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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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hellwach.
     
    Loser! Du hast schon den zweiten Cache nicht gefunden. Versager bestraft das Leben. Ich bin das Leben, ich bin Gott! Die Flammen der Rache nehmen dir alles.
     
    Die Nummer des Absenders wurde nicht angezeigt und dieser hatte seinen Namen weggelassen, aber für Ben war klar, wer der Bogenschütze war. Und er ließ durchblicken, dass er noch in der Nähe weilte, dass er sie genau in diesem Moment beobachtete, vermutlich die Sehne seines Bogens gespannt und den nächsten Pfeil schussbereit hielt. War das tödliche Geschoss auf seine Mutter gerichtet? Oder auf ihn? Benjamins Nackenhaare stellten sich auf.
    „Wir müssen hier weg!“ Schützend legte er den Arm um seine Mutter und versuchte, sie mit seinem Körper abzuschirmen. Er hielt Marie sein Handy hin und formte lautlos das Wort „GeoGod“ mit seinen Lippen.
    Ein weiteres Signal ertönte, aber das hatte nicht sein Smartphone abgegeben. Irritiert holte Marie ihr Mobiltelefon heraus.
    Unterdessen fuhr die Feuerwehr so dicht an das Gebäude heran, wie es ihr bei dem schmalen Gehweg möglich war, parkte auf der Rasenfläche des Vorgartens und bat alle Anwohner, Platz zu machen, sodass seine Cousine die SMS erst lesen konnte, als sie ihren Wagen erreichte. Die Flecken in ihrem Gesicht wurden noch dunkler, aber ihre Lippen waren blutleer.
    Nachdem seine Mutter auf der Beifahrerseite eingestiegen war, zeigte Marie Ben die Nachricht:
     
    Tststs, Marie, entgegen den Regeln hast du Benjamin im Museum geholfen. Wie ungehörig von dir! Aber ich bin nicht sauer darüber, sondern heiße dich in meinem Spiel willkommen. Ich stehe auf böse Mädchen! Ab jetzt bist du Bens Patin, du trägst ab sofort die Verantwortung für sein Scheitern. Ich selbst bin Pate von Bens Gegenspieler. Möge der Bessere am Leben bleiben.
     

14
     
    Benjamin schlurfte aus dem Bad ins Wohnzimmer und brachte den Duft von herbem Duschgel mit sich. Er hatte ein weißes T-Shirt von Daniel angezogen, das ihn noch blasser machte, als er aufgrund der Geschehnisse ohnehin schon war.
    „Du trittst gar nicht gegen ihn direkt an, sondern gegen seinen Schützling?“ Marie, die Wangen rosig vor Aufregung und vom Alkohol, nippte an ihrem Rotwein und hielt das bauchige Glas mit beiden Händen fest. „Wer könnte das sein?“
    Ben schlang eine Fleecedecke um seinen Körper, setzte sich auf die Couch neben sie und legte sein Smartphone neben sich. Sichtlich erschöpft sackte er in sich zusammen. „Weiß nicht.“
    „Warum hat er Rache geschrieben? Das passt doch gar nicht, sondern es war eine Bestrafung.“ Unruhig rutschte sie auf dem Sofa hin und her und lehnte sich schließlich an.
    „Weiß nicht“, sagte er noch einmal, als wäre ihm das Gespräch lästig. Er nahm die heiße Schokolade, die vor ihm auf dem niedrigen Glastisch stand, und trank gierig.
    Daniel saß ihnen im Rollstuhl gegenüber und lächelte in sich hinein, weil Ben immer darauf pochte, erwachsen zu sein, in manchen Momente jedoch wieder wie ein Kind wirkte, so wie jetzt, als er seinen Milchbart ableckte. Obwohl er sauer war, sprach er ihn nicht auf seine geweiteten Pupillen von vorhin an. Der Junge hatte schon genug durchgemacht. Inzwischen war es weit nach Mitternacht. Ben und Marie waren im Krankenhaus durchgecheckt und von der Polizei befragt worden. Jetzt waren sie alle müde, aber innerlich doch noch so aufgekratzt, dass keiner von ihnen sofort ins Bett gehen wollte.
    „Ein Spiel auf Leben und Tod.“ Schnaubend stellte Marie ihr Glas ab. Es fiel ihr wohl erst jetzt auf, dass Ben vergessen hatte, das Licht im Badezimmer zu löschen. Sie stand auf und sprach weiter, während sie sich von den beiden Männern entfernte und dabei in ihren Lammfellpantoffeln mehr über das Laminat rutschte als zu gehen. „Ich würde das für einen schlechten Scherz halten, hätte er heute nicht versucht, dich mit Pfeilen zu erschießen.“
    „Hat er nicht.“ Ben pustete in seinen Kakao.
    Sie schaltete das Badezimmerlicht aus, kehrte zurück und setzte sich wieder. „Aber du sagtest doch ...“
    „Wenn er mich hätte treffen wollen, hätte er das geschafft.“ Mit dem Finger nahm er etwas von der Sahnehaube auf und leckte sie ab. „Er hat nur so getan als ob, hat knapp an meinem Kopf vorbeigeschossen, um mir eine Scheißangst einzujagen.“
    Daniel fand es schade, dass das Kölsch in der Flasche, die Marie für ihn geöffnet hatte, vor ihm schal wurde, aber er wollte einen klaren Kopf bewahren. Als Marie ihm erzählt hatte, dass dieser

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