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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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und Kraft aus ihm zu schöpfen.
    Gemeinsam stießen sie sich vom Dach ab und liehen sich die Flügel der Nacht. Das erste Mal, dass sie geflogen war, war ein Versehen gewesen, als sie versucht hatte, sich umzubringen, indem sie vom Glockenturm der Westminster Abbey sprang, in dem die berühmte Big-Ben-Glocke hing.
    Es war in jener Nacht gewesen, in der sie unabsichtlich den Menschen getötet hatte, an dem sie sich nährte. Nach dem Sprung schwebte sie schluchzend durch den Nachthimmel und fühlte sich, als wäre ihr jedwede Entscheidungsfreiheit geraubt worden.
    Natürlich hatte sie sehr wohl noch Entscheidungen treffen können, und fraglos waren im Laufe der Jahre einige von ihnen richtig schlecht gewesen. Sie blickte zu dem Mann neben ihr. Nein, er gehörte nicht dazu.
    Sie flogen in östlicher Richtung über Edinburgh, vorbei an den Randgebieten mit ihren Lichtern und Gerüchen in eine kleine ländliche Gegend südwestlich der Ortschaft Haddington.
    Das Haus stand etwas abgelegen, umgeben von Bäumen und Hecken, die sowohl als Sichtschutz als auch als Landschaftsschmuck dienten. Es war ein hübsches bescheidenes Landhaus, das gar nicht zu dem Schurken von Besitzer passen wollte.
    »Siehst du Wachen?«, fragte Reign, sobald sie näher kamen.
    »In der Auffahrt«, antwortete sie, denn sie bemerkte einen Schatten, der sich vor dem Haus bewegte. »Und du?«
    »Ich glaube, hinten ist niemand. Vermutlich machen sie regelmäßig Rundgänge.« Er reichte ihr die Hand und landete mit ihr in dem dunklen Garten hinter dem Haus.
    »Ich kann keine Hunde riechen«, flüsterte sie, als sie auf dem gepflegten Rasen standen. Sie befanden sich teils im Schatten einer Hecke, doch ohnehin konnte außer einem anderen Vampir oder vielleicht einer Katze niemand sie sehen.
    »Dashbrooke scheint mir auch kein Mensch zu sein, der Haustiere hält«, erwiderte Reign, der die Wache beobachtete, die in diesem Moment um die Hausecke kam. »Er ist selbst zu sehr Tier.«
    Sobald die Wache wieder nach vorn ging, eilten Reign und Olivia über den Rasen in den finsteren Schatten des Cottages. Dort duckten sie sich unter eines der wenigen erhellten Fenster.
    »Sieh du hinein«, flüsterte Reign ihr ins Ohr, so dass sie unter seinem heißem Atem erschauderte. »Vielleicht kannst du James entdecken.«
    Langsam richtete Olivia sich so weit auf, wie sie es wagte, und lugte durch das Fenster. Drinnen saßen drei junge Männer an einem Tisch, tranken Bier und aßen Brot und Käse. Einer von ihnen war George Haversham, der über etwas lachte, das ein anderer gesagt hatte.
    Und jener Spaßvogel war James.
    »Er ist da!«. flüsterte sie, ging wieder in die Hocke und presste ihren Rücken an die glatte Außenmauer. Sie fühlte sich gleichermaßen erleichtert wie unsicher.
    »Warum sitzt er da und lacht mit seinen Freunden, wenn er ein Gefangener ist?«, murmelte sie vor sich hin. Sie zwang sich, Reign ins Gesicht zu sehen. »George Haversham wird nicht gegen seinen Willen festgehalten, das wissen wir. Und wenn Haversham einer von James’ Entführern ist, wieso sitzt er dann mit ihm zusammen und scherzt?«
    Reign blickte kurz durch das Fenster, dann wieder zu ihr. Er wirkte mitfühlend, nicht mitleidig. »Weil er kein Gefangener ist, Liv.«
    Was bedeutete, dass James freiwillig bei allem mitspielte.
    Er hatte geholfen, seine eigene Entführung zu inszenieren, ihr willentlich Kummer und Angst beschert.
    »Nein«, raunte sie, fühlte sich jedoch erstaunlich ruhig. »Das kann nicht sein.«
    »Sie gaukeln ihm eventuell etwas vor, um ihn hierzubehalten«, gab Reign zurück, nur hörte sie ihm an, dass er es selbst nicht glaubte. »Wir können nicht wissen, welche Lügen Dashbrooke ihm auftischt.«
    Ja, so musste es sein. James mochte ein närrischer junge sein, aber er würde sie niemals verraten. Oder? Nun, er würde sehr wohl, falls er sich davon einen entsprechend großen Lohn versprach. Dashbrooke konnte ihm sonst etwas eingeredet haben.
    Reign legte seine Hand auf Olivias Arm und riss sie jäh aus ihren Gedanken. »Spar dir die Fragen für später auf, wenn wir ihn wieder in Sicherheit gebracht haben. Im Moment musst du einen klaren Kopf bewahren.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte sie.
    Er gab ihr einen Kuss und ließ sie los. »Das ist mein Mädchen.«
    Bevor die Wache wieder nach hinten kam, hatten sie sich mit einem Sprung auf das Giebeldach begeben. Ein Blick durch eines der Gaubenfenster bestätigte ihnen, dass der Dachboden als Abstellraum genutzt wurde,

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