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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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GeoGod vermutlich Heide Mannteufel absichtlich angefahren hatte, hatte er das für ein Hirngespinst gehalten. Es gab genug Verrückte da draußen, die das Internet nutzten, um Menschen zu erschrecken, aber für gewöhnlich beließen sie es bei dummen Psychospielchen, weil sie ihre Deckung nicht aufgeben wollten. Maries Tante war nur eins von vielen Unfallopfern, hatte er gedacht. Doch nun glaubte er den beiden. Die Mannteufels befanden sich in Gefahr! Der Unbekannte ging immer brutaler vor. „Warum nicht?“
    „Vielleicht wollte er mich lieber brennen sehen. Oder mich warnen, damit ich mich beim nächsten Cache mehr bemühe.“ Ben tippte sich gegen die Schläfe. „Wer weiß schon, wie dieser Wichser tickt?“
    Grübelnd knetete Daniel seine Unterlippe. Warum hatte sich GeoGod zurückgehalten? Dass er davor zurückschreckte, jemanden zu töten, davon ging Daniel nicht aus, schließlich hatte er in Kauf genommen, dass Ben oder seine Mutter bei dem von ihm gelegten Brand starben. Dummheit schloss er ebenfalls aus. Selbst wenn er Heide Mannteufel hatte totfahren wollen und es ihm nicht gelungen war, hätte er sich solch einen Patzer nicht ein zweites Mal erlaubt und sie oder Benjamin erschossen. Aber er hatte ja nicht einmal einen Versuch gemacht.
    Was hatte ihn davon abgehalten? Die einzige Lösung, die Daniel einfiel, war, dass der Patron auf Psychoterror aus war. Nur einen Grund für diese These konnte er sich nicht denken.
    Marie rieb über ihre Oberarme, als fröstelte sie. „Warum hat er überhaupt eine altertümliche Waffe benutzt?“
    „Theatralik?“ Daniel dachte laut nach. Es war nicht auszuschließen, dass der Patron ein Exzentriker war. Er gab sich viel Mühe beim Vorbereiten des Spiels, wobei es ihm sicherlich weniger um Geocaching ging, sondern vielmehr um etwas völlig anderes – krankes –, das war Daniel, wohl aber noch nicht Ben klar. „Möglicherweise ist er Sportbogenschütze. Es gibt auch in Köln einige Klubs und öffentliche Übungsplätze. Oder er kommt nicht an Schusswaffen heran. Außerdem fallen Bögen nicht unter das Waffenschutzgesetz. Man kann sie problemlos kaufen, niemand guckt einen komisch an oder fragt nach, was man damit vorhat.“
    Daniel machte eine Pause, in der Hoffnung, Benjamin würde etwas dazu sagen, aber er schwieg. „Die Sache ist zu groß für uns drei. Wir müssen die Kollegen im Präsidium über GeoGod ins Bild setzen. Man wird wegen des Feuers ohnehin wegen Brandstiftung ermitteln.“ Das wäre dann die zweite polizeiliche Ermittlung, in die Ben involviert war. Auch wenn er das Opfer war, so würde die Kripo dennoch stutzig werden.
    Wenn der Patron wollte, dass die Polizei unter allen Umständen außen vor blieb, warum steckte er dann die Wohnung der Mannteufels so offensichtlich in Brand und vertuschte den Mordversuch, falls es denn einer war, nicht? Wieso akzeptierte er Marie bereitwillig als Bens Patin, obwohl er auf absolute Geheimhaltung erpicht war? Sie hatten weder einen Hinweis auf seine Identität noch kannten sie seine Absichten oder sein Motiv. GeoGod blieb undurchsichtig, das machte ihn noch gefährlicher.
    „Auf keinen Fall!“ Ben stellte seinen Kakaobecher so hart auf dem Tisch ab, dass Daniel befürchtete, das Glas der Platte würde zersplittern, aber das geschah zum Glück nicht. „Dann tötet er meine Mutter beim nächsten Mal. Garantiert!“
    Wahrscheinlich plant er das sowieso , dachte Daniel, behielt diese schreckliche Einschätzung der Situation jedoch für sich.
    „Du bist doch einer der besten Ermittler, wir brauchen die anderen nicht.“ Benjamin zog die Decke um seinen Körper bis zu seinem Kinn hoch.
    „Aber ich habe nicht die technischen Möglichkeiten, zum Beispiel um herauszufinden, woher die SMS geschickt wurden.“ Als Daniel in die Hände klatschte, um seine Worte zu unterstreichen, tanzten die Flammen der Kerze auf dem Tisch, einem Ungetüm mit drei Dochten, das angeblich nach Vanille duftete, aber er roch nichts.
    Unruhig leckte Benjamin immer wieder über seinen Eckzahn, der aufgrund einer Zahnfehlstellung etwas höher stand als das restliche Gebiss. „Es stand Werbung darunter und eine Internetadresse, da können wir anfangen.“
    „Und den Online-Account, von dem sie abgeschickt wurden, hacken? Willst du noch mehr Ärger kriegen?“ Draußen knatterte ein Auto mit Sportmotor durch die Straße und machte einen Höllenlärm. Daniel mochte zwar schnelle Autos und genoss das Röhren bei der Formel 1, aber vor seiner

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