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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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gedacht hatte! »Was sollte es mir sagen? Dass du dich schuldig fühlst?«

    »Ach, um Himmels willen!« Er fiel mit einem dumpfen Aufprall gegen seine Rückenlehne zurück. »Hören wir auf, uns gegenseitig Salz in die Wunden zu reiben, ja? Nur für heute Nacht! «
    Schuld. Sie hatte recht. Es war Schuld, die ihn antrieb. Eigentlich sollte sie erfreut sein, doch wieder einmal wurden ihre Erwartungen enttäuscht. Ihr wäre es sehr viel lieber gewesen, er hätte ihr nicht gesagt, dass sie ihm etwas bedeutete. Dadurch fühlte sie sich nur schrecklich, weil sie vorhatte, ihn zu verraten.
    Der teuflische Plan war ihr anfangs so simpel erschienen, und keine Woche später zweifelte sie daran, zweifelte an sich. Sie stellte plötzlich alles in Frage, einschließlich der letzten dreißig Jahre ihres Lebens. Dabei wollte sie überhaupt nichts in Frage stellen. Sie wünschte sich vielmehr, dass ihr Leben endlich wieder unkompliziert wurde. Und das würde es, sobald sie wusste, dass James in Sicherheit war.
    Die Kutsche hielt, und prompt wich die Anspannung zwischen ihnen einer neuen.
    Waren die Entführer heute Abend hier? Vermutlich waren sie zu schlau, um sich ihr persönlich zu nähern. Selbst an einem öffentlichen Ort konnte sie ihnen gefährlich werden, ohne dass jemand es mitbekam. Nein, sie kamen gewiss nicht selbst, aber wahrscheinlich überwachten sie alles. Sie würden ihr einen Boten schicken und aus sicherer Entfernung beobachten, wie sie reagierte.
    »Bereit?«, fragte Reign, der die Tür öffnete.
    Olivia nickte. »Selbstverständlich.«
    Sie traten auf die Straße hinaus vor ein großes altes Gebäude mit verwitterter Fassade. Milchig-gelbes Licht erhellte die Fenster und betonte die zahlreichen Flecken auf dem Glas. Ehedem war es vielleicht ein hübsches Haus gewesen, möglicherweise sogar einladend. Heute hingegen wirkte alles verfallen und schmutzig, wie ein heruntergekommener Wüstling, der nicht begriff, dass die Tage, da er Jungfrauen verführen konnte, für ihn längst vorbei waren.
    Gut, dass Olivia ein schlichtes Kleid aus dunkelblauer Baumwolle trug. Es war leicht und bot ihr die größtmögliche Bewegungsfreiheit. Zudem würde sie nicht verzweifeln, sollte es zerrissen oder von Blutflecken ruiniert werden.
    Polternde, lebhafte Musik drang aus dem Wirtshaus. Ein paar Fiedeln spielten einen Reel, genau die Art Tanz, bei der Olivia trotz ihrer Nervosität prompt den Takt mit den Zehen klopfte.
    »Weißt du, wen du ansprechen sollst?«, fragte Reign, legte eine Hand auf ihren Rücken und führte sie zum Eingang.
    »Nein, das haben sie nicht gesagt. Ich frage den Wirt, ob ein Brief für mich abgegeben wurde.«
    Er nickte nur und stieß mit der freien Hand die schwere Eichentür auf.
    Lärm und Gerüche schlugen ihr wie eine Welle entgegen. Im Laufe der Jahre hatte sie ihren überempfindlichen Ohren und der Nase antrainiert, bestimmte Dinge zu ignorieren, die sie attackierten. Heute wurden ihre Sinne wach, wenn es notwendig war, und befanden sich ansonsten in einem Halbdämmerzustand. In Momenten wie diesem allerdings, wenn so vieles auf so kleinem Raum vor sich ging, waren die Sinneseindrücke einfach zu überwältigend - genau wie in dem Londoner Hotel.
    Olivia blieb gleich hinter der Schwelle stehen. Das Bombardement von allen Seiten machte es ihr unmöglich weiterzugehen. Weil sie so abrupt erstarrte, stieß Reign von hinten gegen sie, so dass sie seine harte Brust an ihren Schultern spürte. Seine Hand wanderte um ihre Taille und hielt sie fest. Neugierige Blicke musterten sie, manche kurz und desinteressiert, andere länger, dafür mit unverhohlener Verachtung. Die aggressive Atmosphäre weckte die Bestie in ihr, die ihrerseits aggressiv reagieren wollte, und ihre Kiefer juckten.

    »Ist schon gut! «, murmelte Reign ihr zu. Sanft streichelte er ihre Taille.
    Verdammt, warum musste er dauernd wissen, was in ihr vorging? Und wieso gelang es ihm verlässlich, sie zu beruhigen? Am meisten aber ärgerte sie, dass sie sich zu gern umdrehen und ängstlich an ihn klammern wollte.
    Sein Atem strich über ihr Ohr. »Möchtest du, dass ich den Wirt frage?«
    Konnte er ihre Gedanken lesen? Sie war wie versteinert. »Nein danke.«
    Hocherhobenen Hauptes bahnte sie sich einen Weg zwischen den betrunkenen Grobianen hindurch, die sich vor der Bar drängten. Die Tresenoberfläche war so rauh und vernarbt wie der Mann, der dahinter stand.
    Er betrachtete sie mit misstrauischen kleinen blauen Augen. »Was ist?«,

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