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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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kribbelte plötzlich von innen, als würde sein Blut aus Knallbrause bestehen. Er hatte Lunte gerochen und würde nicht eher Ruhe geben, bis er in Erfahrung gebracht hatte, was vor sich ging. Seine Neugier war geweckt. Sein Spürsinn witterte, dass etwas nicht stimmte und, was immer es war, mit Benjamin zu tun hatte. Das machte es für Daniel persönlich. Auch wenn er im Rollstuhl saß und Tom sein Freund war, würde er dennoch seine Zähne wie ein Kampfhund in seinen Arm schlagen und ihn nicht eher aus dem HRC lassen, bevor er mit der Sprache herausgerückt war.
    Er fuhr so dicht an den Tisch heran, bis die Reifen an die Platte stießen. „Was wisst ihr über Julia? Welche Informationen haltet ihr zurück?“
    „Darüber darf ich nichts sagen, das weißt du“, sagte Tomasz. Er nahm einen Zahnstocher, schob ihn zwischen seine Zähne und biss so hart darauf, dass die Spitze abbrach. Überrascht spie er sie in seine Handfläche und ließ sie auf den Boden fallen.
    „Maries Cousin Benjamin war mit ihr befreundet, verdammt noch mal.“
    „Ich weiß.“ Unentwegt tippte Tom mit dem kleinen Holzstab auf den Tisch.
    Das machte Daniel nervös, daher entriss er ihn ihm. „Er leidet wie ein Hund.“
    Seufzend massierte Tomasz seine Schläfen mit den Handballen.
    „Alle halten Julias Tod für ein Unglück“, bohrte Daniel weiter. „Aber die Pressestelle des Präsidiums hat das bisher nicht bestätigt, sondern nur bekannt gegeben, dass routinemäßig ermittelt wird. Mir sind diese kleinen Spitzfindigkeiten wohlbekannt, ich war mal einer von euch.“
    „Das bist du weiterhin, wenn du noch willst. Du könntest ...“
    Mit einer Geste unterbrach Daniel ihn. Es ging hier nicht um ihn, sondern um Ben. „Ach komm schon. Wäre Julias Ableben ein Unfall gewesen, hättet ihr die Untersuchungen längst abgeschlossen und die Medien davon in Kenntnis gesetzt, damit sie euch nicht länger mit permanentem Nachfragen belästigen und die Gerüchteküche anheizen, indem sie die wildesten Spekulationen aufstellen. Das Spiel kenne ich.“
    „Spiel?“, zischte Tom leise, denn eine Mutter schob gerade ihren Kinderwagen an ihnen vorbei und nahm ihnen gegenüber am Fenster Platz. „Das ist die Wirklichkeit.“
    „Das Prozedere, die Hinhaltetaktik.“ Daniel blinzelte. „Schön vage bleiben, nichts zugeben und heimlich weiterermitteln.“
    Tom dämpfte seine Stimme weiter, doch dadurch klang sie noch aufgebrachter: „Deshalb hast du dich mit mir getroffen, jetzt verstehe ich. Wie oft habe ich versucht, dich zu überreden, mit mir etwas zu unternehmen? Ich dachte, du wärst endlich dazu bereit, aus deinem Schneckenhaus herauszukommen, ehrlich, darüber habe ich mich sehr gefreut. Aber du hast dich nur mit mir getroffen, um mich auszufragen, habe ich recht?“
    „Und du bist gekommen, um mich weich zu klopfen, damit ich auf Voigts Angebot eingehe. Du wusstest, dass der Direktor mit mir gesprochen hat, das habe ich sofort gemerkt.“
    Tomasz’ Lächeln wirkte bitter. Er atmete tief durch und lehnte sich zurück. „Du bist eben ein guter Beobachter, ein guter Kommissar. Es wäre schade, wenn die Polizei dich verlieren würde.“
    Und es wäre schade, wenn ich die Kripo verlöre, dachte Daniel, denn er hatte immer Erfüllung in seinem Job gefunden. Aber das behielt er im Moment lieber für sich, weil er vor einem Dilemma stand, das er nicht zu lösen vermochte. Vielleicht konnte er, wenn er nur lange genug überlegte, sich doch vorstellen, irgendwann zurückzukehren. Aber auf keinen Fall unter den Konditionen, die Voigt ihm anbot!
    „Tom“, begann Daniel behutsam, denn die Brecheisenmethode hatte bei seinem Kollegen nicht funktioniert, natürlich nicht, denn er war genauso ein harter Brocken wie Daniel selbst. „Ich habe nicht vor, Benjamin die Details zu verraten, das würde ihm mehr schaden, als ihm über seine Trauer hinwegzuhelfen. Auch Marie werde ich nicht einweihen in das, was du mir gleich erzählen wirst.“
    „Ach, werde ich das?“ Sein Freund lachte.
    „Sie würde sich nur noch mehr Sorgen machen und ich strapaziere schon genug ihre Nerven, sie braucht nicht noch mehr Kummer.“ Außerdem befürchtete er, dass sie sich auf die Suche nach der Wahrheit begeben könnte. Sie war eine quirlige Neunundzwanzigjährige, die mehr Feuer im Hintern hatte, als man bei ihrer zierlichen Statur vermuten würde. Außerdem hasste sie Ungerechtigkeit und in diese Kategorie fiel für sie auch der Tod einer Jugendlichen.
    „Also gut, aber

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