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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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und wagte sich dann vor. Er mochte es nicht, Vasili anzulügen, hatte aber keine Wahl. „Maries Cousin macht Geocaching in seiner Freizeit. Er hat etwas in die Kiste gelegt, das er jetzt unbedingt zurückhaben will.“
    „Warum geht er nicht einfach noch mal zum Schatz?“
    „Er ist weg.“
    „Lag denn kein Logbuch dabei?“ Vasilis Augen weiteten sich. „Darin findet man den Namen des Besitzers. Vielleicht hat der das Gefäß geholt oder, falls ein Geomuggle es entdeckt hat ...“
    „Ein was?“
    „Einer, der sich mit Geocaching nicht auskennt, so wie du.“ Vasili zwinkerte. „Bestenfalls hat dieser es dem Eigentümer zurückgegeben.“
    Von dem ganzen Kram hörte Daniel heute das erste Mal. „Kennst du dich etwa damit aus?“
    „Ich hatte da mal einen Fall ... Das Logbuch wird in dem versteckten Gefäß, aber auch online geführt und stellt das Herz des Caches dar.“
    Daniel schüttelte den Kopf „In diesem Fall nicht.“
    „Ungewöhnlich.“ Vasili überkreuzte die Arme vor dem Körper und legte sie auf seinem Bauch ab. „Wenn besagter Cousin seinen Schatz nicht zufällig als Travel Bug gekennzeichnet und auf geocaching.com registriert hat, wird es schwer werden, nachzuvollziehen, wo er gelandet ist.“
    „Bug?“, echote Daniel und runzelte die Stirn.
    „Das ist eine Art Anhalter, der mit einem Cache verbunden oder auch alleine weitergereicht wird.“ Vasili zuckte mit den Achseln. „Online kann man seinen Weg nachverfolgen.“
    „Das ist ja das Problem. Der Junge hat sich auf einer privaten Homepage eingetragen und jetzt meldet sich der Betreiber nicht mehr.“
    „Geolutins, Geokretys, Travelertags oder Geocoins, jede Gruppe nennt seine“, der Goth malte Anführungszeichen in die Luft, „Wanderpokale anders. Jede Site hat üblicherweise ein Internetlog, in dem jeder Geocacher seinen Tausch notiert, aber dafür sind viele zu faul.“
    Endlich brachte Daniel auf den Punkt, worauf er wirklich hinauswollte. „Wie kann man herausfinden, wem eine Website gehört?“, fragte er scheinheilig und unterstrich seine zur Schau gestellte Hilflosigkeit, indem er seine Schultern anhob. Er hatte zwar von dem ganzen Technikkram keine Ahnung, lebte aber dennoch nicht völlig hinter dem Mond.
    „Es sollte ein Impressum vorhanden sein.“
    Daniel schüttelte den Kopf. Natürlich hatte er das als Erstes geprüft.
    „Klingt nicht sehr seriös.“
    Zerknirscht presste Daniel seine Lippen aufeinander. Als ob er das nicht selbst wüsste! Er hatte sich ja nicht umsonst auf das Probearbeiten in der Abteilung für Computerkriminalität eingelassen.
    „Ist die Top Level Domain .de?“, fragte Vasili und schob das Lederband in seinen langen Locken etwas höher, als machte er sich für einen Sprint bereit.
    Daniel gab ihm die URL.
    „Wenigstens das.“ Sein Gegenüber seufzte, zog die Tastatur zu sich heran und rief die Homepage von DENIC in einem Browserfenster auf. „Das ist die dezentrale Registrierungsstelle für alle .de-Domains. Schauen wir mal nach, wer der Inhaber ist.“ Ein Klick, mehr brauchte es nicht. „Voilà, eine Kölner Adresse, wie praktisch!“
    Daniel ballte seine Hand zur Faust. Sie hatten GeoGod!
    Selbstverständlich kannte er DENIC, hatte jedoch noch keine Zeit gehabt, dort nachzuschauen; das hatte er heute machen wollen, Vasili aber gerne den Vortritt gelassen. Aber vor allen Dingen hatte er nicht erwartet, auf einen brauchbaren Hinweis zu stoßen, sondern eher auf eine Marketingagentur oder eine Webdesignfirma, hinter der sich der Patron versteckte. Dort hätte er mit seinem Bock nicht so einfach hinfahren und um Einsicht in die Kundenkartei bitten können, schließlich ermittelte er nicht für die Polizei, sondern privat. Daher hatte er gehofft, mit etwas Überredungskunst Vasilis technische Fertigkeiten illegal nutzen zu können. Er war erleichtert, dass es dieses Schrittes nicht bedurfte.
    Aber da gab es noch etwas anderes, das er für ihn tun konnte. „Kannst du für mich herausfinden, wer online von einem Anbieter für kostenlose SMS, bei dem man sich registrieren muss, zwei Nachrichten verschickt hat?“
    „Hat Maries Cousin wieder etwas damit zu tun?“
    Vasili glaubte ihm nicht, umso besser. Vielleicht dachte er, Daniel spionierte Marie hinterher. Tatsächlich war ihm schon der Gedanke gekommen, sie könnte sich einem anderen Mann zuwenden, einem, der mit ihr wandern gehen konnte, wie sie es früher schon mal an verlängerten Wochenenden getan hatten, den sie auf Partys

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