Leidenschaft der Nacht - 4
Gewissensbissen? Oder ein Moment der Schwäche, wie mein Vater es nennen würde. Ich bin gekommen, um Ihnen meine Unterstützung anzubieten.«
»Ihre Unterstützung?«, wiederholte Clarke misstrauisch. »Sie meinen, Sie wollen sich uns als Druckmittel gegen Ihren Vater anbieten?«
Der junge Mann schüttelte den Kopf, ohne seine blauen Augen von Reign abzuwenden. Aus unerfindlichen Gründen konzentrierte er sich ganz und gar auf Reign, als würde er sich von ihm am ehesten Verständnis erwarten. Was vollkommen absurd gewesen wäre und Reign zum Lachen gebracht hätte, gelänge es dem idiotischen kleinen Bastard nicht tatsächlich, etwas in ihm zu berühren.
»Mein Vater würde James nicht gegen mich austauschen. Er würde behaupten, es zu tun, aber er würde es nicht machen.«
Der resignierte Ton des jungen rührte an eine Wunde tief in Reigns Innerem, eine, die nach Jahrhunderten nicht mehr offen sein sollte. »Sie haben eine recht geringe Meinung von Ihrem Vater. «
»Er hat eine niedrige Meinung von mir«, korrigierte Reggie achselzuckend. »Was nichts zur Sache tut. Er würde den Orden jederzeit über seinen Sohn stellen, mithin fiele ihm die Entscheidung nicht schwer. « Nun sah er erstmals wieder Olivia an.
»Nicht so schwer, wie sie für Sie gewesen sein muss.«
Olivia wurde blass, und Reign verübelte dem jungen sogleich seine Direktheit.
Andererseits wusste sie jetzt immerhin, dass Dashbrooke es nicht eilig haben würde, James zu töten, weil dieser ihm noch nützlich sein konnte.
»Was wissen Sie über den Orden, Reggie?«, fragte er.
»Er heißt Silberhandorden. Sie sind ein bisschen wie die Freunde des glorreichen Unsichtbaren, nur schlimmer. Sie verehren Vampire nicht nur. Nein, sie haben Pläne, und sie sehen Vampire als ein Mittel, ihre Ziele zu verwirklichen.«
Clarke mischte sich ein. »Pah, Idioten! Glauben sie allen Ernstes, sie hätten eine Chance gegen einen so alten Vampir wie Reign?«
Reggie betrachtete den Mann, der aussah, als wäre er der Ältere von ihnen, bevor er sich wieder an Reign wandte. »Ich habe gehört, wie mein Vater mit einem seiner Freunde über jemanden namens Temple sprach. Der Orden behauptet, ihn gefangen genommen zu haben.«
Ein glühender Klotz bildete sich in Reigns Bauch, dessen Hitze in sämtliche Extremitäten ausstrahlte. Temple gefangen? Das war undenkbar! Temple war der Beste von ihnen allen, der Stärkste und Schnellste, vor allem der Mächtigste. Wie konnten simple Sterbliche ihn überwältigen?
Reign mochte es sich nicht einmal vorstellen. Aber wenn das hier vorbei war, würde er Nachforschungen anstellen und seinen alten Freund suchen, den er gewiss wohlbehalten vorfand. Bis dahin musste er demselben Rat folgen, den er auch Olivia gegeben hatte, und sich auf das Hier und jetzt konzentrieren.
»Wenn Ihr Vater keinen Tauschhandel akzeptiert, was nützen Sie uns dann?«
Reggie hatte keinerlei Mühe mit dem plötzlichen Themenwechsel. »Die anderen werden den Austausch wollen, und sollte mein Vater ihn verweigern, wird ihnen klarwerden, was er plant. Und vielleicht vergeben sie mir dann, dass ich anfangs getan habe, was er mir auftrug.«
Olivia, die sich inzwischen dem jungen genähert hatte, setzte sich zu ihm auf das Sofa und klopfte ihm sanft auf die Schulter. Was für eine Glucke! »Was hat Ihr Vater geplant, Reggie?«
»George, Fitz und James glauben, Sie würden sie zu Vampiren machen. Mein Vater hat ihnen eingeredet, dass wir alle unsterblich werden, aber in Wahrheit will er Sie beide als seine Gefangenen. Der Orden will Sie. Ich weiß nicht, warum, doch ich weiß, dass meine Freunde für meinen Vater entbehrlich sind, und selbst wenn sie es schaffen, zu Vampiren zu werden, wird er mit ihnen genauso verfahren wie mit Ihnen.«
»Wie kommen Sie darauf, dass wir nicht verdienen, was der Orden für uns vorgesehen hat?«, wollte Reign wissen. »Was macht Sie so sicher, dass es richtig ist, Ihren Vater zu hintergehen?«
Reggie sah ihn nicht an, denn seine großen blauen Augen waren voller Bewunderung auf Olivia gerichtet. Und sie betrachtete den jungen überrascht und verärgert zugleich. »Ich hatte James immer glücklich geschätzt, weil er Sie kennenlernte. Er kann bisweilen ein Esel sein, aber er war immer gut zu mir, weil Sie ihn so erzogen haben. Vampir oder nicht, ich würde jederzeit Ihre Anerkennung gegen die meines Vaters eintauschen.« Nun sah er wieder zu Reign. »Die von Ihnen beiden.«
Verdammt, Reign fühlte mit dem jungen! Er
Weitere Kostenlose Bücher