Leiden sollst du
nur weil ich weiß, wie hartnäckig du bist und dass du deinen Mund halten wirst, denn was ich jetzt tue, ist gegen die Vorschriften. Käme das heraus ...“
„Du weißt, dass ich dich niemals verpfeifen würde.“ Daniel wusste, dass Tom ihn auch einweihte, um ihn heiß auf die Polizeiarbeit zu machen. Und, verdammt noch mal, mit diesem Schachzug hatte er Erfolg.
Tom rutschte auf der Bank näher an ihn heran, lehnte sich zu ihm herüber und flüsterte beinahe: „Die Leiche des Mädchens war mit einem Betonblock, einem Teil einer Mauer, beschwert worden. Früher begrenzte diese das Grundstück, auf der die Party stattfand, aber sie zerfällt schon seit Jahren und dadurch ist ein Loch entstanden.“
„Julia wurde versenkt?“
„Polizeitaucher entdeckten den Klotz auf dem Grund des Rheins. Ein Stück Kabel hing noch daran, dasselbe wie um Julias Fußgelenk gebunden gewesen war. Es stammt nachweislich aus dem Keller des Partygebäudes.“ Tom rieb seine Handflächen aneinander. „Die Strömung hatte das Bruchstück zwar glatt geschliffen, aber die Zusammensetzung von Zement, Gesteinskörnung, Wasser und weiteren Zusatzstoffen stimmte mit der der Mauer überein, wie das Labor des Landeskriminalamtes festgestellt hat. Jemand hat es mit dem Kabel an Julias Fuß gebunden und sie im Rhein versenkt.“
„Folglich wurde sie mit großer Wahrscheinlichkeit dort getötet. Und hat auf der Feier ihren Mörder getroffen“, überlegte Daniel laut. Und er saß nutzlos in diesem Krankenkassen-Chopper herum, anstatt den Mörder zu jagen. Verärgert schlug er auf seinen Oberschenkel, aber er spürte den Schlag nur an seinen Handflächen, ein Umstand, an den er sich immer noch nicht gewöhnt hatte.
„Er könnte ihr auch dorthin gefolgt sein.“
„Warum haltet ihr zurück, dass Julia Kranich umgebracht wurde?“ Bevor Tomasz antworten konnte, schnalzte Daniel. „Dumme Frage, das ist doch klar. Ihr wart in Zivil auf ihrer Beisetzung, weil ihr den Mörder des Mädchens in ihrem Umfeld vermutet.“
Benjamin hatte nichts damit zu tun, so viel stand für Daniel fest. Auch wusste der Junge sicherlich nicht, was auf der Fete passiert war, denn wenn es so wäre, hätte er es bei der Befragung ausgesagt. Er war eine ehrliche Haut. Ein einziges Mal hatte er in der Unterstufe auf dem Gymnasium bei einer Arbeit geschummelt. Der Lehrer hatte ihn erwischt, was Ben so peinlich gewesen war, dass er es seitdem ließ, auch weil er nicht gut darin war. Daniel nahm ihm das ab, denn für gewöhnlich wurde Ben recht schnell rot im Gesicht, wenn er flunkerte.
Nein, er hatte mit Julias Ermordung garantiert nichts zu tun. Es sei denn, es war auf der Party etwas geschehen, das die böse Seite, die in jedem Menschen schlummert, in ihm zum Vorschein gebracht hatte.
5
Seine Mutter hätte tot sein können! Oder querschnittsgelähmt wie Daniel. Allein die Vorstellung, sie mit seiner Dummheit für den Rest ihres Lebens ans Bett gefesselt zu haben, machte Benjamin fertig. Er brauchte dringend etwas Starkes, auch wenn die Gefahr, erwischt zu werden, groß war.
Mit zittriger Hand öffnete er die unterste Schublade seines Schreibtisches, nahm einige Ordner heraus und betrachtete die Flasche Wodka, die er dort neben einigen Blunts versteckt hatte. Doch bevor er sich entscheiden konnte, was ihn besser und schneller entspannen würde, klingelte es an der Wohnungstür.
Sein Puls beschleunigte sich. Waren die Bullen gekommen, um ihn zu holen? Hatten sie einen Tipp erhalten? Oder hatten sie eventuell sogar Spuren von ihm im Auto gefunden? Eigentlich war das nicht möglich und trotzdem konnte es sein.
Inzwischen glaubte er, dass alles möglich war. Schon lange war nichts mehr so, wie es früher gewesen war. Sein Leben glich einem Schiff auf stürmischer See, das von fremden Mächten hin und her geschleudert wurde und das nur noch darum rang, nicht unterzugehen.
Zuerst wollte er Kobold zurück in seinen Käfig setzen, doch das hätte ihn wertvolle Zeit gekostet, daher richtete er sich vorsichtig auf und setzte seine Ratte, die kopfüber an ihm hinabkrabbeln wollte, um herauszufinden, was er da unten machte, auf seine Schulter. Liebevoll rieb er seine Wange an ihrem weißen Fell, das nur um und auf den Ohren herum graubraun war. Wie flauschig es sich anfühlte! Noch immer konnte er sich nicht damit abfinden, sein Haustier einsperren zu müssen, wenn er nicht zu Hause war, aber sonst hätte Ma seinen kleinen Freund nicht akzeptiert. Das war eh ein
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