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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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bringen. Verdammt!“
    „Wir werden Markus Kranich finden, das verspreche ich euch!“ Rötliche Halbmonde zeigten sich auf Toms Wangen, dicht unter seinen Augen, sodass Marie sich fragte, was ihn verlegen machte. Eine Sekunde später erfuhr sie es von ihm: „Die Ringfahndung nach Benjamin hat Priorität, immerhin haben wir da eure Zeugenaussagen.“
    In einer herausfordernden Art lehnte sich Daniel in seinem Rollstuhl zurück und verschränkte seine Arme vor dem Brustkorb. „Die ihr erst noch protokollieren müsst.“
    Tom blinzelte ihn an. „Willst du plötzlich behaupten, von nichts zu wissen?“
    „Natürlich nicht.“ Schnalzend schlug Daniel mit seiner Faust auf die Armlehne seines Rollis. „Aber Kranich ist unser Mann!“
    „Das glaube ich dir.“ Als hätte ihn die Diskussion erschöpft, lehnte sich Tomasz mit seiner Schulter gegen die weiße Krankenhauswand. „Aber erst nehmen wir eure umfassenden Aussagen auf und dann bespreche ich mit Fuchs, ob genug Indizien gegen Kranich vorliegen, um den Staatsanwalt einzuschalten – nachdem ich mit Benjamin aufs Präsidium zurückgekehrt bin. Während dieser Zeit halten alle Polizisten Kölns die Augen nach ihm offen und bringen ihn sofort ins KK 11, sobald er sich irgendwo zeigt.“
    Marie trat beiseite, sodass Leander an ihr vorbeikam. Der schlaksige junge Mann trug einen dünnen himmelblauen Pullover über einem weißen Hemd, das locker über seine Jeans hing. Ihr fiel auf, dass er darauf achtete, nicht zu nah bei Daniel stehen zu bleiben, als befürchtete der Hospitant, Daniel könnte nach ihm schnappen. Sie warf ihrem Ehemann einen mahnenden Blick zu, doch er bekam es nicht mit.
    In einer unsicheren Geste strich sich Leander durch seine blonden Locken. „Corinna Backes, die Polizistin, hat ihren Mörder doch gekratzt.“
    Hatte Daniel eben noch ausgesehen, als wollte er ihn fressen, so öffnete er nun überrascht seinen Mund. „Natürlich!“
    „Wir haben keine Vergleichs-DNA und kommen auch nicht so einfach und schnell an sie heran, weil Kranich aus seiner alten Wohnung ausgezogen und sein neuer Aufenthaltsort unbekannt ist.“ Zerknirscht blickte Tomasz zwischen den beiden Männern und Marie hin und her.
    „Warte!“ Daniel fuhr eine Radumdrehung vor. „In seinem ehemaligen Kinderzimmer liegt seine Mütze.“
    „Bei seinem Vater?“, fragte Tom und stieß sich von der Wand ab.
    Aufgeregt pochte Daniel immer wieder mit seiner geschlossenen Faust auf die Armlehne seines Rollis. „Ich habe sie gesehen, als ich dort war. Wir unterhielten uns kurz über sie. Darin findet ihr garantiert seine Haare und Epithelien. Eine Wollmütze, schwarz, ACAP steht darauf.“
    „Aber wird der alte Kranich sie ohne richterliche Anweisung herausgeben?“ Tom schnalzte. „Er ist ein harter Brocken.“
    „Man muss ihn nur mit Samthandschuhen anfassen. College-Boy traue ich das zu. Er hat Frauenhände.“ Maries Schnauben ob seiner Bemerkung quittierte Daniel mit einem breiten Lächeln.
    Fragend sah Leander zu Tomasz. Als dieser nickte, sauste er davon. „Sollte die DNA übereinstimmen, verspreche ich dir, alle mir zur Verfügung stehenden Mitarbeiter auf ihn anzusetzen und die Medien einzuschalten. Dann hast du deine bundesweite Öffentlichkeitsfahndung.“
    „Das dauert zu lange, viel zu lange, allein die Laboranalyse!“
    „Sorry, mehr kann ich nicht tun.“
    Einige Male tippte Daniel mit seiner Zungenspitze gegen seine Vorderzähne. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. „Du hast recht. Es nutzt nichts. Fahren wir zum Präsidium, Schatz. Je schneller wir unsere Aussage machen, desto eher erkennt die Mordkommission, dass Markus Kranich der Serienkiller ist. Bis dahin suchen Tom und seine Männer weiter nach Benjamin. Das ist doch gut, denn wir machen uns große Sorgen um den Jungen.“
    Fassungslos starrte sie ihn an. Sie schnappte nach Luft, setzte an, um ihm an den Kopf zu werfen, dass er ja herumsitzen und Däumchen drehen könnte, sie würde das auf keinen Fall tun, überlegte es sich jedoch anders und kniff ihre Augen misstrauisch zusammen.
    Etwas war im Busch.
    Dafür, dass er nicht der Typ war, der die Hände in den Schoß legte und wartete, lehnte er sich zu entspannt in seinem Rollstuhl zurück. Mit ausdrucksloser Miene wendete er. Leise quietschten seine Räder auf dem Krankenhausboden. Er nickte ihr auffordernd zu und deutete sogar ein versöhnliches Lächeln an, aber seine Finger krampften sich um die Greifringe, als wollten sie sie

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