Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
Vom Netzwerk:
bist, möchte ich mit dir über das Hamburger Modell sprechen.“
    War Fuchs von der Personalabteilung vorgeschickt worden, um ihn davon zu überzeugen, dass ein Job in der Verwaltung doch gar nicht so übel und ein ebenso wertvoller Beitrag zur Bekämpfung von Kriminalität war wie der Dienst an der Front? Drauf geschissen , dachte Daniel. „Ich bin an der stundenweisen Wiedereingliederung in einer anderen Abteilung als dem KK 11 nicht interessiert.“
    „In dreißig Minuten in meinem Büro, Zucker!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Karsten Fuchs den Raum.
    Murrend schob Daniel seinen Chopper zur Tür. „Du hast doch nichts dagegen, wenn wir die schließen, oder?“
    Kaum dass sie ins Schloss gefallen war, sagte Tom: „Ich darf dir nichts über den Fall Julia Kranich erzählen.“
    „Diese Diskussion hatten wir schon im Hard Rock Café und am Ende hast du mir das mit dem Betonblock anvertraut.“
    Ungeniert zeigte Tom mit dem Finger auf ihn. „Diesmal gewinnst du nicht.“
    „Wollen wir wetten?“ Daniel schob seinen Rolli näher an Tomasz heran. „Wenn du mich die Fallakte lesen lässt, werde ich den Termin mit Fuchs wahrnehmen. Tust du es nicht, fahre ich mit meiner Krüppel-Harley auf direktem Weg nach Hause.“
    „Also gut.“ Stöhnend rieb sein Freund sich über die Stirn. „Als Julia vor dreizehn Monaten auf der Party in Porz verschwand, untersuchten die Kollegen von der Vermisstenstelle die Gegend gründlich, fanden aber keine brauchbaren Hinweise. Der Garten war und ist verwildert und gleicht einer Müllhalde. Die Gäste hatten mögliche Spuren zertrampelt. Am Ufer des Nachbargrundstücks hatte jemand Grillkohle zwischen Palettenstapeln ausgeschüttet, vermutlich um die Glut zu entsorgen, und sie dann mit Motorenöl gelöscht.“
    Daniel horchte auf. „Öl?“ Das kam ihm seltsam vor, schließlich befand sich der Rhein in unmittelbarer Nähe. Es wäre naheliegend gewesen, Wasser zu benutzen oder die Kohle einfach in den Fluss zu kippen.
    „Damals gehörte das Nachbargelände einer Spedition, die Insolvenz angemeldet hatte. Inzwischen existiert sie nicht mehr, der Grund verkommt wie die meisten in der Siedlung. In der Nacht der Feier wurde dort in das Firmengebäude eingebrochen. Die Mauer zwischen den Grundstücken ist teilweise zerfallen, sagte ich ja schon. Es war ein Leichtes, hin und her zu wechseln.“ Tomasz zuckte mit den Achseln. „Vermutlich jemand von der Party, der sich langweilte oder zu viele Drogen konsumiert hatte.“
    „Oder der Inhaber des Betriebs, der einige Dinge beiseiteschaffen wollte, bevor alles verkauft wird“, dachte Daniel laut nach. „Die Party fand in einem leer stehenden Haus statt, richtig?“
    „Mehr oder weniger.“ Tomasz lehnte sich zurück und strich über die Knopfleiste seines blau-weiß karierten Hemds. „Der Besitzer hat kein Geld, um das Gebäude instand zu setzen, findet aber auch keinen Käufer; das war vor dreizehn Monaten schon so und hat sich seitdem nicht geändert. Einige Linksautonome haben es wie in den Achtzigern besetzt und im Erdgeschoss eine Volksküche, in der ausschließlich vegan gekocht wird, eingerichtet.“
    Daniel akzeptierte diese Lebensweise, konnte ihr aber nichts abgewinnen, nicht nur weil er ein Steak liebte, sondern er wollte auch nicht auf Eier, Milch, Honig und andere Lebensmittel verzichten. Warum sich kasteien, wenn man aus dem Vollen schöpfen konnte? Er war ein Genussmensch, wenn auch von der gröberen Sorte. Während Marie neben ihrem Glas Rotwein genüsslich an einer hauchdünnen Scheibe Manchego knabberte, biss er zwischen den kräftigen Schlucken aus der Kölschflasche lieber in eine Mettwurst.
    „Dem Eigentümer ist es egal. Er lässt die Leute dort sogar schlafen, wenn er bei ihnen essen darf. Eine Hand wäscht die andere sozusagen. Allen geht es finanziell schlecht, daher schließt man sich zusammen.“ Tomasz zuckte mit den Achseln. „Die Stadt findet die Vokü löblich, daher lässt sie das Haus nicht räumen, solange es nicht einsturzgefährdet ist.“
    „Nach allem, was ich gehört habe, ist es davon nicht weit entfernt.“
    „Laut Bericht der Kollegen, die den Fall damals untersuchten, sah es auf dem weitläufigen Gelände aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Partygäste hatten sich dort aufgeführt wie die Schweine. Sollte Julias Mörder Spuren hinterlassen haben, wurden sie von den Gästen zerstört.“
    „Unwissentlich“, sagte Daniel und dachte wieder an die Grillkohle, „oder

Weitere Kostenlose Bücher