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Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman

Titel: Leichtmatrosen küsst man nicht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sie.
    »Wir sind direkt um die Ecke von der Rialto-Brücke, kommt mit«, sagte Frankie und ging voraus.
    »Ich kriege einen Bärenhunger«, stellte Olive fest, der von überall her Essensdüfte entgegenwehten, nach Nudeln, Pizza und Schokolade.
    Die Rialto-Brücke war zu beiden Seiten mit Geschäften bebaut, und in der Mitte reihte sich ein Verkaufsstand an den anderen. Allein die vielen Masken, die hier angeboten wurden, waren eine Augenweide. Jede von ihnen kaufte eine, und Ven nahm auch eine für Jen undderen Tochter mit sowie ein Inter-Mailand-Trikot für ihren Neffen.
    Ein Mann verkaufte eisgekühlte Kokosnuss neben einer Frau, die Touristen mit Bechern voller frischer Obststücke anlockte.
    »Ich brauche dringend was zu essen!«, rief Olive. »Diese verfluchte Seeluft schafft es noch, dass ich fünzig Kilo zunehme.«
    »So viel hast du doch gar nicht gefrühstückt. Das Würstchen war winzig«, beruhigte Roz sie.
    »Apropos Würstchen: Wie geht es David wohl?«, fragte Ven und knuffte Olive.
    »Oh nein, fang bloß nicht davon an! Jetzt hat sie gleich wieder Angst, dass zu Hause alle gestorben sind, weil sie nicht da ist, um ihnen den Hintern abzuwischen«, schalt Roz. Aber Olives Gedanken schweiften nicht automatisch quer übers Meer gen Heimat ab. Was immer es war, das ihr erlaubte, diese Ferien zu genießen und nicht an die Bewohner der Land Lane 15 zu denken, sie war überaus dankbar dafür.
    »Gehen wir zurück zum Markusplatz und suchen uns ein nettes Restaurant«, schlug Ven vor.
    »Sind die da nicht irre teuer?«, fragte Olive.
    »Ja«, antwortete Frankie. »Aber wenigstens kriegt man einen Tisch. Die billigeren Läden sind um diese Zeit gerappelt voll.«
    »Das wird ein Vermögen kosten«, sagte Olive, die allerdings eine Niere für ein Brot gegeben hätte.
    »Es ist mein Geburtstag, also machen wir’s«, entschied Ven und folgte Frankie die schmalen Gassen entlang und über einige der Brücken, unter denen sie vor kurzem noch mit der Gondel hindurchgeglitten waren.
    »Wie ist es hiermit?«, fragte sie, als sie die fast vollständig aus Glas bestehende Fassade eines sehr nobel aussehenden Cafés mit bauschig zusammengerafften hellen Vorhängen erreichten. »Gran Caffè Polo.«
    »Ven, psst«, machte Roz. »Die haben dir eben fünf Pfund berechnet, weil du den Namen laut ausgesprochen hast.«
    Aber Ven ignorierte sie und schob die Tür auf. Drinnen tauchten sie sofort in eine andere Welt ein: eine stille, kühle, distinguierte Welt aus längst vergangener Zeit.
    »Das wird so was von gar nicht billig«, flüsterte Roz. »Hier tragen die Kellner Armani!«
    Ein großer Italiener, der besser gekleidet war als ein Brautführer, begrüßte sie mit einem perlweißen Lächeln und winkte sie vorbei an einer Vitrine mit Torten und Gebäck in Geschenkverpackungen eine Treppe hinunter ins Restaurant. Es war ein wunderschöner Raum mit blassgelben und hellgrünen Wänden, riesigen ovalen Spiegeln und alten dunklen Porträts   – alles sehr exquisit und elegant gealtert.
    Der Kellner führte sie zu einem Fenstertisch. Draußen drängelten sich die schwitzenden Massen vorbei, und hin und wieder blieb jemand stehen, um hineinzuspähen, was für Leute in solch einem Restaurant speisten. Galant reichte der Kellner ihnen die Speisekarten und brachte einen Korb mit Brot und Grissini.
    »Ein Glas Wasser kostet acht Euro!«, flüsterte Roz so laut, dass beinahe der Kronleuchter über ihnen erzitterte.
    » Wie viel?«, hauchte Olive. Was wohl in ganz Yorkshire die meistgestellte Frage war.
    »Hört mal«, sagte Ven streng. »Ich bin müde, durstig und hungrig, und ausnahmsweise will ich mal überhaupt nicht darüber nachdenken, wie viel etwas kostet, und einfach genießen. Heute will ich wie jemand leben, der sich von der Speisekarte aussucht, was er will, statt wie jemand, der sich immer für die billigere Variante entscheidet. Und sowieso zahlen die Leute von der Reederei alles, also müssen wir uns keine Gedanken machen.«
    »Die übernehmen diese Rechnung garantiert nicht«, widersprach Roz. »Sie werden denken, dass wir sie verarschen wollen.«
    »In den Unterlagen steht ›alles‹, was ja wohl rechtlich verpflichtend ist. Und jetzt halt den Mund und such dir was aus.«
    »Ich kann nicht aufhören, auf die Preise zu gucken«, jammerte Olive, nachdem Ven eine Flasche Prosecco bestellt hatte, die teurer war als Doreen Hardcastles Haus.
    »Dann zwing dich«, sagte Frankie. »Lasst uns ausnahmsweise mal fürstlich leben,

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