Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leiden sollst du

Leiden sollst du

Titel: Leiden sollst du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
Vom Netzwerk:
nach draußen spaziert, und er war der Einzige von ihnen, der sich getraut hatte, sich ein Zungenpiercing stechen zu lassen – aber an besagtem Tag war Ben der Held gewesen!
    Sein Sperma spritzte nicht nur am weitesten, sondern er kam auch als Erster. Ein toller Augenblick, den er nie vergessen würde, auch wenn Maik danach sauer gewesen war und behauptet hatte, Ben hätte geschummelt. Wie zur Hölle hätte er das machen sollen? Dass die anderen sich vor seinen Augen einen runtergeholt hatten, hatte ihn einfach so erregt, wie nichts anderes zuvor. Das lag jetzt fünf Jahre zurück.
    Ben ging zwischen den Waggons hindurch und schlurfte zur Insel. Seit sie sich hier trafen, war der Grünstreifen inmitten der Schienen immer kahler geworden war. „Wo ist Maik?“
    Denis’ Kopf zuckte spastisch, um den schräg geschnittenen Pony aus der Stirn zu bekommen, ohne die Hände benutzen zu müssen. Seine weißblonden Haare glänzten immer fettig, da er sie jeden Morgen mit Gel bearbeitet, aber seine Skater-Frisur saß trotzdem nie. Er hatte einfach kein Händchen für cooles Styling. Auch die neongrünen Overear-Kopfhörer, die um seinen Hals hingen, eine billige Kopie der Monster Beats von Dr. Dre, fand Ben ziemlich Achtzigerjahre, Trend hin oder her.
    „Sagt, er lässt sich von dir nichts befehlen.“ Denis riss eine Dose Bier aus dem Sechserpack und reichte sie Benjamin. Blaue Adern schimmerten durch die dünne helle Haut auf seinem Handrücken.
    Widerwillig nahm Ben das Kölsch an. Er wollte es sich mit seinem Kumpel nicht verscherzen, denn er musste mit ihm reden. Die Situation war ernst. „Arschloch“, ranzte er und meinte Maik.
    Grinsend holte Denis die Glasbong hinter seinem Rücken hervor und präsentierte sie stolz. Normalerweise entzündete Maik das Cannabis-Tabak-Gemisch, aber jetzt zeigte sich, dass Denis von ihm gelernt hatte und sich ebenso geübt anstellte. Während Ben noch darüber nachdachte, ob das gut oder schlecht war, hielt Denis ihm die Wasserpfeife hin.
    Er schüttelte den Kopf, denn er musste klar bleiben.
    „Du zickst in letzter Zeit rum wie ein Weib.“ Denis lachte gekünstelt. Er kniff seine Augen zusammen und musterte Ben. „Alter, zupfst du dir die Augenbrauen?“
    Innerlich fluchte Ben. Er dachte bisher, man würde es nicht bemerken, da er es nicht übertrieb. Da hatte er sich wohl geirrt. „Red doch keinen Scheiß, Mann!“
    „Setz dich schon hin, Schwuchtel.“ Denis’ tiefe Stimme passte gar nicht zu seinen Pausbacken. Er war immer blass, aber heute leuchteten seine Wangen fiebrig. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
    Ben nahm neben ihm Platz, nippte an seinem Kölsch und hätte es beinahe ausgespuckt, weil sein Magen rebellierte. Das war ihm ja noch nie passiert. Lag es daran, dass Denis herausgefunden hatte, dass er es mit der Körperpflege etwas genauer nahm als andere Jungs in seinem Alter? Oder an dem, was er mit ihm besprechen wollte? „Maik hätte kommen sollen. Er gehört zu uns.“
    „Wie das Kölner Dreigestirn?“ Die Bong zeigte offenbar ihre Wirkung, denn Denis lallte bereits und schielte, wie das Opossum Heidi aus dem Leipziger Zoo. „Scheiße, Mann! Wer ist denn von uns der Prinz, wer der Bauer und wer die verfickte Jungfrau?“
    „Ich hab mit Karneval nichts am Hut“, antwortete Ben ausweichend, dabei trafen die Bezeichnungen ganz gut zu.
    Maik glaubte, er wäre der Anführer ihrer kleinen Gruppe, aber hatte bei Ben inzwischen jeglichen Respekt verspielt. Benjamin verpfiff ihn nur nicht, weil er dann selbst mit dran war.
    Denis war dumm wie Grütze und tat alles, um ein wenig Anerkennung zu bekommen. Wirklich alles! Das hatte Ben erschreckt und enttäuscht. Aber er traf sich weiterhin mit den beiden, denn sie kannten sich schon, seit sie Kinder waren.
    Er selbst hatte zwar schon mit Nina im Sommercamp gevögelt, aber er war dabei nicht gekommen, was niemand jemals erfahren durfte. Im Internet hatte er gelesen, dass viele Jungs beim ersten Mal versagten, weil sie nervös waren und keinen hochkriegten. Aber die Wahrheit war, der Sex mit ihr hatte ihn einfach nicht geil genug gemacht. Maik dagegen hatte es bei seinem ersten Mal dem Mädchen so richtig besorgt. Behauptete er zumindest.
    „Er kann sich nicht einfach drücken.“ Ben musste den Namen seines Kumpels nicht nennen, damit sein Gegenüber wusste, von wem er sprach.
    Denis rülpste. „Er macht immer, was er will.“
    „Das ist ja das Problem.“
    „Fang nicht wieder davon an.“
    „Wir müssen darüber

Weitere Kostenlose Bücher