Leiden sollst du
Bett fallen, stemmte die Ellbogen auf seinen Schenkeln ab und stützte seinen Kopf mit den Händen ab. „Ma hat heute Morgen einen Tanga in der Hosentasche meines Vaters gefunden. Er sagte, er hätte keinen blassen Schimmer, wie das Höschen in seine Klamotten gekommen sei, er ginge nicht fremd. Sie hat ihn ausgelacht, weil er es abstritt, dabei hielt sie doch den Beweis hoch. Er behauptet aber weiterhin, keine Affäre zu haben, und eine Frau für eine Nacht wäre schon gar nicht sein Ding. Aber Ma hat ihn trotzdem rausgeworfen. Er wohnt jetzt in einem Hotel in Deutz. Jetzt habe ich kein Zuhause und keine Eltern mehr.“
„Sie sind immer noch beide für dich da.“
„Sie haben ihre eigenen Probleme.“ Eine Träne lief Bens Wange herab. Mit dem Ärmel seines Pullovers wischte er sie weg.
Sachte drückte Daniel seine Schulter. „Du hast uns.“
„Danke.“
Ihre Blicke trafen sich. Er sah den Kummer in Bens Augen, worauf sich etwas in seinem Brustkorb schmerzlich zusammenzog. Wie viel Last konnte ein Achtzehnjähriger auf seinen Schultern tragen, bevor er in die Knie ging oder sein Rückgrat brach?
Er hatte sich Ben noch nie so nah gefühlt.
Auf der Familie Mannteufel schien zurzeit ein Fluch zu liegen. Bisher hieß dieser GeoGod. Aber Hajos Affäre konnte man ihm schlecht in die Schuhe schieben.
Daniel nahm sich vor, alles, was in seiner Macht stand, zu tun, um Benjamin und Marie vor diesem Irren zu schützen. Nichts konnte ihn daran hindern, nicht einmal der Bock unter seinem Arsch.
Mit vierzehn Jahren war er aus dem elterlichen Haushalt geflüchtet, anstatt seiner Mutter zu Hilfe zu eilen. Diesen Fehler würde er nicht wiederholen. Niemals! Eher wollte er sterben.
22
Als Benjamin Denis zwischen den abgestellten Güterwagen hindurch erspähte, fragte er sich, wie viel von ihrer alten Freundschaft noch übrig war.
Sein Kumpel saß auf dem vom Nieselregen feuchten Sandboden und verschüttete Bier aus der Dose, weil er nicht darauf achtete, wie er seine Hand hielt, während er mit der anderen eine Pistole nachahmte und so tat, als würde er damit einen Vogel, der am Himmel über ihm kreiste, abschießen. Dieser Spinner!
Plötzlich lachte Denis, denn ein zweiter größerer Vogel griff sein Ziel an, wodurch der kleinere einige Meter in die Tiefe stürzte, sich rechtzeitig wieder fing und weiterflog, doch der andere jagte ihm aggressiv hinterher.
Denis war der Älteste von ihnen, er würde im Dezember neunzehn werden, weil er einmal sitzen geblieben war. Aber mit seinen karierten Bermudahosen, den weiten T-Shirts und XL-Hoodies, die seine Marshmallow-Figur kaschierten, sah er aus wie fünfzehn. Er benahm sich auch oft so. Außerdem hatte er schon in der achten Klasse aufgehört zu wachsen und reichte Ben nur bis zur Brust.
Benjamin hatte Maik und ihn in der Schule gebeten, sich auf ihrem Stammplatz zu treffen, der Insel inmitten des Rangierbahnhofs, der zwischen den Stadtteilen Kalk und Höhenberg im Stadtbezirk Kalk lag. Hier fielen sie niemandem auf, denn die Waggons und die Sträucher verbargen sie. Es kam sowieso keiner vorbei, außer hin und wieder eine Lokomotive mit einem Fahrer, der stoisch geradeaus schaute, da er auf dem Gelände niemanden erwartete. Sie konnten kiffen, saufen und wichsen, wie sie wollten. Der Himmel auf Erden! Bis auf das Quietschen der Räder, wenn die Züge bremsten. Es war so laut und hoch, dass es bis tief in Bens Kopf drang.
Dieser Ort würde ihn auf ewig an den geilsten Orgasmus, den er jemals gehabt hatte, erinnern. Maik – er trug als Einziger einen Bart, ein Ziegenbärtchen am Kinn, er besorgte das Gras und hatte von ihnen die meisten Haare auf der Brust und am Sack – hatte eine Linie in den Sand gezeichnet, sie hatten sich zu dritt dahintergestellt und ihre Hosenschlitze geöffnet.
„Wer am weitesten spritzt, kriegt die Flasche Tequila, die ich mitgebracht habe.“ Maik hatte nicht gezögert und seinen Penis rausgeholt.
Bens Glied stand schon, bevor er es überhaupt anfasste.
Natürlich hatte er die Schwänze seiner Freunde schon oft gesehen, schließlich pissten sie hier in ihrem Versteck einfach ins Gestrüpp, wo die anderen dabei waren. Aber gewichst hatte Benjamin bisher nur alleine unter der Bettdecke oder unter der Dusche. Es war das erste Mal, dass er seine Kumpel dabei beobachtete.
Maik konnte am meisten Alk trinken, bevor er kotzte, er hatte sich mal in einem Laden ein Flat Cap von New Era aufgesetzt und war ganz cool an der Kasse vorbei
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