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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Haustür sollte es gefälligst ruhig sein. „Wir müssen die Bogenschießvereine und Übungsplätze kontrollieren, das schaffen wir nicht alleine.“
    „Wir sind zu dritt.“ Offenbar merkte Benjamin, dass Daniel seine Haltung nicht änderte, daher fügte er an: „Ich vertraue dir.“
    Das versetzte Daniels Abwehrhaltung den Todesstoß. Er seufzte. Inzwischen waren nicht nur die Mannteufels in Gefahr, sondern auch Marie. Das machte Daniel sauer!
    Allerdings beschäftigte ihn eine Frage. Wenn GeoGod von Marie wusste, wusste er auch, dass sie mit einem Kriminalkommissar verheiratet war. Warum störte ihn das nicht? Betrachtete er dieses Detail als zusätzlichen Nervenkitzel, zumal Daniel krankgeschrieben war? Oder nahm der Patron ihn nicht für voll, da er im Rollstuhl saß?
    Das machte Daniel erst recht stinksauer. Er fühlte sich in seinem Stolz verletzt und herausgefordert. „Okay, zeig mir alles, was du von dem Psychopathen hast, deine Korrespondenz mit ihm zum Beispiel.“
    „Alles verbrannt.“ Plötzlich weinte Ben. Von jetzt auf gleich liefen dicke Tränen seine Wangen hinab. Er wischte sie mit dem Zipfel der Decke weg und zog seine Nase hoch. „Auch Kobold.“
    Behutsam nahm Marie ihn in den Arm, wie nur sie es konnte, mit dieser Mischung aus Einfühlsamkeit und Stärke, die Daniel so an ihr bewunderte. Sie strahlte Herzlichkeit aus und schien den Kummer des anderen zu verstehen, ließ sich jedoch nicht von seinem Gram anstecken, sondern bewahrte trotz Wärme ihre Haltung, um den anderen aufzubauen. „Vielleicht war das GeoGods Plan“, sagte sie sanft, „alle Beweise zu zerstören.“
    „Das hätte er anders leichter haben können. Außerdem kann es sein, dass die IT-Cracks von der technischen Einsatz- und Ermittlungsunterstützung die Daten auf Bens Festplatte rekonstruieren können, falls nicht zu viel zerstört wurde. Das Risiko wäre er nicht eingegangen.“
    Nein, der Unbekannte wollte Benjamin in Todesangst versetzen, so viel stand für Daniel fest. Er schien nicht einfach nur aus Langeweile mit dem Achtzehnjährigen zu spielen, sondern da steckte mehr dahinter.
    Zuerst hatte der Patron bei Benjamin den Eindruck hinterlassen, dieser sei ein Mitspieler. Doch nun wurde er immer emotionaler und es kam heraus, dass er den Jungen in Wahrheit als Gegner betrachtete.
    Daniel hatte die SMS, die der Patron an Ben und an Marie geschickt hatte, gelesen. GeoGod hatte sich zuerst Benjamin gegenüber neutral verhalten, doch langsam traten seine wahren Gefühle hervor. Er war großkotzig, bezeichnete sich selbst als Gott, der das Recht hatte, zu strafen, der skrupellos Menschen in Todesgefahr brachte und sich dabei wahrscheinlich einen runterholte, weil er sich selbst so genial fand.
    Nein, Ben war nicht einfach nur ein Zeitvertreib für GeoGod, glaubte Daniel, sondern er hasste und verabscheute ihn, warum auch immer. Emotionen zeigte man nur, wenn man etwas persönlich nahm. Er wollte den Jungen fertigmachen! „Als du mit GeoGod telefoniert hast, wie hat seine Stimme geklungen?“
    Schluchzend zuckte der Junge mit den Schultern. „Als würde er durch eine Blechdose sprechen.“
    „Klang er wie ein Roboter?“, fragte Daniel, worauf Ben nickte. „Er hat höchstwahrscheinlich einen dieser miesen Stimmenverzerrer benutzt. Die kriegt man heutzutage überall für wenig Geld im Internet. Wäre ja auch zu schön gewesen.“ GeoGod hatte an alles gedacht. Wahrscheinlich zog er diese Scharade nicht zum ersten Mal durch. Daniel raufte sich die Haare. „Hast du jemanden in Verdacht, eine Vermutung, wer hinter GeoGod stecken könnte?“
    Benjamin nahm ein Papiertaschentuch von Marie an und schnäuzte sich die Nase. „Nein.“
    „Gibt es jemandem, dem du etwas getan hast?“ Immerhin hatte der Psychopath das Wort Rache benutzt. Vielleicht hatte er es leichtfertig gebraucht, doch davon ging Daniel nicht aus, denn der Patron musste seine Schachzüge vorausplanen und jeden Schritt überwachen. Eher vermutete Daniel, dass er mit diesem Wort den nächsten Level seines Spiels eingeleitet hatte. Das bereitete ihm große Sorgen. Erst Heides Autounfall, dann die Brandstiftung, was kam danach? Der oder die erste Tote?
    Benjamin zögerte, doch er machte nicht den Eindruck, als grübelte er. „Nein.“
    „Bist du sicher?“ Daniel neigte sich vor, stützte sich mit den Ellbogen auf den Armlehnen seines Rollis ab und sah ihn eindringlich an. Marie hatte ihm einmal gesagt, er sähe mit seinen schwarz-braunen Augen und dunklen

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