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Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Abwehrend hob Benjamin beide Hände. „Ich kenne ihn doch gar nicht.“
    „Vielleicht doch, hast du darüber mal nachgedacht?“ Daniels Blick wurde intensiver.
    „Gleich behauptest du noch, Maik oder Denis stecken hinter dem Patron.“ Abfällig lachte Ben. „Oder gleich beide zusammen.“
    Daniel horchte auf. Wie kam Benjamin auf diese Idee? Die Freunde mussten sich gestritten haben. Nur worüber? „Warum könnten sie dich fertigmachen wollen?“
    Ben zog seine Schuhe aus, warf sie in die Ecke, wo sie gegen Maries Bügelbrett knallten und schließlich auf dem Boden davor liegen blieben. Eine Weile starrte er sie an. Als wollte er Zeit gewinnen. Um über die Frage nachzudenken? „Hör auf mit dem Schwachsinn!“
    „Ich habe den Eindruck, du willst gar nicht darüber nachdenken.“
    Abschätzig schnaubte Ben.
    „Weder über GeoGods Identität noch über seine Gründe oder seinen Bezug zu Julia. Wovor hast du Angst?“, fragte Daniel und rieb seine Handflächen aneinander. „Vor der Wahrheit?“
    Nervös rutschte Ben auf der Kante hin und her. „Oh, bitte.“
    „Weil du erfahren könntest, warum er dir das antut? Wer er ist?“, setzte Daniel schonungslos nach, obwohl er sah, dass er den Jungen mit seinen Fragen quälte. „Weil du befürchtest, ihn zu kennen, ihm sogar nahezustehen?“
    Ben kroch rückwärts über sein Bett und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    „Oder weißt du das längst?“ Daniel spürte, dass er immer näher an sein Ziel herankam. Ben stand kurz davor, aufzubrechen. Er durfte jetzt nicht nachgeben.
    „Mein Leben ist kein verfickter Roman!“, keifte der Junge.
    „Willst du enden wie die Ratten in der Vokü?“
    „Fuck!“ Ben sprang vom Bett auf. „Hört auf, mich zu bedrängen.“
    Daniel bemerkte seine feuchten Augen, verspürte Mitleid und bekam ein schlechtes Gewissen, weil er ihn an Kobold erinnert hatte, durfte aber jetzt nicht nachgeben. „Wenn zwei der Rattenbabys für Julia und dich stehen, wer ist dann der dritte Spieler?“
    „Ich. Weiß. Es. Nicht. Ich bin nicht der Patron, ich kann nicht in seinen Kopf reingucken und bin nicht einmal in der Lage, so krank zu denken wie er.“ Hektisch gestikulierte Benjamin herum. „Marie macht einen auf Psychotante. Und du, glaub ja nicht, dass du mich für irgendwas beschuldigen darfst, nur weil du im Rollstuhl sitzt.“
    Daniel stutzte. Was kam jetzt? „Keiner redet von Schuld.“
    „Du wirfst mir doch vor, ihm etwas angetan zu haben.“
    „Tue ich nicht. Ich versuche nur, sein Motiv herauszufinden.“ Ben wollte ihn unterbrechen, aber Daniel fuhr ihn an: „Ich rede jetzt. Hör mir gefälligst zu.“ Ich bin auf deiner Seite, wollte er sagen, aber dazu kam er nicht mehr.
    „Ich werde nicht die Schnauze halten, nur weil du ...“ Immer wieder zeigte Ben auf den Rollstuhl, bekam aber die Worte nicht heraus.
    „Was? Nur weil ich ein Krüppel bin?“ Obwohl er nicht besser von sich selbst sprach, fühlte er sich durch Bens Vorwürfe verletzt. Er war nicht mehr derselbe wie vor seinem Unfall, er würde es auch nie wieder sein, das führte der Junge ihm wieder vor Augen.
    Unruhig verlagerte Ben sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Behindert, wollte ich sagen.“
    „Gehbehindert, um genau zu sein. Ich will gar nicht anders behandelt werden als früher!“ Aber respektiert werden, wie jeder andere auch , fügte er in Gedanken hinzu. Doch manche Menschen gingen mit ihm um, als wäre er nicht ganz dicht. Rainer Bast zum Beispiel hatte ihm, anders als allen anderen, beim letzten Familientreffen eine Serviette zur Cola gereicht, als befürchtete sein Schwiegervater, er könnte beim Trinken sabbern. „Ich will auch kein Mitleid.“
    „Sorry, Mann.“ Ben ließ den Kopf hängen und sah ihn von unten herauf an. „Ich wollte das nicht sagen.“
    „Schon gut.“
    „So meinte ich das nicht. Ach, Scheiße, alles geht den Bach runter.“
    „Was meinst du?“ Es kribbelte in Daniels Nacken. Hatte er Benjamin so weit? Brach sein Kokon endlich auf und er gab ihnen den entscheidenden Hinweis? Er hielt Informationen zurück, so viel stand fest. Nur wusste Daniel nicht, ob sie ihnen weiterhelfen konnten und was der Grund für Bens Verschlossenheit war. Aber was wusste er schon von Teenagern?
    „Meine Eltern ...“
    „Was ist mit ihnen?“ Daniel richtete seinen Oberkörper auf. Hatten Heide und Hajo jemanden verärgert und gar nicht Benjamin selbst?
    „Sie haben sich getrennt.“ Kraftlos ließ sich Ben auf sein

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