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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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und stellte ihn ab, weil er noch zu heiß war.
    „Das Koffein wirst du brauchen, dein Kopf raucht jetzt schon.“
    Aber nicht von den Informationen, die Vasili ihm bisher über die Arbeit in der Unterabteilung der Kriminalinspektion 3 mitgeteilt hatte.
    Daniel schob seinen Rollstuhl dicht an den Schreibtisch heran und tat so, als würde er Vasilis Ausführungen lauschen, dabei hörte er gar nicht zu. Er gab sich noch nicht einmal Mühe, ihm zu folgen, sondern konnte nur noch an den Patron denken.
    War GeoGod der Serienkiller?
    Möglich, dachte Daniel. Immerhin war mehr als ein Jahr seit Julias Ermordung vergangen. In dieser Zeitspanne mochte der Patron, dessen Verhalten psychopathische Züge aufwies, den Ablauf seiner Morde, ein Ritual, entwickelt haben. Vielleicht hatte er am Anfang seine Mordopfer versteckt und die Polizei hatte sie deshalb nicht gefunden. Oder sie waren gefunden worden, aber man hatte keinen Zusammenhang erkannt, da die Tötungsweise noch nicht signifikant genug gewesen war. Das musste Daniel noch überprüfen.
    Wie so vieles. Innerlich fluchte er. Wenn er doch nur an seinem alten Arbeitsplatz zurück wäre.
    Während er geistesabwesend nickte, als würde er Vasili zuhören, spann er seine Theorien weiter.
    Die Geocaching-Spieler mochten entweder tot sein oder schwiegen aus Angst, das kranke Schwein könnte ihnen auch noch das zweite Elternteil nehmen. Vielleicht ließ er seine Opfer inzwischen einfach liegen, weil es ihn ermutigte, dass man ihm bisher noch nicht auf die Schliche gekommen war. Aus Überheblichkeit. Oder weil er wollte, dass sie entdeckt werden, damit man seine Macht anerkannte. Würde er sich bald an die Presse wenden, um noch mehr Aufmerksamkeit zu bekommen?
    Ein Detail passte jedoch nicht: Schnapper, ein Obdachloser, würde wohl kaum Geocaching gespielt haben. Aber unter Umständen seine Tochter oder sein Sohn oder beide: Sie ließen sich womöglich mit GeoGod ein, dieser arrangierte, dass sie irgendwann die Schätze nicht mehr fanden, und verletzte ein Elternteil, tötete es später sogar und knöpfte sich schlussendlich den Spieler selbst vor. Währenddessen erregte er sich am Leid der Familie und malte sich immer wieder das große Finale aus, bis er sich nicht mehr zurückhalten konnte und die Kontrolle über seine Mordlust verlor.
    Die ersten beiden Phasen hatte Benjamin bereits durchlaufen. Stöhnend rieb sich Daniel durchs Gesicht. Würden sie Ben bald gefoltert und ermordet auffinden?
    „Du hörst mir gar nicht zu.“ Als Papa mit der flachen Hand auf den Tisch schlug, zuckte Daniel zusammen. „Was beschäftigt dich, Mann?“
    Er zauderte. Konnte er dem Goth vertrauen? Wie viel durfte er von den Problemen, die seine Familie immer öfter mit dem Tod konfrontierten, preisgeben, ohne sein Misstrauen zu wecken? „Ich brauche deine Hilfe. Kannst du mir einen Gefallen tun?“
    „Warum sollte ich?“
    „Ich lass dich mal mit meiner Krüppel-Harley fahren.“
    „Danke, aber ich habe schon ein Handicap: ein Bulle, der den Tod romantisiert. Kommt beim Chef nicht gerade gut an.“ Vasili schob den Ärmel seines schwarzen Hemdes hoch und legte seine Tattoos frei. „Mir schwebt ein anderer Deal mit dir vor.“
    „Oh, oh“, machte Daniel und drehte den Oberkörper zu ihm. Er legte seinen Arm auf die Rückenlehne seines Choppers, wartete auf eine Erklärung und tippte ungeduldig mit dem Zeigefinger gegen seinen Mund.
    Vasili schob den Ärmel wieder herunter. „Gib dem Kriminalkommissariat 35 eine Chance. Das ist alles, was ich will.“
    Um Zeit zu gewinnen, trank Daniel an seinem Kaffee. Er verbrannte sich die Zunge und sog scharf die Luft zwischen seinen Zähnen ein. Er freute sich über jeden Körperteil, den er noch spürte, aber auf Schmerzen konnte er verzichten.
    „Ich weiß, du wärst lieber bei deinen alten Kollegen, aber so übel ist es bei uns gar nicht“, fuhr Vasili fort. „Die wenigen Außeneinsätze würden wir übernehmen. Du brauchst deine Beine nicht zu benutzen, sondern nur deinen Kopf.“
    „Und was ist mit meinem Herz?“ Die Worte waren über Daniels Lippen gekommen, bevor er darüber nachgedacht hatte. Nun bereute er sie, nicht nur, weil er Vasili damit eine Abfuhr erteilte, sondern auch weil ein Kerl wie er ungerne über Gefühle sprach.
    Vasili stieß die Luft aus seinen Lungen aus. Er legte eine Hand an seine Brust und lächelte. „Dagegen hat ein Endzeitromantiker wie ich kein Argument. Nun, was kann ich für dich tun?“
    Kurz überlegte Daniel

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