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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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der die Gänge blockiert.“
    „So sieht es vielleicht für einige aus, aber ich weiß es besser. Du bist immer noch ein Jäger und gerade eben hast du das Zielfernrohr auf deine imaginäre Flinte geschraubt und ein Jagdmesser in die Armlehnentasche deines Rollis geschoben.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Rein bildlich gesprochen selbstverständlich.“
    „Manchmal frage ich mich, ob wir nicht von derselben Mutter abstammen.“
    „Pass auf dich auf, Kumpel.“
    Die Bürotür schwang auf und Leander kehrte zurück. Als er Daniel an seinem Schreibtisch sitzen sah, hob er halb fragend, halb missbilligend seine Augenbrauen, schwieg jedoch. Eine feuchte Stelle zeigte sich auf dem aus der Hose hängenden Zipfel seines Hemds, als hätte er sich beim Händewaschen nass gemacht oder einen Flecken herausgewaschen.
    Daniel murrte und machte seinen Platz frei. „Du hast Essensreste am Mund kleben.“
    Verunsichert holte Leander ein Papiertaschentuch aus seiner Hosentasche, wischte über seine Lippen und betrachtete das Tuch. Es war sauber. „Aber ich habe gar nichts zu mir genommen.“
    „Warum glaubst du mir dann und prüfst nach, ob da etwas ist, wenn da gar nichts sein kann?“ Daniel zwinkerte Tomasz zu. „Wir sehen uns.“
    Anstatt zu antworten, schüttelte Tom nur seinen Kopf.
    Hinter sich hörte Daniel, wie Leander schnaubte. Er hatte sich die kleine Stichelei nicht verkneifen können. Der Hospitant reizte ihn einfach. Er war viel zu höflich, zu steif, der perfekte Schwiegersohn für die Basts und insgeheim hoffte Daniel, er würde noch einmal kontern, wie er das getan hatte, als Daniel aufbrausend ins Büro gestürmt gekommen war.
    Während er durch die Korridore rollte, überlegte er sich, wie er weiter vorgehen wollte. Die Namen der Kollegen, die das Verschwinden von Julia letztes Jahr untersucht hatten, kannte er nun. Er hielt vor dem Aufzug an, ging mit seinem Smartphone ins Internet und suchte sie im Telefonbuch, fand aber weder den einen noch den anderen. Ärgerlich! Blieb ihm nur noch die Personalabteilung, um die Adressen zu erfahren, und das Verhältnis zwischen ihm und den Mitarbeitern dort glich nach dem Streit über seine Zukunft im Polizeipräsidium zwei primitiven Völkern, die den Feind nicht nur gefangen nahmen, sondern gleich verspeisten.
    Aber die Computer aller Kollegen waren an ein und dasselbe Netzwerk angeschlossen und gesichert wurde auf einem einzigen Server. Selbstverständlich kam man nicht so leicht an die Daten der anderen Abteilungen heran, doch mit etwas Know-how und Geschick ließe sich diese Nuss bestimmt knacken.
    Anstatt zum Ausgang, fuhr er mit dem Fahrstuhl zu Vasilis Etage.
    Als er in der Tür von Papas Büro auftauchte, schaute dieser von seinem Computer auf. „Was willst du von mir?“
    „Wie kommst du darauf, dass ich etwas möchte?“ Langsam schob Daniel seinen Chopper näher.
    „Weil du es eilig hast, zu mir zu kommen. Freiwillig würdest du diese Abteilung doch nur betreten, wenn du ein Anliegen hast.“ Die Augen des Goths sahen aus wie feuchte Murmeln, klein und glänzend, als hätte er die ganze Nacht hindurch am PC gesessen und gearbeitet. Vermutlich hatte er das sogar. Seine Haut war blasser als üblich und er hatte Ränder unter den Augen.
    Über seine Schulter hinweg prüfte Daniel, ob der Gang leer und somit niemand in Hörweite war. Er sprach trotzdem leise: „Kannst du mir zwei Adressen besorgen?“
    Er legte seine Stirn in Falten „Vom Papst? Sophia Thomalla? Oder Christian Voigt, um sein Haus in Schutt und Asche zu legen?“
    „Dann weißt du es schon?“
    „Hab mitbekommen, wie er sich kurz vor eurem Termin mit den Personalfuzzis besprochen hat, als ich meinen Urlaubsschein abgegeben habe. Sie befürchteten, du würdest das Büro in Kleinholz zerlegen, obwohl du im Rollstuhl sitzt.“
    „Im KK 35 bekommt ihr frei?“, scherzte Daniel. Er war an seinen freien Tagen oft ins Büro gefahren, um einen Fall abzuschließen, weil ein Kollege krank geworden war oder er bei einem Großeinsatz helfen musste. Die Kriminellen richteten sich nicht nach Urlaubsplänen. „Vielleicht überlege ich es mir doch noch, zu euch zu wechseln.“
    „Wie kann ich dir helfen?“
    Wenigstens er ließ ihn nicht im Stich. Daniel nannte ihm die Namen der Kollegen, erntete ein Stirnrunzeln, doch Vasili fragte nicht nach dem Grund.
    Ein paar Klicks später reichte Vasili ihm einen Notizzettel. „Dort wohnt Corinna Backes.“
    „Und Karl Görtz?“
    „Ist im Januar in Ruhestand

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