Roz, die sich in die Schlange stellte. »Aber ich warne euch, falls irgendwer ›Just One Cornetto‹ anstimmt, schmeiße ich ihn über Bord.«
    »Ich würde das rote T-Shirt ausziehen«, empfahl Venice Frankie. »Damit siehst du aus wie der Mörderzwerg aus Wenn die Gondeln Trauer tragen . So nimmt uns kein Gondoliere mit.«
    »Ha-ha, sehr witzig«, sagte Frankie.

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